Herne. Fachkräftemangel zeigt sich überall im Land. Und dieser wird schlimmer. In den kommenden 10 Jahren wird mehr als ein Fünftel der derzeit Beschäftigten in NRW das 65. Lebensjahr vollenden und in Rente gehen. Die meisten von ihnen sind gut qualifiziert. Die Devise lautet: Wir müssen mehr Erwerbspersonenpotential akquirieren und dürfen keine Potenziale außer Acht lassen. Eine Personengruppe wird dabei aber immer viel zu wenig in den Blick genommen: Das sind Menschen mit einer Behinderung!
Mehr als ein Drittel aller Menschen mit einer Behinderung in Herne, die arbeitslos sind, sind Fachkräfte, Experten oder Spezialisten. Ihre Motivation ist hoch und sie können ihren Job genauso gut machen wie andere. Und doch scheuen viele Arbeitgeber die Einstellung. Unternehmen, die über 20 Arbeitsplätze zur Verfügung stellen, müssen nach dem Gesetzt mindestens 5 Prozent ihrer Belegschaft mit Menschen mit einer Behinderung besetzen. Zu oft jedoch, bleiben Arbeitsplätze noch unbesetzt.
Insgesamt 61,6 Prozent (486 Personen) aller schwerbehinderten Arbeitslosen in Herne suchen eine Anstellung im Helferbereich. Aber 31,2 Prozent (246 Personen) sind aus-gebildete Fachkräfte, hinzu kommen 4,0 Prozent (32 Personen) Spezialisten und 2,7 Prozent (21 Personen) Experten.
Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, ist von den Stärken und Potentialen dieser Menschen überzeugt: „Arbeitgeber vergeben sich Chancen bei der Einstellung dringend benötigter Fachkräfte. Menschen mit einer Be-hinderung können genauso produktiv sein wie Menschen ohne Behinderung. Egal, ob eine Behinderung angeboren ist oder erst im Laufe der Jahre, was in der Regel der Fall ist, auftritt. Eine Fachkraft bleibt eine Fachkraft. Und damit sie ihrer Arbeit nach-gehen kann, machen wir sehr vieles möglich.“
Das Team „Berufliche Rehabilitation und Teilhabe“ in der Agentur für Arbeit sorgt dafür, dass Fachkräfte für jeden Arbeitsplatz so ausgestattet werden, dass sie ihrer Ausbildung oder Arbeit ohne Probleme nachgehen können: „Wir nehmen die notwendigen Aufwendungen in die Hand, so dass Inklusion gelebt werden kann: Wir haben bereits in Unternehmen Lichtsignalanlagen einbauen, automatische Türen oder Rampen für Rollstühle anfertigen lassen. Bei einem Arbeitnehmer haben wir eine KFZ-Finanzierung ermöglicht, so dass er als Rollstuhlfahrer und Spezialist mit akademischer Ausbildung und im Gesundheitswesen tätig, selbstbestimmt und ohne fremde Hilfe täglich zur Arbeit fahren kann. Jeder Fall wird individuell begutachtet und dann entschieden, was möglich ist. Ist was möglich, wird es gemacht. Weder der Grad der Behinderung, noch das Alter, Ausbildung oder nicht, spielen eine Rolle. Fakt ist, dass wir die Inklusion deutlich besser für unseren Fachkräftebedarf nutzen können, aber selbstverständlich haben wir auch eine moralische Verantwortung.“
In Herne gibt es 206* Unternehmen und Institutionen, die aufgrund der Anzahl ihrer Arbeitsplätze dazu verpflichtet wären, Menschen mit einer Behinderung einzustellen. Demnach sollten laut gesetzlicher Regelung mindestens 2.396 Arbeitsplätze mit Men-schen mit einer Behinderung in Herne besetzt sein. Die freie Wirtschaft hat 1.840 Arbeitsplätze besetzt - 186 aber nicht. Der Öffentliche Dienst hat 361 Arbeitsplätze mit Menschen mit einer Behinderung besetzt – 10 aber nicht. Insgesamt sind in Herne aktuell 196 Arbeitsplätze, die mindestens für Menschen mit einer Behinderung vorgesehen sind, nicht besetzt. *Aktuellste Datenbasis, Jahr 2020, Quelle: Arbeitsmarktbeobachtung Bundesagentur für Arbeit NRW
Unternehmen erhalten weitere Informationen bei ihrem persönlichen Ansprechpartner im Arbeitgeber-Service oder unter der gebührenfreien Service-Rufnummer des Arbeit-geber-Service 0800 4 5555 20.