Ausbildung: Das Sprungbrett für die Zukunft

Zur Bilanz auf dem Ausbildungsmarkt in Bochum 2023/24

19.11.2024 | Presseinfo Nr. 80

Der Ausbildungsmarkt in Bochum bleibt dynamisch: Bis zum Abschluss des Ausbildungsjahres Ende Oktober waren insgesamt 2.292 Interessierte als Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle oder ein duales Studium bei der Berufsberatung gemeldet. Die Nachfrage nach dualen Ausbildungs- oder Studienplätzen hat sich damit im zurückliegenden Jahr leicht um 3,1 Prozent (69 Jugendliche) erhöht. Gleichzeitig ging die Anzahl der angebotenen Ausbildungsstellen und dualen Studienplätze auf 2.128 zurück, was einem Rückgang von 117 Plätzen oder rund 5,2 Prozent entspricht.

Christopher Meier, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, erklärt, warum eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung wichtiger denn je ist: „Wir können es uns nicht leisten, auf qualifizierten Nachwuchs zu verzichten und eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung bleibt das ideale Sprungbrett für die Zukunft. Der Fachkräftebedarf wird in den nächsten Jahren noch mehr zunehmen. Ebenso wie der internationale Konkurrenzkampf der Länder, die Fachkräfte suchen. Jede Arbeitskraft wird auf dem Arbeitsmarkt benötigt. Wir brauchen gut ausgebildetes Personal. Unser Fokus wird zukünftig daher noch stärker auf diejenigen gerichtet sein, die unsere Unterstützung auf der Suche nach einer Ausbildung brauchen. Wir können es uns nicht erlauben, dass jemand auf dem Weg ins Berufsleben verloren geht!“

Auch aus diesem Grund verweist Bochums Sozialdezernentin Britta Anger auf die Demografie und gibt zu bedenken: „Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist und wird Ausbildung immer wichtiger. Wir als Arbeitgeberin Stadt Bochum bilden seit vielen Jahren über unseren Bedarf hinaus aus, 2024/25 bieten wir  bis zu 195 Ausbildungsstellen in 27 Ausbildungsberufen an. Gleichzeitig engagiert sich die Stadt in der Nachwuchssicherung für die Pflege und in den Erziehungsberufen, zwei gesellschaftliche Bereiche der Daseinsvorsorge, die dringenden Bedarf haben.“

Dr. Katja Fox, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der IHK Mittleres Ruhrgebiet, freut sich über die stabile Lage am Ausbildungsmarkt im Kammerbezirk der IHK: „Im Oktober dieses Jahres lag die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge bei 2005, ein Rückgang von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allein in Bochum verzeichnete unsere IHK 1195 abgeschlossene Ausbildungsverträge (- 0,4 Prozent), darunter 717 Verträge für kaufmännische Berufe (- 3,5 Prozent) sowie 478 Verträge im industriell-technischen Bereich (+4,6 Prozent). Es bestätigt sich ein Trend, der sich schon im Vorjahr abgezeichnet hat: Im industriell-technischen Bereich verzeichnen wir einen starken Anstieg an neuen Berufsausbildungsverträgen. Dagegen sinkt der Anteil der kaufmännischen Ausbildungsverträge. Auffällig ist auch, dass viele Verträge bereits in der Probezeit gelöst werden. Im Anschluss können die Betriebe die frei gewordenen Stellen nicht nachbesetzen.“

Alexander Füten vom Arbeitgeberverband Ruhr freut sich über das gestiegene Interesse der Jugendlichen für eine duale Ausbildung und erklärt: „Mehr Jugendliche streben eine betriebliche Ausbildung an. Das ist erst einmal ein gutes Zeichen und wurde aufgrund des demografischen Wandels in der Vergangenheit anders prognostiziert. Die multiplen Krisen der vergangenen vier Jahre haben auch Auswirkungen auf die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen. Vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Flaute kann sich die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen in Bochum sehen lassen. Für Unternehmen gilt immer mehr: Sie müssen auf der Suche nach Auszubildenden auf sich aufmerksam machen. Da gibt es sicher „Luft nach oben“ und würde an der ein oder anderen Stelle auch das Matching-Problem lösen.“ 
 

