Zitat:„Jetzt heißt es erst beruflich einsteigen, dann aufsteigen. Anders als früher wollen wir helfen, dass unsere neuen Mitmenschen schnell Anschluss finden und Teil der Gesellschaft werden, ohne Schritt für Schritt über Jahre hinweg Sprachkurse oder Qualifizierungen zu durchlaufen. Deshalb setzen wir auf eine schnelle Vermittlung in Arbeit und parallel zur Arbeit auf den Ausbau sprachlicher und bei Bedarf beruflicher Kompetenzen. Der Vorteil: Wer schnell eine Arbeit hat – selbst im Helferbereich, lernt schneller die deutsche Sprache und sammelt praktische Erfahrungen. Darauf kann man aufbauen und mit berufsbegleitenden Qualifizierungen im Job schneller zur Fachkraft aufsteigen. Zusammengefasst: Kurzfristig über einen Helferjob einsteigen, dann die Sprache lernen und mittelfristig zur Fachkraft aufsteigen, über Qualifizierungen“, sagte Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Um möglichst viele Geflüchtete in Arbeit und damit die Gesellschaft zu integrieren, braucht es letztendlich Chancengeber – also Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die zugewanderte Frauen und Männer einstellen, auch wenn sie nur wenig Deutsch sprechen.
Dass die Integration funktioniert, belegt folgendes Beispiel:
Chemnitz: Eine 46-Jährige Ukrainerin ist im Juni 2022 aus der Ukraine geflohen, wo sie zur Schule ging, eine Ausbildung absolvierte, in der Buchhaltung arbeitete und ihren Familien- und Freundeskreis zurücklassen musste. Mit dabei, die heute 14-jährige Tochter. Die Alleinerziehende hat nach etwas Wartezeit zuerst an einem Integrationskurs teilgenommen und anschließend einen weiterführenden Sprachkurs absolviert. Im November 2023 beendete die Ukrainerin diesen erfolgreich – auf B2-Niveau. Durch die intensive Betreuung der Betriebsakquisiteurin des Jobcenters Chemnitz gelang es der gelernten Buchhalterin, noch vor Weihnachten 2023 in einem Vorstellungsgespräch von sich zu überzeugen und im Januar 2024 ein Praktikum beim Unternehmen zu absolvieren. Den Bewerbern aus der Ukraine wird nachgesagt, dass sie motivierte, pflichtbewusste, organisierte und willige Menschen sind. Sie sind meist gut qualifiziert, manchmal nur weniger spezialisiert. Deshalb wurde die geflüchtete Buchhalterin ab Februar 2024 bei der Sächsischen Sozialakademie gGmbH eingestellt.
In diesem Fall fand das gemeinnützige Chemnitzer Unternehmen mit knapp 90 Mitarbeitern eine talentierte, motivierte und fähige Mitarbeiterin. Erfreulich ist, dass die neue Mitbürgerin in Chemnitz parallel zur Arbeit an einer Beschäftigtenqualifizierung teilnimmt. Denn das Jobcenter Chemnitz finanziert die Weiterqualifizierung im Bereich Finanzbuchhaltung, damit sich die ehemalige Kundin perspektivisch zur anerkannten Fachkraft in ihrem eigentlichen Beruf weiterentwickelt.
Diese erfolgreiche Integration war nur durch das hohe Engagement des Arbeitgebers und durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich – vor allem durch die Betriebsakquisiteurin des Jobcenters, Anja Opitz.
Für Fragen zum Beispiel stehen folgende Ansprechpartner zur Verfügung:
- Ansprechpartnerin im Unternehmen Sächsische Sozialakademie gGmbH: Heike Lenk (Leiterin Finanz- und Rechnungswesen) unter Tel. 0371 27868502
- Ansprechpartnerin für das Jobcenter: Stefanie Ebert-Böhm (Pressesprecherin) unter Tel. 0371 567 1506
Die Arbeitsagenturen und Jobcenter helfen den Unternehmerinnen und Unternehmern, die sich als Chancengeber einsetzen. Dafür unterstützen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Rat und Tat, organisieren und begleiten Vorstellungsgespräche, helfen bei der Durchführung von Praktika, beraten zur beruflichen Anerkennung und zahlen Lohnzuschüsse oder Lehrgangskosten an die Betriebe, zum Ausgleich von Defiziten bzw. zur beruflichen Weiterqualifizierung.
Dass immer mehr geflüchteten Menschen der Einstieg auf dem Arbeitsmarkt gelingt, belegen die Ergebnisse der aktuellsten Hochrechnung zur Beschäftigung in Sachsen. Aktuell (Januar 2024) sind in Sachsen 27.700 geflüchtete Menschen beschäftigt. Das waren 4.600 mehr als im Januar 2023. Die meisten von ihnen sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt (23.400) – sprich: sie arbeiten in Teil- oder Vollzeit. So waren zu Jahresbeginn (Januar 2024) rund 16.400 Menschen aus den acht Asylherkunftsländern (HKL) und 7.000 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Sachsen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es in beiden Gruppen der Geflüchteten ein kräftiges Beschäftigungswachstum (8 HKL: plus 1.800; Ukraine: plus 1.600). Zusätzlich zu den 23.400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gibt es 4.300 geflüchtete Menschen, die einen Minijob ausüben (8 HKL: 2.500; Ukraine: 1.800).
Hintergrundinformation:
- Begriffe
Die acht wichtigsten außereuropäischen Asylherkunftsländer sind:
- Afghanistan
- Eritrea
- Irak
- Iran
- Nigeria
- Pakistan
- Somalia
- Syrien
Die Beschäftigungsquote ist der Anteil der Beschäftigten an der jeweiligen erwerbsfähigen Bevölkerung.
- Zahlen Daten und Fakten
https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formu-lar.html?nn=627730&topic_f=faktenblatt-asyl8-ukr
- Weiterführende Links
https://www.bmas.de/DE/Arbeit/Migration-und-Arbeit/Flucht-und-Aysl/Turbo-zur-Arbeitsmarktintegration-von-Gefluechteten/turbo-zur-arbeitsmarktintegration-von-ge-fluechteten.html
https://www.arbeitsagentur.de/k/job-turbo
- Zum Job-TURBO
Vor knapp zwei Jahren sind tausende von Menschen in Folge des Angriffskriegs auf die Ukraine nach Sachsen geflohen. Sehr viele schutzsuchende Menschen wurden seither aufgenommen. Auf Grundlage europäischer Beschlüsse haben ukrainische Geflüchtete sofortigen Zugang zum Arbeitsmarkt und erhalten Leistungen der Jobcenter. Dadurch erhalten sie Bürgergeld, individuelle Beratung und umfassenden Unterstützung mit verschiedensten Förderleistungen. Viele konnten bereits an Integrationskursen teilnehmen oder werden diese in den kommenden Monaten abschließen. Alle Geflüchteten, unabhängig von ihrem Herkunftsland, die einen Integra-tionskurs absolviert haben, sollen so schnell wie möglich Arbeitserfahrung sammeln und weiter qualifiziert werden. Dazu wurde im Oktober 2023 bundesweit der Job-Turbo gestartet, der auch in Sachsen umgesetzt wird.