Zur Bilanz auf dem Herner Ausbildungsmarkt 2022/23

Mehr ausbilden, mehr Fachkräfte gewinnen.

16.11.2023 | Presseinfo Nr. 103

Zur Bilanzpressekonferenz auf dem Herner Ausbildungsmarkt erläutern am 16. November ihre Sicht: Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda (Stadt Herne), Dr. Katja Fox (Kompetenzfeldmanagerin der Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet „Menschen stärken“), Dirk W. Erlhöfer (Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen), Hans-Joachim Draht (stellvertretener Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Ruhr), Stefan Marx (Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbunds Ruhr-Mark) und Frank Neukirchen-Füsers (Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit)  sowie Stephanie Herrmann (Operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit).

Zum 30. September endete offiziell das Berufsberatungsjahr zum Ausbildungsmarkt 2022/23. Alle Daten sind zusammengetragen, jetzt wird Bilanz gezogen: Von Oktober 2022 bis zum Bilanzschluss dieses Jahres konnte die Agentur für Arbeit Herne insgesamt 1.371 junge Menschen erreichen, die nach einem Ausbildungsplatz suchen. Das sind 34 Jugendliche oder 2,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Demgegenüber stehen 797 betriebliche Ausbildungsstellen. Das sind 118 betriebliche Ausbildungsstellen oder 12,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Rein rechnerisch kommen damit derzeit in Herne auf 100 Ausbildungsstellen 172  Bewerberinnen und Bewerber. 

Eine Auszubildende in einer Holzwerkstatt

Die Situation auf dem Herner Ausbildungsmarkt hat sich mit Blick auf die letzten Jahre deutlich verbessert. Aber sie ist noch nicht entspannt. Es fehlen weiter betriebliche Ausbildungsstellen. Ein Pfund für Herne sind die schulischen Ausbildungsgänge im Gesundheits- und Pflegebereich. Wichtig ist eine gute Berufswahlentscheidung. Eine eingehende Berufsberatung, das praktische Ausprobieren in den Betrieben und auch die Unterstützung bei der Vermittlung in den Ausbildungsbetrieb bleiben wichtig.

Jugendliche mit einem guten Schulabschluss können sich immer öfter ihre Ausbildungsstellen aussuchen. Andere Jugendliche haben es noch deutlich schwerer. Aber auch sie werden auf dem Arbeitsmarkt benötigt. Wer nicht gleich im Wunschberuf landen kann, sollte offen bleiben für artverwandte Berufe. Unternehmen sollten nicht zu stark aufgrund von Noten auswählen, sondern schauen, ob der junge Mensch ins Unternehmen passt. Umso wichtiger sind die Aktivitäten aller Paktpartnerinnen und Paktpartner auf dem Ausbildungsmarkt. Diverse Ausbildungsmessen an den Schulen oder auch die Herner Gesundheitsmesse standen unter anderem im letzten Berichtsjahr auf der  Agenda der Agentur für Arbeit.

Gut ausgebildete Fachkräfte sind so gefragt, wie nie zuvor. Ob Ausbildung im Betrieb oder Studium an der Hochschule, beides wird dringend benötigt, um das Fachkräftepotential vor Ort zu stärken.

Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bochum, weiß, wie wichtig es ist, Jugendliche auf dem Weg in den Beruf nicht alleine zu lassen: „Eine individuelle Beratung bringt oft Klarheit ins Dunkel und hilft den Jugendlichen einen guten beruflichen Weg einzuschlagen. Neben unserer Ausbildungsakquise in den Betrieben sind wir verstärkt in Schulen, Berufskollegs aber auch Hochschulen und anderen Anlaufstellen von Jugendlichen präsent. Beratungsgespräche stehen überall auf der Tagesordnung. Auch Eltern spielen eine wichtige Rolle bei der Berufswahl ihrer Kinder. Die Chancen für junge Menschen einen Ausbildungsplatz zu bekommen sind zwar seit Jahrzehnten noch nie so gut gewesen wie aktuell. Aber es gilt auch, eine gute Entscheidung für den beruflichen Weg zu treffen. Unsere Beratungsangebote und Aktivitäten helfen den Jugendlichen dabei, eine gute Entscheidung zu fällen.“

Stephanie Herrmann, operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Bochum ergänzt: „Jugendliche mit schwierigeren Startbedingungen unterstützen wir besonders. Sie werden genauso auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt benötigt, wie alle anderen. Keiner darf auf dem Weg in den Beruf verloren gehen. Mit dem Förderinstrument „Assistierte Ausbildung“ bieten wir auch während der Ausbildung Hilfe an und sorgen dafür, dass die Jugendlichen sowohl im Betrieb als auch in der Schule wie auch im sozialen Kontext aufgefangen werden. Im kommenden Jahr werden wir uns – im Sinne der jungen Menschen und der Unternehmen – weiter verstärkt dafür einsetzen.“