Hans-Joachim Drath, stellvertretender Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Ruhr, betont, dass eine Vermittlung in Ausbildung auch jetzt noch möglich sei: „Eine Ausbildung im Handwerk ist genau das Richtige. Das haben dieses Jahr 1.200 junge Menschen erkannt und zum Stichtag 30. September  ihre Ausbildung im Ruhr-Handwerk begonnen. Das Ruhr-Handwerk steht zu seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung und es benötigt engagierte Nachwuchskräfte.  Wir möchten allen Unentschlossenen und ihren Eltern zurufen: Der Start in die Ausbildung ist immer noch möglich und setzt den Grundstein für vielfältige Entwicklungs- und Karrierechancen -   bis hin zur Selbstständigkeit! Das Handwerk ist Klimaschützer, Regionalversorger, Hightech, digital, krisenfest und vielfältig. Genügend Argumente für den richtigen Schritt Richtung Handwerk.“

Der Deutsche Gewerkschaftsbund bedauert den Rückgang gemeldeter Ausbildungsstellen in diesem Jahr. Stephan Marx ruft auch in diesem Jahr zu mehr Ausbildung auf: „Leider verstetigt sich der Trend zu weniger Ausbildungsstellen. Das ist für unsere Wirtschaft und für die unversorgten Jugendlichen gleichermaßen dramatisch. Die Betriebe müssen ihre Bemühungen verstärken, junge Menschen in Ausbildung zu bringen und dazu benötigen wir dringend mehr betriebliche Ausbildungsstellen.“

Trotz des Rückgangs der Ausbildungsstellen ist Bochum jedoch ein attraktiver Ort für junge Menschen, die eine Ausbildung beginnen möchten. Das Portfolio an Ausbildungsplätzen ist weit gefächert und die Vermittlungen laufen weit über die Bilanz hinaus weiter. Der Ausgleich am Ausbildungsmarkt wird seit Jahren allerdings erschwert, weil Angebot und Nachfrage oftmals regional, berufsfachlich oder qualifikatorisch nicht immer zusammenpassen. Aktuell zählt die Agentur für Arbeit noch 96 unversorgte Bewerber*innen. Um diese mit den noch unbesetzten Ausbildungsstellen zusammenzubringen, werden die Vermittlungsaktivitäten bis mindestens Ende des Jahres fortgesetzt. Außerdem melden sich in den nächsten Wochen erfahrungsgemäß noch junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen (wieder) auf der Suche nach einer Ausbildung sind. Auch Betriebe bieten noch Ausbildungsstellen, die (wieder) frei geworden sind. Es lohnt sich also weiterhin, sich mit der Agentur für Arbeit in Verbindung zu setzen, sowohl für die Ausbildungssuchenden als auch für die Betriebe.

Die Jugendlichen in Bochum suchen schwerpunktmäßig noch eine Ausbildung bzw. ein duales Studium als: Kaufmann/-frau (Büromanagement), KFZ Mechatroniker*in (PKW-Technik), Fachinformatiker*in (Anwendungsentwicklung), Anlagenmechaniker*in (Sanitär-/Heizung-Klimatechniker), Fachinformatiker*in (Systemintegration), Verkäufer*in, Medizinische/r Fachangestellte/r, Maler/Lackierer*in, Tierpfleger*in und Industriemechaniker*in.

Regionale Unternehmen haben bisher 2.183 Ausbildungs- und duale Studienplätze gemeldet. Das sind 117 Stellen oder 5,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. Rein rechnerisch kommen damit auf 100 Stellen 108 Bewerber*innen. Es blieben zum Stichtag dieser Bilanz noch 387 Ausbildungs- und duale Studienplätze unbesetzt, vor allem in den Berufen Verkäufer*in, Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Zahnmedizinische/r Fachangestellte*r, Medizinische*r Fachangestellte*r und Fleischer*in.

Die Berufs- und Studienberatung ist telefonisch (auch per Videotelefonie) montags bis freitags in der Zeit von 8 bis 18 Uhr erreichbar und bietet individuelle Beratungen an: Hotline 0800 4 5555 00. 
 

Paktpartner zum Ausbildungsmark
Das Bild zeigt von links: Dr. Katja Fox (IHK), Hans-Joachim Draht (Kreishandwerkerschaft Ruhr), Britta Anger (Stadt Bochum), Stefan Marx (DGB), Alexander Füten (AGV Ruhr),Stephanie Herrmann (Agentur für Arbeit), Christopher Meier (Agentur für Arbeit)