Bochum. Mit dem Ende des ersten Halbjahres zeigen sich erste Anzeichen einer Sommerflaute auf dem Arbeitsmarkt. Das ist nicht ungewöhnlich. Die Erfahrung zeigt, dass die Sommerzeit regelmäßig von einem leichten Abschwung gekennzeichnet ist. Die Arbeitslosigkeit steigt leicht.
Insbesondere betroffen sind die Jugendlichen. Ausbildungsverträge laufen aus, junge Menschen melden sich arbeitslos und auch das Quartalsende macht sich statistisch bemerkbar. Aufgrund der frühen Sommerferien ist es im Juni darüber hinaus zu weniger Einstellungen gekommen. Viele Unternehmen stellen erst nach der Sommerpause wieder ein.
Darüber hinaus stockt der Arbeitsmarkt. Die Rahmenbedingungen haben sich verschlechtert: Hohe Zinsen, Energiepreise und die Inflation sowie der Krieg in der Ukraine wirken sich weiter auf das Marktgeschehen aus.
Erfreulich bezeichnet Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bochum, jedoch, dass die Arbeitslosigkeit trotz beginnender Sommerflaute weiter unterhalb der 17-tausender Marke. Zu Pandemiezeiten bewegte sie sich deutlich oberhalb der 19-tausender Marke (2020). Erst im Vorjahr verbesserte sie sich merklich und unterschritt den Wert von 17.000.
„Die Arbeitslosigkeit hat sich in diesem Jahr sehr moderat bewegt. Nur einmal, das war im April, lag sie über 17.000. Aktuell verzeichnen wir einen erhöhten Anstieg in der Jugendarbeitslosigkeit. Dies wird sich erfahrungsgemäß in einigen Wochen, wenn die jungen Leute wieder eine Anschlussbeschäftigung gefunden haben, legen. Gut ausgebildete Fachkräfte werden immer gut und schnell vermittelt. Trotz einsetzender Sommerflaute verzeichnen wir ein Plus an Stellenmeldungen und die Chancen für die jungen Leute sind gut. Die Herausforderung ist eher, dass wir nicht alle offenen Stellen besetzen können. Das Stellenbesetzungsverfahren dauert erkennbar länger als früher und nicht selten geht der Fachkräftebedarf an den Arbeitslosen vorbei. Selbst wenn alle inländischen Hebel zur Fach- und Arbeitskräftesicherung greifen, wird es auch in Bochum aus demografischen Gründen nicht reichen, um den Arbeitskräftebedarf zu decken. Hier müssen wir umdenken, Aus- und Weiterbildung deutlich stärker forcieren und zukünftig mehr Fachkräften aus dem Ausland Chancen bieten.
Arbeitslosigkeit
Im Juni 2023 sind mit insgesamt 16.905 gemeldeten Arbeitslosen in Bochum 138 Personen oder 0,8 Prozent mehr arbeitslos als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit damit um 131 Personen oder 0,8 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen beträgt im Juni 8,6 Prozent. Damit hat sie sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert.
Langzeitarbeitslosigkeit
Insgesamt 6.938 Personen (SGB III und SGB II) sind länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt und damit derzeit in Bochum langzeitarbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vormonat sind dies 59 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr um diese Zeit sinkt die Zahl um 258 Personen. 92,2 Prozent (6.400 Personen) aller Langzeitarbeitslosen sind in der Grundsicherung gemeldet.
Jugendarbeitslosigkeit
1.242 Jugendliche sind aktuell in Bochum arbeitslos gemeldet. Zu den Jugendlichen zählen in der Arbeitsmarktstatistik alle Personen unter 25 Jahren. Verglichen mit dem Vormonat sind dies 50 Arbeitslose (4,2 Prozent) mehr. Verglichen mit dem Vorjahr um diese Zeit sind es 68 arbeitslose junge Menschen oder 5,8 Prozent mehr.
