Auswirkungen des Angriffskriegs in der Ukraine auf Arbeitsmarkt der Seestadt im Juni

Auswirkungen des Angriffkriegs in der Ukraine auf Arbeitsmarkt der Seestadt im Juni Zahl der Hilfebedürftigen beim Jobcenter steigt deut-lich an, Arbeitslosenquote steigt in Bremerhaven auf 13,5% Angebot an offenen Stellen weiter auf Rekordniveau Am Ausbildungsmarkt großes Plus bei den noch offenen Stellen

30.06.2022 | Presseinfo Nr. 52

Arbeitslosenzahl (Juni 2022, Bremerhaven): 8.078
Veränderung gegenüber Vormonat: +484 bzw. +6,4 %
Veränderung gegenüber Vorjahresmonat: +217 bzw. +2,8 %
Arbeitslosenquote (Vorjahreswert):13,5 % (13,0%)

Bremerhaven: Armin Zubrägel, Stellv. Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven: „Die Zahl der Arbeitslosen wurde im Juni von den Meldungen aus der Ukraine geflüchteter Menschen beeinflusst. So ist die Zahl der arbeitslosen Auslän-der/innen und Frauen im Bereich der Grundsicherung im Juni sehr deutlich angestiegen. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Wochen vermutlich nicht so stark wieder zei-gen. Der Wechsel in die Betreuung der Jobcenter und die zügige Umsetzung in Bremer-haven war der Grund. Insgesamt waren im Juni mit 8.078 Personen 484 Arbeitslose mehr gemeldet als im Vormonat. (+6,4%). Die Arbeitslosenquote ist im Juni vom Vormonat um 0,5 Prozentpunkte auf nun 13,5% gestiegen.
Die Arbeitskräftenachfrage verharrt im Bestand insgesamt auf einem sehr hohen Niveau. Das Angebot an neuen Stellen hat aber gegenüber dem Vormonat abgenommen. Mit 253 Stellen wurden der Agentur für Arbeit Bremerhaven rund 70 offene Stellen weniger gemel-det als im Vormonat (-22,2%). Die Schwerpunkte der Arbeitskräftenachfrage lagen im Be-richtsmonat Juni in der Zeitarbeit (46 Stellen) und in der Öffentlichen Verwaltung (32 Stel-len) Mit 1.594 offenen Stellen hat der Stellenbestand im aktuellen Berichtsmonat die bisherigen Spitzenwerte wieder übertroffen. Die Zahl der offenen Stellen lag im Juni leicht über dem Vormonatswert und knapp 35% über der Zahl der offenen Stellen im Juni 2021“

Zahl der Arbeitslosen steigt spürbar und liegt wieder über 8.000
Im Juni befanden sich in Bremerhaven 8.078 Personen in der Erwerbslosigkeit. Die Arbeits-losigkeit stieg im Vergleich zum Vormonat an (+484 gemeldete Arbeitslose oder +6,4 Pro-zent).
Im Vergleich zum Vorjahresmonat erhöhte sich die Arbeitslosigkeit um 217 Personen (+2,8 Prozent). Die Quote der Arbeitslosigkeit stieg im Juni auf 13,5 Prozent. Zuletzt hatte sie diesen Wert im April 2021 in der Pandemie.
Verglichen mit dem Vorjahr entwickelte sich die Arbeitslosigkeit bei allen gesondert betrach-teten Personengruppen recht unterschiedlich. Durch den Zuzug ukrainischer Geflüchteter stieg die Arbeitslosigkeit besonders in der Gruppe der Ausländer (+30,3%) und in der Grup-pe der Frauen (+10,4%). Einen Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr gibt es insbesondere bei den Älteren ab 50 Jahren (-1,4%).

Arbeitslosigkeit differenziert: Deutlicher Anstieg im Jobcenter aber Rückgang in der Arbeitsagentur
Agentur für Arbeit (Sozialgesetzbuch III): In der Stadt Bremerhaven war im Juni mit 1.468 Arbeitslosen die Zahl der Menschen, im Rechtskreis SGB III bei der Agentur für Arbeit arbeitslos gemeldet waren, geringer als im Vormonat (-55 Personen oder -3,6%).
Verglichen mit dem noch stärker durch die Pandemie geprägten Vorjahr zeigte sich die Erholung des Arbeitsmarktes. Die Zahl der Arbeitslosen in der Arbeitsagentur sank um 13,0 Prozent (oder -219 Personen) im Verlauf der letzten zwölf Monate.
Jobcenter (Sozialgesetzbuch II): Beim Jobcenter in der Stadt Bremerhaven waren im Juni 6.610 Arbeitslose gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat stieg die Zahl derjenigen, die auf die Grundsicherung angewiesen sind, deutlich an (+539 Personen oder +8,9 Prozent). Auch gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der beim Jobcenter arbeitslos Gemeldeten an (um 436 Personen oder +7,1 Prozent).

Beinah 1.600 freie Stellen bieten Chancen für passende Bewerberinnen und Bewerber
Im Berichtsmonat meldeten die Betriebe in der Stadt Bremerhaven insgesamt 253 neue Stellen an die Arbeitsagentur zur Besetzung. Das waren 72 neue Stellen weniger (-22,2 Prozent) als im Mai und 45 Stellen weniger (-15,1%) als vor zwölf Monaten.
Den stärksten Rückgang an gemeldeten Stellen gab es binnen Monatsfrist aus dem Bereich der Zeitarbeit (-33 Stellen) sowie der Öffentlichen Verwaltung/Sozialversicherung (-13 Stel-len) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (-12 Stellen). Mehr Stellen als noch im Mai meldete insbesondere der Bereich „Kunst, Unterhaltung und Erholung“ (+7 Stellen).
Der langfristig gesehen hohe Bestand an freien Stellen lag damit nun fast bei 1.600 Ange-boten (1.594 gemeldete Stellenangebote) und beinah auf dem Niveau des Vormonats (+3 Stellen oder +0,2%). Im Vergleich zum Juni des Vorjahres lag das Stellenangebot insge-samt um 34,4 Prozent höher (+408 Stellen).