Oberbürgermeiser Dr. Frank Dudda sagt: „Die Jahresbilanz zum Ausbildungsmarkt zeigt, in Herne gibt es viele Jugendliche, die sich für eine Ausbildung interessieren. 1.371 Bewerberinnen und Bewerber stehen 797 gemeldeten Ausbildungsstellen gegenüber. 21,1 Prozent der Betriebe in Herne bilden im dualen System aus, der Anteil der Auszubildenden an den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen liegt bei 8,5 Prozent . Das ist im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt ein hohes Niveau. Die geringe Zahl an unversorgten Jugendlichen und mehr als 800 Auszubildende im schulisch-medizinischen Bereich, die in diesem Jahr an den beiden Ausbildungsstätten der St. Elisabethgruppe und der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft eine Ausbildung aufgenommen haben, belegen, dass Herne mittlerweile auch ein attraktiver Ausbildungsstandort ist.“

Für die Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet, spricht Dr. Katja Fox: „Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist stabil und wieder auf dem Vor-Corona-Niveau mit einem Plus von 3,9 Prozent. In Herne liegt die Zahl der Ausbildungsverträge auf dem Vorjahresniveau mit einem leichten Plus von 0,5 Prozent. Herausfordernd ist aber, dass immer mehr Ausbildungsverträge entweder noch in der Probezeit oder im ersten Jahr aufgelöst werden. Die Quote liegt im IHK-Bezirk aktuell bei 15 Prozent, deutschlandweit mittlerweile bei fast 30 Prozent“, sagt das Mitglied des Führungsteams der IHK Mittleres Ruhrgebiet. „Wir müssen leider feststellen, dass Erwartungen von Auszubildenden und Betrieben immer weiter auseinanderklaffen“, so Fox weiter. „Unsere IHK wird sich deshalb darauf konzentrieren, die Ausbildungsbetriebe für die Belange der Generation Z zu sensibilisieren. Diese jungen Menschen wollen eine sinnstiftende Tätigkeit schon während ihrer Ausbildung erfahren und bringen ganz andere Kompetenzen mit als jede Generation zuvor.“ Die Betriebe seien deshalb gut beraten, ihre Azubis mit konkreten Projekten zu betrauen und ihnen erste Verantwortung zu übertragen. Die IHK werde darüber hinaus mit einer Praktikumsoffensive das frühe Matching von Schüler:innen und Unternehmen vorantreiben.“

Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, erläutert die aktuelle Situation auf dem Herner Ausbildungsmarkt wie folgt: „Dass wir seit Jahren in Herne einen Bewerberüberhang haben und an vielen Stellen einiges getan wird, um dies zu ändern, ist bekannt. Ich möchte eine Zahl besonders hervorheben: wir haben aktuell 53 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber. Das ist eine ermutigende Zahl, denn die war in den vergangenen Jahren schon um ein Vielfaches höher. Wir schaffen es also, den suchenden jungen Menschen entweder Alternativen aufzuzeigen oder über die Nachvermittlung das passende Matching hinzukriegen. Insofern gilt: nicht nachlassen, es lohnt sich!"

Zwei Auszubildende in einer KFZ Werkstatt

Hans-Joachim Draht, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Ruhr, hebt hervor, wie wichtig und systemrelevant das Handwerk ist: „Das Ausbildungsengagement im Herner Handwerk ist ungebrochen hoch. 255 jungen Menschen wurde zum bundeseinheitlichen Stichtag am 30. September der Einstieg in eine qualifizierte Berufsausbildung ermöglicht. Die Handwerksbetriebe würden noch mehr ausbilden, wenn es Bewerberinnen und Bewerber gäbe; denn einige Lehrstellen in Herne konnten laut Statistik der Handwerkskammer Dortmund zum Stichtag nicht besetzt werden. Die Zahlen sind jedoch nur eine Momentaufnahme, da auch nach dem 30. September noch Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden bzw. noch werden. Ich kann alle jungen Menschen nur bestärken, ihren Berufsweg im Handwerk zu starten und die zahlreichen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu nutzen. Wer Zukunft gestalten will, der ist im Handwerk genau richtig. Klimawandel und Elektromobilität sind nur zwei von vielen Zukunftsthemen, die ohne das Handwerk nicht zu meistern sind. Das Handwerk setzt  sich in allen Belangen für Nachhaltigkeit ein, dies interessiert viele junge Menschen. Der Handwerker von heute ist der Klimaretter der Zukunft.“

Aus Sicht des Geschäftsführers des Deutschen Gewerkschaftsbund Ruhr-Mark, Stefan Marx, muss die duale Ausbildung noch stärker von den Betrieben in den Fokus genommen werden: „Trotz aller Bemühungen, ist es wie jedes Jahr. In Herne gibt es für die jungen Menschen immer noch zu wenige Angebote in der dualen Ausbildung. Insbesondere durch den vorherrschenden Arbeitskräftemangel ist es immens wichtig, dass wir alle BewerberInnen versorgen können und Unentschlossene für eine Ausbildung begeistern können. Wir können uns auch in Herne nicht erlauben, einen Jugendlichen zurückzulassen. Es ist notwendig weiterhin alle Kräfte zu intensivieren und die Unternehmen müssen im eigenen Interesse mehr ausbilden.“


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