Im Vergleich mit dem Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit allerdings gestiegen. So sind aktuell 1.160 Menschen mehr arbeitslos als im September des vergangenen Jahres. Das entspricht einem Anstieg um mehr als 10 Prozent. Gleichzeitig liegt die Arbeitslosenquote um 0,4 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert.
"Der jahresübliche Rückgang der Arbeitslosigkeit im Rahmen der Herbstbelebung fällt gegenüber den Vorjahren deutlich geringer aus. Der eher verhaltene Rückgang in der Arbeitslosigkeit geht aktuell einher mit dem zurückhaltenden Einstellungsverhalten der Unternehmen. Dieses resultiert aus zunehmenden Unsicherheiten und steigenden Sorgen vor einer Rezession," so Rolf Heiber, stellvertretender Leiter der Agentur für Arbeit Coesfeld. "Der Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin robust; insbesondere die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach einer versicherungspflichtigen Beschäftigung ist derzeit noch unauffällig".
Die Meldung neuer vakanter Stellen verharrt im Vergleich zu den Vorjahren insbesondere seit Beginn des 3. Quartals auf niedrigem Niveau. "Arbeitgeber halten sich aufgrund der aktuellen Risiken, die auf der Wirtschaft lasten, mit Neumeldungen zurück. Trotzdem ist der Bestand an Arbeitsstellen weiter gestiegen. Aktuell sind bei der Agentur für Arbeit Coesfeld und den dazugehörigen Geschäftsstellen 7.912 freie Stellen gemeldet. Das sind 41 mehr als vor einem Monat und sogar 602 mehr als vor einem Jahr zu diesem Zeitpunkt. Im September meldeten die Unternehmen in der Region 930 neue freie Stellen, 19 weniger als im August dieses Jahres, aber rund 23 Prozent weniger als im Vorjahr. Dies ist ein Indiz für eine Zurückhaltung der Unternehmen, vor allem aber auch Hinweis auf den Fachkräftemangel in unserer Region. "Die Einstellungschancen für insbesondere für qualifizierte Arbeitskräfte sind nach wie vor als gut zu bezeichnen", so Heiber.
Der Arbeitsmarkt im Kreis Borken
Im Kreis Borken ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich mit dem Vormonat gesunken. So waren im September 8.217 Personen arbeitslos gemeldet und damit 244 weniger als noch im August. Auch die Arbeitslosenquote im Kreis konnte leicht sinken. Sie liegt mit 3,8 Prozent um 0,1 Prozentpunkte niedriger als noch im Vormonat.
Etwas anders entwickelte sich die Arbeitslosigkeit im Vergleich mit dem Vorjahresmonat. Gegenüber September 2021 ist die Zahl arbeitsloser Menschen nun um 874 höher. Auch die Arbeitslosenquote ist gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Sie lag im nun abgelaufenen Monat um 0,4 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. "An dieser Entwicklung spielt nach wie vor die Situation der Geflüchteten aus der Ukraine eine große Rolle, die nach und nach in der Arbeitslosenstatistik erfasst werden", erklärt Rolf Heiber, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Coesfeld.
Aufgrund des Kriegs in der Ukraine, der Energiekrise und damit verbundenen Materialengpässen, sowie einer insgesamt gegebenen Verunsicherung in der Wirtschaft erwartet Heiber für die kommenden Monate zunehmend weniger Bewegung auf dem Arbeitsmarkt: "In Gesprächen mit den Unternehmen erfahren wir, dass diese vielfach unsicher auf den Winter schauen, vor allem mit Blick auf hohe Energiepreise und einen möglichen Energiemangel. Das bedeutet natürlich auch, dass Arbeitgeber bei der Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückhaltender sein werden." Gleichzeitig rechnet der Arbeitsmarktexperte für die kommenden Wochen aber nicht mit massenhaften Entlassungen. "Insgesamt ist die Auftragslage noch gut und sehr gut; wichtige Branchen sind konjunkturunabhängig. Viele brauchen immer noch gut qualifizierte Fachkräfte, um diese abzuarbeiten."