Arbeitslosigkeit der Älteren
Aktuell sind 5.813 ältere Personen in Bochum arbeitslos gemeldet. Zu den älteren Personen zählen in der Arbeitslosenstatistik alle, die das 50. Lebensjahr überschritten haben. Das sind im Vergleich zum Vormonat 49 Personen oder 0,9 Prozent mehr. Verglichen mit dem Vorjahr um diese Zeit sind es 39 Arbeitslose weniger (0,7 Prozent).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung – SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III - Sozialgesetzbuch III) sind derzeit in Bochum 4.012 Personen arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vormonat sind das 85 Personen oder 2,2 Prozent mehr. Im Vorjahresvergleich zeigt sich hier eine Erhöhung um 410 Personen oder 11,4 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung – SGB II
Die Grundsicherung (SGB II - Sozialgesetzbuch II) zählt im Juni 2023 insgesamt 12.893 Arbeitslose. Das sind 53 Arbeitslose mehr (0,4 Prozent) als im Vormonat und
verglichen mit dem Vorjahresmonat 279 Arbeitslose oder 2,1 Prozent weniger. Von allen Arbeitslosen sind damit rund 76,3 Prozent in der Grundsicherung gemeldet.
Stellenangebote
679 neue Stellenangebote wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit im Juni 2023 gemeldet. Gegenüber dem Vormonat sind das 141 Stellenmeldungen mehr. Im Vergleich zum Vorjahr um diese Jahreszeit 63 Stellen weniger. Im Bestand befinden sich in diesem Monat insgesamt 3.861 offene Stellen. Das sind 129 weniger als im Vormonat und 295 weniger als im Vorjahresmonat.
Unterbeschäftigung
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die nicht als arbeitslos gelten, weil sie Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik sind oder sich in einem arbeitsmarktbedingten Sonderstatus befinden. Diese Personen werden zur Unterbeschäftigung gerechnet, weil sie für Menschen steht, denen ein reguläres Beschäftigungsverhältnis fehlt.
Insgesamt waren in diesem Monat 22.268 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Verglichen mit dem Vormonat sind das 54 Personen weniger. Ein Blick auf das Vorjahr zeigt einen Anstieg um 488 Personen.
Zur Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt
- 1.955 gemeldete Bewerber:innen im Juni 2023
- plus 51 Jugendliche zum Vorjahr
- noch 700 Jugendliche aktuell unversorgt
- 2.078 gemeldete Ausbildungsstellen im Juni 2023
- minus 120 Stellen zum Vorjahr
- noch 1.004 Stellen aktuell unbesetzt
Insgesamt meldeten sich auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle seit Beginn des Beratungsjahres im Oktober letzten Jahres bis Juni dieses Jahres 1.955 Bewerberinnen und Bewerber bei der Agentur für Arbeit. Das sind aktuell 51 Jugendliche oder 2,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Zugleich gab es 2.078 Meldungen für Berufsausbildungsstellen. Das entspricht einem Minus von 120 Stellen oder 5,5 Prozent. Ende Juni waren noch 700 Bewerber:innen unversorgt und 1.004 Ausbildungsstellen unbesetzt.
Wichtige Telefonnummern und eServicevarianten:
- 0234 305 5555: Regionale Hotline der Agentur für Arbeit Bochum
- 0800 4 5555 00: Kostenfreie Servicenummer für Arbeitnehmer
- 0800 4 5555 20: Kostenfreie Servicenummer für Arbeitgeber
- Bochum.Berufsberatung@arbeitsagentur.de für Jugendliche
- www.arbeitsagentur.de/eServices
- www.arbeitsagentur.de/kurzarbeit
- Mit der App „BA-Mobil“ schneller rund um die Uhr Kontakt. Die App kann im Apple App Store und im Google Play Store heruntergeladen werden.
Mehr Datenmaterial und Erläuterung zur Entwicklung auf dem Bochumer Arbeitsmarkt finden Sie anliegend oder unter: Agentur für Arbeit Bochum>Statistik