Nur wenig neue Kurzarbeit
Die Betriebe müssen gemäß § 99 SGB III grundsätzlich vor Beginn der Kurzarbeit eine An-zeige erstatten. Diese werden dann geprüft und zum Beispiel um doppelte Anzeigen bereinigt. Valide Zahlen zur tatsächlichen Kurzarbeit liegen insgesamt erst mit einem Zeitverzug von fünf Monaten vor.

Aktuell liegen Zahlen für geprüfte Anzeigen bis zum Stichtag 26. Juni vor. Im Juni gingen 6 neue Anzeigen für Kurzarbeitergeld aus Bremerhaven bei der Arbeitsagentur ein. Betroffen wären darin maximal 133 Mitarbeitende.
Wie hoch die tatsächliche Inanspruchnahme der Kurzarbeit ist, zeigt sich erst in den auf die Anzeigen nachfolgenden Monaten. Valide Zahlen zur tatsächlichen Kurzarbeit liegen daher erst mit einem Zeitverzug von fünf Monaten vor. Derzeit liegen die Daten für Dezember 2021 vor. Damals lag die tatsächlich realisierte, konjunkturelle Kurzarbeit in der Seestadt bei 90 Betrieben mit 1.649 betroffenen Kurzarbeitenden. Ein Jahr zuvor, im Krisenmonat Dezember 2020, waren in Bremerhaven 481 Betriebe in Kurzarbeit mit insgesamt 4.649 Kurzarbeitenden.

Maßnahmen zur Aktivierung in der Arbeitsmarktpolitik sehr gefragt
2.358 Personen nahmen im Juni in Bremerhaven an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarkt-politik der Agentur für Arbeit oder des Jobcenters teil. Das waren 91 Teilnehmende mehr als im Vormonat (+4,0%). Der Anstieg der Teilnehmerzahlen binnen Monatsfrist fiel am stärks-ten aus bei den Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung (+61 Personen oder +13,0%).
Insgesamt gab es mehr Teilnehmende als vor einem Jahr (+139 Personen oder +6,3%).
 

Unterbeschäftigung steigt an
Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven Angaben zur Unterbeschäftigung. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nach der gesetzlichen Statistik nicht als arbeitslos gelten, aber z.B. im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden*.
Nach dieser Definition waren gemäß den vorläufigen Angaben im Juni 10.762 Personen im Agenturbezirk Bremerhaven unterbeschäftigt. Das waren 611 Personen (oder +6,0%) weni-ger als im Vormonat und 281 Personen mehr (oder +2,7 Prozent) als vor zwölf Monaten.
Ausbildungsmarkt: Rund 50 Prozent mehr offenen Stellen als vor einem Jahr noch im Angebot
Von Oktober 2021 bis Juni 2022 haben sich in der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bremerhaven 1.212 Bewerber für eine Berufsausbildung gemeldet. Das waren 34 Jugendli-che mehr (+2,9%) als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der gemeldeten Berufsausbildungs-stellen lag mit 943 Ausbildungsstellen in Bremerhaven im Juni deutlich über dem Vorjah-reswert (89 Stellen oder +10,4%).
Die Vermittlung am Ausbildungsmarkt läuft trotz der anstehenden Sommerferien weiter. Auf beiden Seiten des Marktes gibt es noch Bewegung. Im Vergleich zum Vorjahr waren im Juni mehr Bewerber unversorgt (583 Personen, ein Minus von 7,6% oder 48 Personen) und deutlich mehr Stellen unbesetzt (511 Ausbildungsstellen, ein Plus von 50,3% oder 171 Stel-len).
 

Statement zum Ausbildungsmarkt 

Achim Zubrägel, Stellv. Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven: „Wir haben im Juni noch einmal über 40 Ausbildungsplätze neu von den Un-ternehmen der Seestadt bekommen. Damit haben sich die Möglichkeiten, eine Ausbildung zu finden, für Jugendliche weiter verbessert. Durch die Aktion „Nicht ohne Ausbildungsplatz in die Ferien“ der Partner in der Jugendberufsagentur zusammen mit der Handels- und Handwerkskammer in Bremerhaven haben wir im Juni Jugendliche, die noch auf der Suche sind, sehr niedrigschwellig angesprochen. Sie konnten viele Vermittlungsvorschläge mit nach Hause nehmen. Die Ausbildungskampagne 2022 ist in vollem Gang und läuft natürlich auch während der Ferien weiter. Jugendliche, die noch suchen, sollten auf jeden Fall engen Kontakt zur Berufsberatung halten. Einen Termin zur Berufsberatung bekommt man unter der kostenfreien Service-Nummer 0800 4 5555 00.
* Dazu gehören Personen in Arbeitsmarktmaßnahmen, beruflicher Weiterbildung, Arbeitsgelegenheiten, Grün-dungszuschuss, Altersteilzeit etc. Aufgrund der Vorläufigkeit der Daten zur Maßnahmeteilnahme können sich hier in den kommenden Monaten noch Änderungen ergeben. Nicht enthalten sind Beschäftigte in Kurzarbeit, weil diese Daten erst mit mehrmonatiger zeitlicher Verzögerung erhoben werden können.