Bremerhaven: Joachim Ossmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven: Im August hat die Quote der Arbeitslosigkeit in Bremerhaven die 14 Prozent wieder erreicht. Insgesamt waren im Berichtsmonat mit 8.403 Personen 181 Arbeitslose mehr gemeldet als im Vormonat. (+2,2%). Neben der geringeren Entlastung durch weniger Teilnehmende an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen im Ferienmonat August ist auch die weitere Ursache für den Anstieg der Arbeitslosigkeit saisonal typisch. Die Jugendarbeitslosigkeit ist im August nach Abschluss von Ausbildungen oder mit dem Abschluss der Schule vorübergehend noch einmal gestiegen. Wenig Einfluss hatte die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine, in dieser Personengruppe stieg die Arbeitslosenzahl binnen Monatsfrist kaum an. Insgesamt waren im August 750 Personen aus der Ukraine arbeitslos gemeldet, vier mehr als im Vormonat. Über 70 Prozent von ihnen waren Frauen (540 Personen).
Der aktuelle Stellenzugang hat gegenüber dem Vormonat erkennbar abgenommen. Mit 253 Stellen wurden der Agentur für Arbeit 45 offene Stellen weniger gemeldet als im Vormonat (-15,1%) und 81 offene Stellen weniger als im Vorjahresmonat August (-24,3%). Der Rückgang der Arbeitskräftenachfrage kam insbesondere aus der Zeitarbeit und dem Handel.
Mit 1.532 offenen Stellen lag der Bestand im Berichtsmonat weiterhin auf sehr hohem Niveau, aber unter dem Spitzenwert des Vormonats (-85 Stellen).“
Insbesondere Sucharbeitslosigkeit Jüngerer führt zu Anstieg der Arbeitslosigkeit
Im August befanden sich in Bremerhaven 8.403 Personen in der Erwerbslosigkeit. Die Arbeitslosigkeit stieg im Vergleich zum Vormonat an (+181 gemeldete Arbeitslose oder +2,2 Prozent).
Im Vergleich zum Vorjahresmonat erhöhte sich die Arbeitslosigkeit um 449 Personen (+5,6 Prozent). Die Quote der Arbeitslosigkeit stieg im August auf 14,0 Prozent.
Verglichen mit dem Vorjahr stieg die Arbeitslosigkeit bei fast allen gesondert betrachteten Personengruppen an. Durch den Zuzug ukrainischer Geflüchteter stieg im Vorjahresvergleich die Arbeitslosigkeit besonders in der Gruppe der Ausländer (+31,0%) und in der Gruppe der Frauen (+13,2%). Im August erhöhte sich die Anzahl ukrainischer Arbeitsloser im Vergleich zum Vormonat allerdings nur wenig. Sie stieg von 746 Personen im Juli auf 750 Personen im August. Darunter waren 540 Frauen.
Einen Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr gab es lediglich bei den Älteren ab 50 Jahren (-0,3 %).
Arbeitsagentur betreut weniger Kundschaft, das Jobcenter mehr
Agentur für Arbeit (Sozialgesetzbuch III): In der Stadt Bremerhaven war im August 1.546 Arbeitslosen im Rechtskreis SGB III gemeldet. Bei der Agentur für Arbeit waren damit weniger Menschen arbeitslos gemeldet als im Vormonat (-31 Personen oder -2,0%).
Verglichen mit dem durch die Pandemie geprägten Vorjahr zeigte sich eine Entspannung am Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen in der Arbeitsagentur sank um 7,8 Prozent (oder -131 Personen) im Verlauf der letzten zwölf Monate.
Jobcenter (Sozialgesetzbuch II): Beim Jobcenter in der Stadt Bremerhaven waren im August 6.857 Arbeitslose gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat stieg die Zahl derjenigen, die auf die Grundsicherung angewiesen sind, wiederum an (+212 Personen oder +3,2 Prozent). Besonders stark fiel der Anstieg bei den Jüngeren zwischen 15 – 25 Jahren aus, ein Plus von 27,4% oder 136 Personen. Auch gegenüber dem Vorjahr war die Zahl der beim Jobcenter arbeitslos Gemeldeten aktuell höher (+580 Personen oder +9,2 Prozent).
Angebot an freien Arbeitsstellen leicht unter dem bisherigen Spitzenniveau
Im Berichtsmonat meldeten die Betriebe in der Stadt Bremerhaven insgesamt 253 neue Stellen an die Arbeitsagentur zur Besetzung. Das waren 45 neue Stellen weniger (-15,1 Prozent) als im Juli und 81 Stellen weniger (-24,3%) als im August 2021.
Den stärksten Rückgang an gemeldeten Stellen gab es binnen Monatsfrist aus dem Bereich der Zeitarbeit (-38 Stellen) und dem Handel (-21 Stellen). Mehr Stellen gab es insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe (+4 Stellen).
Der langfristig gesehen immer noch hohe Bestand an freien Stellen lag nun bei 1.532 Angeboten, unter dem Niveau des Vormonats (-85 Stellen oder -5,3%). Im Vergleich zum Juli des Vorjahres lag das Stellenangebot insgesamt um 22,3 Prozent höher (+279 Stellen).
Kaum neue Kurzarbeit auch im August
Die Betriebe müssen gemäß § 99 SGB III grundsätzlich vor Beginn der Kurzarbeit eine An-zeige erstatten. Diese werden dann geprüft und zum Beispiel um doppelte Anzeigen bereinigt. Valide Zahlen zur tatsächlichen Kurzarbeit liegen insgesamt erst mit einem Zeitverzug von fünf Monaten vor.
