Überblick
- 2023 waren im Jahresdurchschnitt 10.404 Frauen und Männer in Chemnitz arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zu 2022 ist das ein Plus von 1.600 Personen oder 18,2 Prozent.
- Die Arbeitslosenquote betrug durchschnittlich 8,4 Prozent. Ein Jahr zuvor lag sie noch bei 7,1 Prozent.
- Die meisten arbeitslosen Chemnitzerinnen und Chemnitzer sind älter als 50 Jahre. Mehr als jeder dritte Arbeitslose ist länger als ein Jahr ohne Job.
- Unternehmen zeigten sich zurückhaltender und meldeten rund 655 Stellen weniger.
„Der Chemnitzer Arbeitsmarkt war 2023 geprägt durch eine schwache Konjunktur und die Folgen des Angriffskrieges auf die Ukraine. Die Arbeitslosigkeit ist um fast 20 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote liegt mit durchschnittlich 8,4 Prozent auf dem Niveau von 2016. Der Zuwachs an Arbeitslosen ist in allen Personengruppen zu sehen, besonders stark fällt er jedoch unter den ausländischen Arbeitslosen aus. Trotz der krisenbehafteten Zeiten zeigt die Chemnitzer Wirtschaft Stabilität. Die breite regionale Branchenstruktur ist die Basis für diese Stabilität. Über das Jahr verteilt registrierte der Arbeitgeber-Service von Agentur und Jobcenter rund 6.200 zu besetzende Arbeitsplätze. Große Kündigungswellen und Insolvenzen blieben aus. Die Inanspruchnahme von Kurzarbeit ist 2023 erheblich gesunken und die Beschäftigung zum Vorjahr leicht gewachsen. Es wurde deutlich, wie wichtig es Chemnitzern Betrieben ist, ihre Belegschaft zu halten. Im Hinblick auf zukünftige Herausforderungen ist das eine wichtige Entscheidung. Dem Arbeitsmarkt werden alleine durch die demografische Entwicklung hunderte Beschäftigte verloren gehen. Durch Qualifizierung von Arbeitslosen und Mitarbeitenden sowie durch individuelle Lösungen für Unternehmen müssen wir dem entgegnen“, äußert Katrin Heinze, Chefin der Chemnitzer Arbeitsagentur.
Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit erhöhte sich 2023 um 18,2 Prozent. Damit waren 1.600 Personen mehr von Arbeitslosigkeit betroffen als das Jahr zuvor. Im Jahresdurchschnitt lag die Arbeitslosenzahl bei 10.404.
7.519 Menschen meldeten sich durchschnittlich aus einem Arbeitsverhältnis heraus arbeitslos. Verglichen mit dem Jahr 2022 sind das 359 Personen mehr (plus 5,0 Prozent).
Gleichzeitig nahmen 6.135 Personen einen neuen Job auf. Das sind 47 Menschen mehr als 2022 (plus 0,8 Personen).
6.020 Menschen mündeten in eine Ausbildung oder arbeitsmarktpolitische Maßnahme ein. Das entspricht einem Plus von 1.240 Personen bzw. 25,9 Prozent.
Der Bestand an Arbeitslosen erhöhte sich sowohl in der Arbeitsagentur (SGB III) als auch im Jobcenter (SGB II). Am deutlichsten fiel der Anstieg im Jobcenter aus. Vor allem durch die Betreuung der ukrainischen Geflüchteten erhöhte sich die Anzahl der Arbeitslosen fortwährend. Insgesamt verzeichnet das Jobcenter 2023 einen Anstieg um 1.292 arbeitslose Personen (plus 19,4 Prozent) zum Vorjahr. Insgesamt wurden durchschnittlich 7.960 Arbeitslose im SGB II betreut.
Im Rechtskreis SGB III (Arbeitsagentur) erhöhte sich der Arbeitslosenbestand um 308 Personen (plus 14,4 Prozent) auf gesamt 2.444 Erwerbslose.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Arbeitsagentur und Jobcenter - gesamt
Arbeitslosigkeit nach Personengruppen
Im Jahresdurchschnitt 2023 waren 1.164 Jugendliche im Alter von 15 bis 25 arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Jahr 2022 sind das 30 Prozent bzw. 269 Personen mehr.
