Arbeitslosenzahl im Jahresdurchschnitt 2023: 8.594 Veränderung gegenüber Vorjahr: +615 bzw. +7,7 %
Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2023: Veränderung gegenüber Vorjahr: 14,1 % +0,8 %
Anstieg der Arbeitslosigkeit in Bremerhaven lässt Quote auf 14,1% klettern
In der Stadt Bremerhaven lag die durchschnittliche Arbeitslosigkeit im Jahr 2023 bei 8.594 Personen, ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 615 Personen oder +7,7%. Unter den Arbeitslosen waren im Dezember 499 Menschen aus der Ukraine, im Dezember 2022 waren es noch mehr (574 Personen). Die durchschnittliche Arbeitslosenquote betrug im zweiten Jahr des Angriffskrieges gegen die Ukraine in der Stadt Bremerhaven 14,1%. Damit stieg die Quote um 0,8 Prozentpunkte über den Durchschnittsjahreswert des ebenfalls vom Krieg in der Ukraine geprägten Vorjahres 2022 (13,3%). T
Weniger Abgänge in Erwerbstätigkeit oder Ausbildung lassen Arbeitslosigkeit steigen
Verschiedene Einflüsse prägten das Bild am Arbeitsmarkt 2023. Den stärksten Zugang in die Arbeitslosigkeit gab es aus der sog. Nichterwerbstätigkeit (6.618 Personen), ein Plus von 361 Personen oder 5,8 Prozent zum Vorjahr. Beinahe ausgeglichen wurde dieser Zugang durch den ähnlich hohen Abgang in Nichterwerbstätigkeit von 6.597 Personen. Anders sahen die Bewegungen bei der Erwerbstätigkeit aus. Einem Zugang aus Erwerbstätigkeit in die Arbeitslosigkeit von 5.715 Personen /+653 Personen oder +12,9%) stand nur ein Abgang in Erwerbstätigkeit von 4.526 Personen (-51 Personen oder -1,1% zum Vorjahr) gegenüber. Nach einer Ausbildung oder einer Maßnahme mussten 2023 in der Jahressumme 4.350 Personen in Arbeitslosigkeit wechseln, das waren 470 Personen oder 12,1% mehr als 2022. Etwas weniger Menschen konnten über eine Ausbildung oder Maßnahme ihre Arbeitslosigkeit beenden (4.066 Personen; 20 Personen oder 0,5% mehr als im Vorjahr). Im Ergebnis der so erkennbaren verringerten Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes waren im Jahresdurchschnitt 2023 dann 615 Personen mehr (+7,7%) im Arbeitsagenturbezirk Bremerhaven arbeitslos gemeldet als im Vorjahr.
Statement zum Jahresverlauf 2023
Joachim Ossmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven: „Der Arbeitsmarkt im Jahr 2023 war neben dem sich in vielen Branchen verschärfenden Fachkräftemangel auch von weiteren Faktoren beeinflusst. Hohe Inflation und Energiepreise sowie die fortgesetzte Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Ukraine-Krieges wirkten gleichzeitig dämpfend auf die Konjunktur, so dass der übliche Frühjahrsaufschwung am Arbeitsmarkt 2023 nicht stattgefunden hat. Auch die Herbstbelebung blieb hinter den Erwartungen zurück. Damit einher ging eine Schwäche auf der Nachfrageseite nach Personal, bei den Unternehmen.
In Bremerhaven gab es eine spürbare Zunahme der jahresdurchschnittlichen Arbeitslosigkeit von 7,7 Prozent auf 8.594 Personen. Der Spitzenwert lag im August mit 8.926 Personen. Erfreulich war die unterproportionale Veränderung in der Gruppe der Langzeitarbeitslosen. Hier stieg die Arbeitslosigkeit um nur 2,0 Prozent. Die schwierigere konjunkturelle Lage zeigte sich auch im Rückgang des Stellenzugangs. So wurden der Agentur für Arbeit Bremerhaven den Unternehmen im Jahr 2023 zwar insgesamt 3.191 Stellen neu zur Besetzung gemeldet. Das waren aber über zehn Prozent weniger (-10,5% oder -374 Stellen) als im Vorjahr. Obwohl die in einigen Branchen auch bereits vor Corona bestehenden Fachkräfteengpässe z. B. im Gesundheitswesen und im Handwerk sich im letzten Jahr verstärkt haben, ging der Bestand an freien Stellen insgesamt zurück. Die Vakanzzeit oder auch Laufzeit offener Stellen ging in vielen Berufsgruppen zurück. Der Stellenbestand sank im Jahresdurchschnitt zum Vorjahr um 125 Stellen auf 1.339 Stellen.“
Arbeitslosigkeit steigt sowohl in der Arbeitslosenversicherung wie in der Grundsicherung Arbeitsagentur: In der Stadt Bremerhaven waren 2023 jahresdurchschnittlich 1.798 Personen bei der Agentur für Arbeit (nach Sozialgesetzbuch III) arbeitslos gemeldet, ein Anstieg zum Vorjahr um 272 Personen oder +17,8 Prozent. #
Jobcenter: In Bremerhaven waren mit 6.797 Personen im zurückliegenden Jahresdurchschnitt 343 Arbeitslose (+5,3%) mehr gemeldet (nach dem Sozialgesetzbuch II) als im Vorjahr 2022.
