Der Bochumer Arbeitsmarkt im Mai 2023 auf einen Blick

Weniger Arbeitslose im Mai - Späte, leichte Frühjahrsbelebung, weitere Entwicklung bleibt aber abzuwarten

31.05.2023 | Presseinfo Nr. 63

Bochum. Nachdem im April keine wirkliche Frühjahrsbelebung zu erkennen war, lassen die Arbeitsmarktzahlen im Mai eine positive Entwicklung erkennen. Zum ersten Mal in diesem Jahr ist die Arbeitslosigkeit mit minus 245 Personen deutlich rückläufig. Dieser starke Rückgang ist für einen Mai - mit Blick auf vorherige Jahre - eine gute Entwicklung. Umso mehr, berücksichtigt man, dass derzeit das Wirtschaftswachstum leicht getrübt ist.

Zwar verzeichnet die Arbeitsagentur nicht mehr Einstellungen, die Entlassungen aber sind rückläufig. Noch im April gab es ein starkes Ansteigen der Zugänge in die Arbeitslosigkeit aus einer Erwerbstätigkeit. Hier kam das Quartalsende statistisch deutlich zum Tragen. Darüber hinaus sind aktuell mehr Menschen durch arbeitsmarktpolitische Unterstützungsangebote – dazu zählen auch Weiterbildungen oder Sprachkurse – gebunden. Sie zählen nicht als arbeitslos, werden aber in der Unterbeschäftigung mit aufgeführt.

Anders als der Vergleich mit dem Vormonat, sieht der Vergleich mit dem Vorjahr aus. Hier ist die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Mai 2022 gestiegen. Für Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bochum, ist das nicht verwunderlich. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt 2020 und 2021 hat durch Corona arg gelitten. 2022 kam es dann zu einem Aufschwung, nachdem die Auswirkungen der Pandemie auf dem Arbeitsmarkt deutlich zurück gingen und die Folgen des Ukrainekrieges sich noch nicht statistisch bemerkbar machten.

Der Arbeitsmarktexperte erläutert: „Die gestiegene Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr ist leicht zu erklären. Ende Mai letzten Jahres wurde die Betreuung und Beratung der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer in die Grundsicherung übertragen. Die Statistik wies dies zum ersten Mal im Juni 2022 aus. Der Vorjahresvergleich basiert also noch auf den Zahlen ohne diese Personengruppe. Im kommenden Monat werden sich die Zahlen wahrscheinlich schon wieder im Jahresvergleich stärker angleichen.“

Insgesamt überlagern die Folgen des Ukrainekrieges weiterhin das gesamte Marktgeschehen und die Unternehmen bleiben verhalten. Zwar scheint sich die Problematik von Materialengpässen zu legen und auch die Energiepreise gehen zurück, der Krieg ist dennoch weiterhin auf dem Arbeitsmarkt spürbar. Gestiegene Personalkosten wirken sich ebenso auf das unternehmerische Handeln aus. Bei Neueinstellungen gibt es noch eine stärkere Zurückhaltung als sonst üblich.


Arbeitslosigkeit
Im Mai 2023 sind mit insgesamt 16.767 gemeldeten Arbeitslosen in Bochum 245 Personen oder 1,4 Prozent weniger arbeitslos als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Arbeitslosigkeit damit um 562 Personen oder 3,5 Prozent erhöht. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen beträgt im Mai 8,5 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 8,3 Prozent (0,2 Prozentpunkte weniger).

Langzeitarbeitslosigkeit
Insgesamt 6.879 Personen (SGB III und SGB II) sind länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt und damit derzeit in Bochum langzeitarbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vormonat sind dies 123 Langzeitarbeitslose weniger. Im Vergleich zum Vorjahr um diese Zeit sinkt die Zahl um 386 Personen. 92,6 Prozent (6.367 Personen) aller Langzeitarbeitslosen sind in der Grundsicherung gemeldet.

Jugendarbeitslosigkeit
1.192 Jugendliche sind aktuell in Bochum arbeitslos gemeldet. Zu den Jugendlichen zählen in der Arbeitsmarktstatistik alle Personen unter 25 Jahren. Verglichen mit dem Vormonat sind dies 69 Arbeitslose (6,1 Prozent) mehr. Verglichen mit dem Vorjahr um diese Zeit sind es 203 arbeitslose junge Menschen oder 20,5 Prozent mehr.

Arbeitslosigkeit der Älteren
Aktuell sind 5.764 ältere Personen in Bochum arbeitslos gemeldet. Zu den älteren Personen zählen in der Arbeitslosenstatistik alle, die das 50. Lebensjahr überschritten haben. Das sind im Vergleich zum Vormonat 110 Personen oder 1,9 Prozent weniger. Verglichen mit dem Vorjahr um diese Zeit sind es 16 Arbeitslose weniger (0,3 Prozent).

Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung – SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III - Sozialgesetzbuch III) sind derzeit in Bochum 3.927 Personen arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vormonat sind das 132 Personen oder 3,3 Prozent weniger. Im Vorjahresvergleich zeigt sich hier eine Erhöhung um 419 Personen oder 11,9 Prozent.

Entwicklung in der Grundsicherung – SGB II
Die Grundsicherung (SGB II - Sozialgesetzbuch II) zählt im Mai 2023 insgesamt 12.840 Arbeitslose. Das sind 113 Arbeitslose weniger (0,9 Prozent) als im Vormonat und verglichen mit dem Vorjahresmonat 143 Arbeitslose oder 1,1 Prozent mehr. Von allen Arbeitslosen sind damit rund 76,6 Prozent in der Grundsicherung gemeldet.

Stellenangebote
538 neue Stellenangebote wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit im Mai 2023 gemeldet. Gegenüber dem Vormonat sind das 279 Stellenmeldungen weniger. Im Vergleich zum Vorjahr um diese Jahreszeit 237 Stellen weniger. Im Bestand befinden sich in diesem Monat insgesamt 3.990 offene Stellen. Das sind 287 weniger als im Vormonat und 133 weniger als im Vorjahresmonat.

Unterbeschäftigung
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die nicht als arbeitslos gelten, weil sie Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik sind oder sich in einem arbeitsmarktbedingten Sonderstatus befinden. Diese Personen werden zur Unterbeschäftigung gerechnet, weil sie für Menschen steht, denen ein reguläres Beschäftigungsverhältnis fehlt. Insgesamt waren in diesem Monat 22.350 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Verglichen mit dem Vormonat sind das 53 Personen weniger. Ein Blick auf das Vorjahr zeigt einen Anstieg um 1.148 Personen.


Zur Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt

• 1.819 gemeldete Bewerber im Mai 2023
o plus 26 Jugendliche zum Vorjahr
o noch 822 Jugendliche aktuell unversorgt
• 2.017 gemeldete Ausbildungsstellen im Mai 2023
o minus 103 Stellen zum Vorjahr
o noch 1.073 Stellen aktuell unbesetzt.

Insgesamt meldeten sich auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle seit Beginn des Beratungsjahres im Oktober letzten Jahres bis Mai dieses Jahres 1.819 Bewerberinnen und Bewerber bei der Agentur für Arbeit. Das sind aktuell 26 Jugendliche oder 1,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Zugleich gab es 2.017 Meldungen für Berufsausbildungsstellen. Das entspricht einem Minus von 103 Stellen oder 4,9 Prozent. Ende Mai waren noch 822 Bewerber unversorgt und 1.073 Ausbildungsstellen unbesetzt.