Der Anteil älterer Arbeitsloser über 50 Jahre an allen Arbeitslosen lag bei 32,3 Prozent. Damit ist rund jeder Dritte Arbeitslose in Chemnitz Ü50. Zum Vorjahr gab es einen leichten Anstieg älterer Erwerbsloser von 9,4 Prozent (288 Personen mehr). Insgesamt sind 3.359 Chemnitzerinnen und Chemnitzer über 50 erwerbslos.
Die meisten Arbeitslosen sind Männer. Ihr Anteil liegt bei 54,7 Prozent.
Der Anteil der Frauen beträgt 45,3 Prozent. Damit sind in Chemnitz 4.709 Frauen und 5.696 Männer arbeitslos gemeldet.
Durchschnittlich waren 3.589 Personen länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vorjahr sind das 138 Langzeitarbeitslose mehr, ein Plus von 4,0 Prozent.
Der Anteil schwerbehinderter Arbeitsloser ging minimal nach oben. Durchschnittlich 729 Schwerbehinderte oder ihnen Gleichgestellte waren letztes Jahr bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter ohne Arbeit registriert. Im Vergleich zum Jahr 2022 sind das 4,4 Prozent bzw. 30 Personen mehr.
Gemeldetes Stellenangebot
2023 wurden in Chemnitz 6.190 neue Stellenangebote durch den gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter registriert. Gegenüber dem Vorjahr sind das 655 Jobangebote bzw. 9,6 Prozent weniger.
TOP 5 - Aus folgenden Branchen stammten die meisten neu gemeldeten Arbeitsplätze:
Die meisten neuen Angebote stammten aus der Zeitarbeit (962 Stellen), dem Bereich Freiberuflicher, wissenschaftlicher und technischer Dienstleistungen (891 Stellen), der Öffentlichen Verwaltung (778 Stellen), dem Gesundheits- und Sozialwesen (757 Stellen) und dem Verarbeitendem Gewerbe (667 Stellen).
Rund 5.200 der neu gemeldeten Arbeitsplätze waren auf Fachkraft- oder Expertenniveau. 5.410 Stellen waren unbefristet zu besetzen.
Der Stellenbestand lag am Ende des Jahres bei 2.637Angeboten (Stand: Dezember 2023).
Kurzarbeit
Die Anzeigen und die Inanspruchnahme von Kurzarbeit nahmen 2023 deutlich ab. Von Januar bis November 2023 zeigten 124 Chemnitzer Betriebe Kurzarbeit an. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum 371 Unternehmen.
Die Zahlen für die tatsächlich realisierte Kurzarbeit liegen bis Juni 2023 vor. Von Januar bis Juni rechneten 222 Chemnitzer Betriebe für 1.504 Mitarbeiter/innen Kurzarbeit ab. Im Jahr 2022 waren es im gleichen Zeitraum 2.689 Betriebe für 20.604 Beschäftigte.
Ausblick 2024
„Die Investition in zukünftige Fach- und Führungskräfte, in Bildung und Qualifizierung sowie Menschen und Arbeit zusammenzubringen bleiben unsere Hauptaufgaben. Die Transformation des Arbeitsmarktes und der Strukturwandel bieten neue Chancen und Ansätze bei der Arbeits- und Fachkräftesicherung. Arbeitsagentur und Jobcenter sind für alle Unternehmen und Menschen in Chemnitz verlässliche Partner – wir beraten, fördern, vermitteln und geben finanzielle Hilfen. Wir sorgen dafür, dass Jugendlichen ein sicherer Übergang in den Beruf gelingt und unterstützen Unternehmen bei der Nachwuchsgewinnung. Die Möglichkeiten der Digitalisierung und Automatisierung möchten wir noch stärker nutzen, um Ressourcen für die individuelle Beratung unserer Kundinnen und Kunden zu gewährleisten. Berufliche Integration sehen wir gleichzeitig als gesellschaftliche Integration und arbeiten mit unseren Netzwerkpartnern stark daran, Menschen mit Migrationshintergrund den Weg in die Beschäftigung zu ebnen. Individuelle Beratung und Qualifizierung ist für alle Personengruppen ein Schlüssel für die berufliche
Zukunft“, fasst Katrin Heinze zusammen.