Unterbeschäftigung stieg an
Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven die umfassenderen Angaben zur Unterbeschäftigung. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, aber z.B. im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden1. Nicht enthalten sind Beschäftigte in Kurzarbeit, weil diese Daten erst mit mehrmonatiger zeitlicher Verzögerung erhoben werden können. Nach dieser Definition waren im Jahresdurchschnitt in Bremerhaven 11.163 Personen in der Unterbeschäftigung. Das waren 610 Personen mehr als im Vorjahr (2022: 10.553 Personen). Die Unterbeschäftigungsquote im Jahresdurchschnitt stieg an von 17,0 Prozent im Jahr 2022 auf 17,7 Prozent im Jahr 2023.
Leichter Anstieg der Beschäftigung in 2023, starker Anstieg geringfügig Beschäftigter
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (ohne ausschließlich geringfügig Beschäftigte) lag bei 52.737 Personen (Stichtag 30. Juni 2023). Das waren mehr Beschäftigte als im Vorjahr (+0,3%) und sogar 1,5% mehr Beschäftigte als im Vorvorjahr 2021. Betrachtet man nur die Gruppe der ausschließlich geringfügig Beschäftigten (6.453 Personen) fällt der Zuwachs mit +2,6% deutlich stärker aus als der Anstieg bei der Gesamtbeschäftigung (+0,3%).
Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten betrug fast ein Drittel (32,5%), das waren +0,7 Prozent mehr als zum Vorjahreszeitpunkt 2022.
Stellenangebot schrumpfte in fast allen Wirtschaftsbereichen
Die Nachfrage nach Arbeitskräften durch die Betriebe über die Agentur für Arbeit Bremerhaven ging 2023 gegenüber dem Vorjahr zurück. Das Angebot insgesamt im Bestand erreichte im Jahresdurchschnitt nur noch 1.339 Arbeitsangebote, ein Rückgang um -125 Stellen oder -8,6%. Auch die Zahl der neu gemeldeten Stellen (Zugang) ging verglichen mit 2022 um -10,5% (oder 374 Stellen) zurück auf 3.191 Stellen in der Jahressumme 2023. Der Rückgang des (sozialversicherungspflichtigen) Stellenzugangs fand in fast allen Wirtschaftsbereichen statt. Im Vergleich zu 2022 gab es die stärksten Rückgänge im Bereich Verkehr und Lagerei (-37,3%), in den sonst. Dienstleistungen / Kunst u. Unterhaltung (-36,6%), im Bereich Erziehung und Unterricht (-27,9%) sowie im Bereich Energie-/Wasserversorgung, Entsorgung (-22,6%). Lebhafter als im Vorjahr fiel die Kräftenachfrage nur im Gesundheits- und Sozialwesen, dem Baugewerbe sowie bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen aus.
Arbeitsmarktanalyse nach besonderen Personengruppen: schwache Arbeitsmarktentwicklung betrifft die Menschen unterschiedlich
Günstigere Entwicklung als im Durchschnitt
Während die Arbeitslosigkeit im Durchschnitt aller Personen um 7,7% anstieg, waren Menschen mit einer Behinderung weniger von der Verschlechterung der Arbeitsmarktperspektiven betroffen. In dieser Personengruppe sank die Arbeitslosigkeit um 0,3% (-1 Personen) auf 303 Personen im Jahresdurchschnitt.
Ebenfalls besser als im Durchschnitt zeigte sich die Arbeitsmarktlage für Langzeitarbeitslose im Jahr 2023. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit um 2,0% (+68 Personen) auf 3.428 Personen lag deutlich unter dem Gesamtanstieg in Bremerhaven.
Bei den Frauen blieb der Anstieg der Arbeitslosigkeit mit +6,9% (+245 Personen) auch unter dem Durchschnittswert. Insgesamt waren 3.787 Frauen von Arbeitslosigkeit betroffen. Mit +7,6% stieg die Arbeitslosigkeit in der Gruppe der Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung beinahe durchschnittlich an auf insgesamt 6.063 Personen. Das waren 429 Betroffene mehr als noch 2022.
Ungünstigere Entwicklung als im Durchschnitt.
Die Folgen des Angriffskriegs von Russland auf die Ukraine verstetigten den Zuzug geflüchteter ukrainischer Menschen nach Bremerhaven. Sie wurden 2023 weit überwiegend vom Jobcenter unterstützt. Dadurch nahm die Zahl arbeitslos gemeldeter Ausländer überproportional in der Seestadt zu. Die Zahl der arbeitslosen Ausländer stieg um +12,3% oder +356 Personen über den Vorjahreswert. Im Jahresdurchschnitt waren 3.254 (2022: 2.898 Personen) Ausländer arbeitslos.
Bei den jungen Arbeitslosen unter 25 Jahren verlief die Entwicklung 2023 ebenfalls ungünstiger als im Durchschnitt. Die Arbeitslosigkeit stieg um +10,1% (+68 Personen) an. Im Jahresdurchschnitt waren 739 jüngere Menschen arbeitslos.
