Arbeitsmarkt weitgehend stabil

Jahresbilanz auf dem Herner Arbeitsmarkt 2024

09.12.2024 | Presseinfo Nr. 84

Die Beschäftigung steigt, die Arbeitslosigkeit allerdings auch. Denn die Qualifikationen müssen zum Anforderungsprofil passen. Was hilft, sind Aus- und Weiterbildungen.

Zum Ende des Jahres wird Bilanz gezogen. Gemeinsam mit Dr. Frank Dudda (Oberbürgermeister der Stadt Herne) und Thomas Saponjac (Geschäftsführer des Jobcenters) lässt der Vorsitzende Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, Christopher Meier, das Jahr 2024 Revue passieren.

Versammlung Stadt Herne
Copyright: Thomas Schmidt, Stadt Herne

Was alle freut: Auch 2024 ist die Beschäftigung in Herne weiter gestiegen. Insgesamt 50.415 sozialversichert Beschäftigte zählte die Agentur für Arbeit im März (letzte Auswertung) und damit gegenüber dem Vorjahresmonat ein Plus um 1,2 Prozent. Innerhalb der letzten 15 Jahre ist so der zweithöchste Beschäftigungswert in Herne erreicht.

Diesem Trend folgt auch die stark gestiegene Zahl der Beschäftigung geflüchteter Menschen in Herne. Innerhalb von fünf Jahren haben deutlich mehr Menschen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak oder dem Iran eine Anstellung in Herne gefunden. Die Beschäftigung Geflüchteter hat sich seit 2019 von 405 auf 1.213 Personen erhöht und damit verdreifacht.

Dass die Unternehmen trotz unsicherer Zeiten insgesamt mehr Personal benötigen, belegen die Stellenmeldungen im zurückliegenden Jahr. So verzeichnet die Agentur für die letzten 12 Monate 2.100 neu gemeldete Stellen. Das ist ein Anstieg zum Vorjahr um 267 Stellen oder 14,6 Prozent.

Christopher Meier betont, dass er trotz schwierigerer Zeiten weitere Chancen für den Herner Arbeitsmarkt sieht: „Die konjunkturelle Herausforderung im zurückliegenden Jahr können wir nicht übersehen. Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass sich an der aktuellen Situation schnell etwas ändert. Das wäre nicht seriös und liegt nicht in unserer Hand. Aber wir machen unseren Job. Wir beraten die Menschen, die arbeitslos werden und sind und versuchen – mit allen Instrumenten, die uns zur Verfügung stehen – dafür zu sorgen, dass gemeldete Stellen besetzt werden können und so mehr Beschäftigung möglich ist. Dazu gehört etwa, Qualifizierungsangebote zu machen. Das hilft, denn der Arbeitsmarkt braucht Fachkräfte – in Zukunft wohl auch wieder deutlich mehr. Zwar verzeichnen wir in 2024 einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um 5,8 Prozent. Aber, entgegen allen Erwartungen, registrieren wir trotz Krise auch einen Anstieg der Beschäftigung. Es handelt sich auf den ersten Blick um konträre Entwicklungen. Die Detailanalyse zeigt aber, dass die Unternehmen trotz Krise weiter Personal benötigen. Wenn die Wirtschaft wieder floriert, müssen wir besser vorbereitet sein. Wir müssen alles daransetzen, Menschen und Personal in den Unternehmen weiter gut aus- und fortzubilden. Unser Fokus wird dabei bei der Jugend bleiben. Prävention ist besser als Schadensregulierung. Die Ausbildungsgarantie wird uns dabei helfen.“

„Dafür, dass Deutschland in einer veritablen Wirtschaftskrise steckt, steht Herne recht robust da. Die Arbeitslosenquote ist mit 11,6 Prozent zuletzt leicht gesunken. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist mit 50.415 auf einem neuen Allzeithoch. In den letzten fünf Jahren sind in Herne fast 4.700 neue sozialversicherungspflichtige Jobs entstanden, das ist eine bemerkenswerte Entwicklung“, betont Hernes Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda. Die treibende Kraft für den Jobmotor in Herne bleibe das Gesundheitswesen, so das Stadtoberhaupt weiter. Hier sei der Anteil an der Beschäftigung weiter angestiegen auf 13,9 Prozent. „Nicht zuletzt wegen dieser positiven Entwicklungen im Bereich Arbeit liegt Herne im aktuellen Dynamikranking der Wirtschaftswoche im Vergleich mit 71 anderen Großstädten in Deutschland auf einem beachtlichen vierten Platz in der Kategorie ‚Veränderung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort‘. Wir wissen aber auch, dass die Situation auf dem Arbeitsmarkt herausfordernd bleibt und wir um jeden Arbeitsplatz ringen müssen“, fügt Dr. Frank Dudda hinzu.

Die Agentur für Arbeit verzeichnet einen durchschnittlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit 2024 gegenüber dem Vorjahr um rund 500 Personen. 9.445 Personen insgesamt sind in Herne über beide Rechtskreise hinweg (Agentur für Arbeit und Jobcenter) 2024 arbeitslos registriert. Die Langzeitarbeitslosigkeit ist im abgelaufenen Jahr um 8,5 Prozent gestiegen. Gemessen an der allgemeinen wirtschaftlichen Situation jedoch und auch im langjährigen Vergleich ist diese Entwicklung nach wie vor moderat. Auffällig  bleibt, dass rund zwei Drittel aller Arbeitslosen über keine abgeschlossene Ausbildung verfügen. Der überwiegende Anteil aller Arbeitsstellen aber steht nur Fachkräften, Experten oder Spezialisten offen. Die Tendenz ist steigend. Zwar wird es immer auch Stellen auf Helferniveau geben. Aber der Bedarf in diesem Bereich wird eher nicht steigen. Ein Grund mehr, in Qualifikation zu investieren sowie Aus- und Weiterbildung zu forcieren. Die Bedeutung einer Ausbildung zeigt sich auch in den nicht besetzten Stellen. Häufig sind es die fehlenden Qualifikationen, die eine Einstellung verhindern.

Auch Thomas Saponjac, Geschäftsführer des Herner Jobcenters, setzt im neuen Jahr weiter auf Qualifizierungen: „Der Herner Arbeitsmarkt hat im Jahr 2024 gezeigt, dass er trotz schwieriger Bedingungen robust ist. Die Beschäftigung in Herne ist weiterhin auf einem hohen Niveau. Die Grenze von 50.000 Beschäftigten wurde übertroffen. Dem entgegen steht eine steigende Arbeitslosigkeit in beiden Rechtskreisen. Die konjunkturellen Herausforderungen sind bereits in Herne sichtbar. Unsere Aufgabe wird es auch im nächsten Jahr sein, dass wir unseren Kundinnen und Kunden gute Qualifizierungsangebote unterbreiten und gemeinsam den Weg in Richtung Arbeitsmarkt beschreiten. Wir hoffen, dass die Wirtschaftslage sich im nächsten Jahr besser entwickelt und die Arbeitgeber weiterhin neue Mitarbeitende gewinnen wollen. Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden auch im nächsten Jahr passgenaue Qualifizierungen an und werden gemeinsam Erfolgsgeschichten schreiben.“

Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen rechnet die Agentur für Arbeit weiter mit einem tendenziellen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Konjunktur schwächelt, darauf deutet auch das Interesse der Unternehmen an Kurzarbeit hin. Passende Unterstützungsmaßnahmen der Agentur für Arbeit stehen für beide Fälle auch im kommenden Jahr zur Verfügung.