Herne. Im Mai verloren weniger Menschen ihren Job als im Vormonat. Zwar konnten nicht mehr Menschen in diesem Monat als im April in Arbeit vermittelt werden, dennoch zeigen die aktuellen Zahlen im Vergleich mit den sechs Vorgängerjahren eine gute Entwicklung auf. Auch unter Berücksichtigung eines leicht getrübten Wirtschaftswachstums sieht Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, für diesen Monat eine gute Tendenz.
Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt gleicht seit drei Monaten einem Auf und Ab: Im März zeigte sich eine leichte, typische Frühjahrsbelebung, die dann gleich im April wieder zum Stocken kam. Durch das Quartalsende stieg die Arbeitslosigkeit leicht an. Aktuell ist sie aber gegenüber den letzten sechs Jahren im Mai noch nie so stark zurückgegangen.
„Die Unternehmen halten ihr Personal. Auch wenn sie bei Neueinstellungen derzeit hadern, ist das erst einmal gut“, so der Arbeitsmarktexperte. „Ein weiterer Grund für den Rückgang ist ein gestiegener Anteil derer, die durch arbeitsmarktpolitische Unterstützungsangebote – dazu zählen auch Weiterbildungen oder Sprachkurse – gebunden sind. Sie zählen nicht als arbeitslos, werden aber in der Unterbeschäftigung mit aufgeführt.
Den Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr kann Neukirchen-Füsers gut erklären: „Insgesamt war der Rückgang der Arbeitslosigkeit von April auf Mai mit minus 3,4 Prozent seit sechs Jahren noch nie so hoch wie in diesem Jahr. Die gestiegene Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr ist gut nachzuvollziehen: Ende Mai letzten Jahres wurde die Betreuung und Beratung der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer in die Grundsicherung übertragen. Die Statistik wies dies zum ersten Mal im Juni 2022 aus. Der Vorjahresvergleich berücksichtigt diese Personengruppe somit noch nicht. Im kommenden Monat werden sich die Zahlen wahrscheinlich schon wieder im Jahresvergleich stärker angleichen.“
Die Folgen des Ukrainekrieges überlagern weiter das gesamte Marktgeschehen und die Unternehmen bleiben verhalten. Zwar scheint sich die Problematik von Materialengpässen zu legen und auch die Energiepreise gehen zurück, die Nachwirkungen sind jedoch noch spürbar und auch die gestiegenen Personalkosten zeigen ihre Wirkung. Die Unternehmer hadern mit der Rekrutierung von neuem Personal stärker als früher.
Arbeitslosigkeit
Im Mai 2023 sind mit insgesamt 8.735 gemeldeten Arbeitslosen in Herne 305 Personen oder 3,4 Prozent weniger arbeitslos als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Arbeitslosigkeit damit um 490 Personen oder 5,9 Prozent erhöht. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen beträgt im Mai 10,7 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 10,3 Prozent (0,4 Prozentpunkte weniger).
Langzeitarbeitslosigkeit
Insgesamt 3.214 Personen (SGB III und SGB II) sind länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt und damit derzeit in Herne langzeitarbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vormonat sind dies 87 Langzeitarbeitslose weniger. Im Vergleich zum Vorjahr um diese Zeit sinkt die Zahl um 611 Personen. 92,9 Prozent (2.986 Personen) aller Langzeitarbeitslosen sind in der Grundsicherung gemeldet.
Jugendarbeitslosigkeit
903 Jugendliche sind aktuell in Herne arbeitslos gemeldet. Zu den Jugendlichen zählen in der Arbeitsmarktstatistik alle Personen unter 25 Jahren. Verglichen mit dem Vormonat sind dies 22 Arbeitslose (2,4 Prozent) weniger. Verglichen mit dem Vorjahr um diese Zeit sind es 160 arbeitslose junge Menschen oder 21,5 Prozent mehr.
Arbeitslosigkeit der Älteren
Aktuell sind 2.610 ältere Personen in Herne arbeitslos gemeldet. Zu den älteren Personen zählen in der Arbeitslosenstatistik alle, die das 50. Lebensjahr überschritten haben. Das sind im Vergleich zum Vormonat 77 Personen oder 2,9 Prozent weniger. Verglichen mit dem Vorjahr um diese Zeit sind es 172 Arbeitslose mehr (7,1 Prozent).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung – SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III - Sozialgesetzbuch III) sind derzeit in Herne 1.901 Personen arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vormonat sind das 36 Personen oder 1,9 Prozent weniger. Im Vorjahresvergleich zeigt sich hier eine Erhöhung um 182 Personen oder 10,6 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung – SGB II
Die Grundsicherung (SGB II - Sozialgesetzbuch II) zählt im Mai 2023 insgesamt 6.834 Arbeitslose. Das sind 269 Arbeitslose weniger (3,8 Prozent) als im Vormonat und verglichen mit dem Vorjahresmonat 308 Arbeitslose oder 4,7 Prozent mehr. Von allen Arbeitslosen sind damit rund 78,2 Prozent aller Arbeitslosen in der Grundsicherung gemeldet.
Stellenangebote
85 neue Stellenangebote wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit im Mai 2023 gemeldet. Gegenüber dem Vormonat sind das 59 Stellenmeldungen weniger. Im Vergleich zum Vorjahr um diese Jahreszeit 123 neue gemeldete Stellen weniger. Im Bestand befinden sich in diesem Monat insgesamt 989 offene Stellen. Das sind 84 weniger als im Vormonat und 128 weniger als im Vorjahresmonat.
Unterbeschäftigung
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die nicht als arbeitslos gelten, weil sie Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik sind oder sich in einem arbeitsmarktbedingten Sonderstatus befinden. Diese Personen werden zur Unterbeschäftigung gerechnet, weil sie für Menschen steht, denen ein reguläres Beschäftigungsverhältnis fehlt. Insgesamt waren in diesem Monat 12.347 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Verglichen mit dem Vormonat sind das 125 Personen weniger. Ein Blick auf das Vorjahr zeigt einen Anstieg um 810 Personen.
Zur Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt
1.158 gemeldete Bewerber im Mai 2023
- minus 24 Jugendliche zum Vorjahr
- noch 540 Jugendliche aktuell unversorgt
731 gemeldete Ausbildungsstellen im Mai 2023
- minus 94 Stellen zum Vorjahr
- noch 445 Stellen aktuell unbesetzt.
Insgesamt meldeten sich auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle seit Beginn des Beratungsjahres im Oktober letzten Jahres bis Mai dieses Jahres 1.158 Bewerberinnen und Bewerber bei der Agentur für Arbeit. Das sind aktuell 24 Jugendliche oder 2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Zugleich gab es 731 Meldungen für Berufsausbildungsstellen. Das entspricht einem Minus von 94 Stellen oder 11,4 Prozent. Ende Mai waren noch 540 Bewerber:innen unversorgt und 445 Ausbildungsstellen unbesetzt.