Ausblick auf das Jahr 2024
Joachim Ossmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven: „Konkrete Vorhersage zur Arbeitsmarktentwicklung gestalten sich vor dem Hintergrund der internationalen Unsicherheiten, die insbesondere die zwei Kriege in der Ukraine und im Gaza-Streifen weiter mit sich bringen, sowie angesichts der weiteren Inflationsentwicklung und einer eher gedämpften Konjunkturerwartung schwierig. Die absehbar hohe Zahl an Beschäftigten, die in den Ruhestand gehen wird, löst aber einen kontinuierlichen Ersatzbedarf aus. Dieser Umstand und die Transformation der Wirtschaft werden den Fachkräftemangel weiter verschärfen.
Um dem entgegenzuwirken, setzt die Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven auch im Jahr 2024 weiterhin massiv auf die Qualifizierung, sowohl während der Arbeitslosigkeit als auch z.B. durch Förderung von nachträglichen Berufsabschlüssen während der Tätigkeit in einem Unternehmen. Über diesen Weg werden Einstiegshürden für viele nicht ausreichend qualifizierte Bewerber in eine neue Beschäftigung deutlich gesenkt.“
Udo Bartau, stellvertretender Geschäftsführer des Jobcenters Bremerhaven, stellt fest: „Die besondere Herausforderung im Jahr 2023 ist für das Jobcenter Bremerhaven die Ablösung des Arbeitslosengeldes II durch das Bürgergeld gewesen. In zwei Stufen waren sowohl zahlreiche leistungsrechtliche Änderungen wie auch Neuregelungen in der Arbeitsvermittlung im laufenden Geschäftsbetrieb rechtssicher und verlässlich umzusetzen. Dass dies gut gelang, ist insbesondere der engagierten Mitarbeiterschaft des Hauses zu verdanken, der mein Respekt und Dank gilt.
Gemäß der lokalen Arbeitsmarktlage verlief das Integrationsgeschäft zufriedenstellend. Gleichzeitig konnte in bemerkenswert hohem Umfang eine große Zahl von Förderleistungen erbracht werden, welche die Leistungsberechtigten gerne und nachhaltig in Anspruch genommen haben. Das zur Verfügung stehende Eingliederungsbudget konnte in 2023 zu 99,3% und damit komplett in die Verbesserung der Integrations-Chancen der in unserer Betreuung stehenden Arbeitsuchenden investiert werden.
Für 2024 richtet sich der Fokus der Jobcenter auf die Arbeitsmarktpotentiale der geflüchteten und zugewanderten Menschen, welche mittlerweile grundlegende Deutschkenntnisse erworben haben und zur Beschäftigungsaufnahme orientiert werden. Trotz Fach- und Arbeitskräftemangel braucht es hierfür weitere gemeinsame Anstrengungen aller beteiligten Institutionen und gegenseitiger Zugeständnisse von Betrieben und Bewerber/-innen.“
Trotz zuletzt wieder leichtem Anstieg der Arbeitslosigkeit in Bremerhaven zieht der neue Dezernent für Arbeit und Soziales, Martin Günthner, ein positives Fazit: „Durch gezielte Programme konnten wir zunehmend auch Langzeitarbeitslosen eine Perspektive durch Beschäftigung vermitteln. Wir ergänzen die Maßnahmen des Jobcenters durch Förderprogramme des Landes und kommunalen Angebote. Hier können wir gezielt Lücken in den Bedarfslagen schließen. Dazu stimmen wir uns auch mit Partnerinnen und Partnern aus der Wirtschaft und natürlich den lokalen Beschäftigungs- und Qualifizierungsträgern ab.
Mit Landesmitteln konnten wir zuletzt auch erfolgreiche Projekte auflegen, über die arbeitssuchende und arbeitslose Menschen sozialversicherungspflichtig in Kitas und Grundschulen beschäftigt werden und parallel die formalen Qualifizierungen für eine Regelbeschäftigung erlangen. Somit wirken die Programme doppelt: wir bieten eine langfristige berufliche Perspektiven, die gerne den Beruf wechseln möchten und helfen so dabei, dringend benötigte Fachkräfte auszubilden.
Außerdem arbeitet der Magistrat ständig an innovativen Angeboten als Flankierung zu den Regelangeboten. Dazu gehören beispielsweise die Jobcenter-Kita oder auch ein in 2023 gestartetes Modellprojekt für Alleinerziehende. Hier finden vor allem Frauen Rat und Unterstützung, die alleinerziehend und auf der Suche nach (beruflichen) Perspektiven sind. Es gibt nach wie vor noch großen Handlungsbedarf, sowohl bei den jungen Menschen als auch bei den Älteren. Wir brauchen weiterhin gute und bedarfsorientierte Förderketten, welche die Vermittlungschancen der besonders benachteiligten Zielgruppen wie Geflüchtete, Alleinerziehende oder gesundheitlich Eingeschränkte verbessern. Wir müssen dringend dafür Sorge tragen, dass hierfür notwendige Mittel auch bereitgestellt werden!