Aktuell liegen Zahlen für geprüfte Anzeigen bis zum Stichtag 25. August vor. Im August gingen weniger als drei neue Anzeigen für Kurzarbeitergeld aus Bremerhaven bei der Arbeitsagentur ein. Wegen der geringen Anzahl kann aus Datenschutzgründen keine Angabe zur Zahl der betroffenen Mitarbeitenden gemacht werden. Bereits seit Mai liegt die Zahl der neuen Anzeigen nur noch im einstelligen Bereich.
Wie hoch die tatsächliche Inanspruchnahme der Kurzarbeit ist, zeigt sich erst in den auf die Anzeigen nachfolgenden Monaten. Valide Zahlen zur tatsächlichen Kurzarbeit liegen erst mit einem Zeitverzug von fünf Monaten vor. Derzeit liegen die Daten für Februar 2022 vor. Damals lag die tatsächlich realisierte, konjunkturelle Kurzarbeit in der Seestadt bei 109 Betrieben mit 1.708 betroffenen Kurzarbeitenden. Ein Jahr zuvor, im Krisenmonat Februar 2021, waren in Bremerhaven noch 570 Betriebe in Kurzarbeit mit insgesamt 6.692 Kurzarbeitenden.
Weniger Maßnahmen zur Aktivierung in der Arbeitsmarktpolitik während Urlaubszeit
2.094 Personen nahmen im August in Bremerhaven an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik der Agentur für Arbeit oder des Jobcenters teil. Das waren 120 Teilnehmende weniger als im Vormonat (-5,4%). Während der Schulferien starten typischerweise weniger neue Maßnahmen. Der Rückgang der Teilnehmerzahlen binnen Monatsfrist fiel bei den Angeboten zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung am stärksten aus (-16 Personen oder -3,1%).
Insgesamt gab es ähnlich viele Teilnehmende wie vor einem Jahr (-21 Personen oder
-1,0%).
Umfang der Unterbeschäftigung steigt leicht
Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven Angaben zur Unterbeschäftigung. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nach der gesetzlichen Statistik nicht als arbeitslos gelten, aber z.B. im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden*.
Nach dieser Definition waren gemäß den vorläufigen Angaben im August 10.956 Personen im Agenturbezirk Bremerhaven unterbeschäftigt. Das waren 115 Personen (oder +1,1%) mehr als im Vormonat und 395 Personen mehr (oder +3,7 Prozent) als vor zwölf Monaten.
Ausbildungsmarkt: Größere Auswahl an freien Stellen als im letzten Jahr
Von Oktober 2021 bis August 2022 haben sich in der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bremerhaven 1.371 Bewerbende für eine Berufsausbildung gemeldet. Das waren 45 Jugendliche mehr (+3,4%) als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der gemeldeten Berufsausbildungsstellen lag mit 1.043 Ausbildungsstellen in Bremerhaven im August über dem Vorjahreswert (+49 Stellen oder +4,9%).
Die Vermittlung am Ausbildungsmarkt läuft immer noch weiter. Auf beiden Seiten des Marktes gibt es Bewegung, aber eine aktuelle Momentaufnahme ist möglich. Im Vergleich zum Vorjahr waren im August gleich viele Bewerber unversorgt (363 Personen), aber mehr Stellen unbesetzt (322 Ausbildungsstellen, ein Plus von 22,4% oder 59 Stellen).
*Dazu gehören Personen in Arbeitsmarktmaßnahmen, beruflicher Weiterbildung, Arbeitsgelegenheiten, Grün-dungszuschuss, Altersteilzeit etc. Aufgrund der Vorläufigkeit der Daten zur Maßnahmeteilnahme können sich hier in den kommenden Monaten noch Änderungen ergeben. Nicht enthalten sind Beschäftigte in Kurzarbeit, weil diese Daten erst mit mehrmonatiger zeitlicher Verzögerung erhoben werden können.
Statement zum Ausbildungsmarkt
Joachim Ossmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven: „Auch einen Monat vor Ende des Geschäftsjahres der Berufsberatung wurden noch Ausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet. Damit ist die Gesamtzahl der offenen Ausbildungsplätze noch einmal angestiegen. Insgesamt wurden nun über 1.000 Ausbildungsplätze in Bremerhaven an die Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldet (+4,9% zum Vorjahr). Diesen standen insgesamt 1.371 Ausbildungssuchende (+3,4 Personen zum Vorjahr) gegen. Die Zahl der derzeit noch unversorgten Ausbildungsplatzbewerber und -bewerberinnen zum jetzigen Zeitpunkt hat sich zum Vormonat nicht verändert. Ihnen steht auch jetzt noch ein recht breites Ausbildungsangebot offen. Mit 322 Stellen liegt es weit über den Vorjahreswerten, vor fünf Jahren waren es nur 173 Stellen. Dies zeigt, es lohnt sich auf jeden Fall noch Bewerbungen zu starten. Einen Termin zur Berufsberatung bekommt man unter der kostenfreien Service-Nummer 0800 4 5555 00. Dort kann man auch zu kostenfreien Unterstützungsangebote Tipps bekommen. Wer bereits versorgt ist, sollte sich unbedingt bei der Berufsberatung abmelden. Für die Vermittlung wichtig ist es auch, bei den anderen Betrieben, die auf eine Zusage des Bewerbenden warten, abzusagen.“