Das zeigt auch der Blick auf die Stellensituation. Im September waren im Kreis Borken insgesamt 5.391 freie Stellen bei der Arbeitsagentur gemeldet, 533 mehr als vor einem Jahr und 71 mehr als im letzten Monat, was weiterhin für eine hohe Nachfrage der Unternehmen spricht. Gleichzeitig meldeten die Personalverantwortlichen im September 619 neue freie Stellen und damit 17 weniger als im Vormonat und 112 weniger als noch vor einem Jahr. Das verdeutlicht die beginnende Zurückhaltung bei den Unternehmen bei der Meldung neuer Stellen.
Für viele Unternehmen ist es eine Herausforderung, die offenen Stellen zu besetzen. "Sie suchen in erster Linie Fachkräfte und Spezialisten, die aber nur selten am Markt verfügbar sind", erklärt Heiber. Derzeit sind im Kreis Borken mehr als 63 Prozent der arbeitslos gemeldeten Personen ungelernt. Demgegenüber richten sich rund 79 Prozent der offenen Stellen an Fachkräfte. "Das zeigt ein sehr deutliches Ungleichgewicht", so Heiber. Er ergänzt: "Aus diesem Grund ist Weiterbildung der Schlüssel, egal ob für Arbeitssuchende, oder Personen, die bereits in Beschäftigung sind. Sie so zu qualifizieren, dass sie die gefragten Fachaufgaben übernehmen können, ist wichtig." So gibt es bei der Agentur für Arbeit viele Unterstützungs- Beratungs- und Förderangebote, die Unternehmen und Arbeitsuchende in Anspruch nehmen können.
Der Arbeitsmarkt im Kreis Coesfeld
Im September ist die Arbeitslosigkeit im Kreis Coesfeld leicht gesunken. Gegenüber dem Vormonat waren mit 3.695 Personen 94 weniger arbeitslos als noch im August. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 3 Prozent. "Insgesamt ist die Bewegung am Arbeitsmarkt geringer geworden", erklärt Rolf Heiber, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Coesfeld. So melden sich weniger Menschen aus der Arbeitslosigkeit ab, aber auch weniger aus Beschäftigung heraus neu arbeitslos. Arbeitgeber reagierten zudem angesichts der verschiedenen aktuellen Krisen, Beispiel im Energiesektor häufig abwartend, so Heiber. "Sie halten ihre Beschäftigten, sind bei der Einstellung neuer Mitarbeiter aber derzeit zurückhaltender als üblich". So meldeten die Personalverantwortlichen im September 311 neue freie Stellen bei der Arbeitsagentur, 2 weniger als im Vormonat, aber 177 weniger als noch vor einem Jahr. Gleichzeitig ist der Bestand an insgesamt gemeldeten Stellen im Kreisgebiet mit 2.521 Stellen um 69 höher als im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt.
Die Zeit, bis eine freie Stelle erfolgreich besetzt werden kann, wird laut Heiber immer größer: "Vor allem Fachkräfte sind gesucht. Da diese aber weiterhin schwer zu finden sind, lassen sich Stellen immer häufiger nicht sofort mit der passenden Fachkraft besetzen. Hier sind kreative Ideen gefragt", verdeutlich Heiber. So ist für ihn die Qualifizierung Arbeitsuchender ein wichtiger Aspekt: "Viele Menschen in der Arbeitslosigkeit verfügen nicht über einen Berufsabschluss, haben aber das Potenzial als Fachkraft arbeiten zu können. Ihnen zu ermöglichen, den Abschluss nachzuholen, hilft ihnen für ihre Karriere, aber auch den Unternehmen, die dann perspektivisch eine Fachkraft für das Unternehmen gewinnen können." Dies kann während der Arbeitslosigkeit, oder sogar am zukünftigen Arbeitsplatz geschehen. Beratung und Hilfestellung gibt es von den Experten der Arbeitsagentur.
Der Arbeitsmarkt im Münsterland
Der Arbeitsmarkt im Münsterland belebte sich nach dem Ende der Sommerferien leicht. Dadurch verringerte sich die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen in der Region gegenüber August um 628 Personen auf nun 38.713. Auswirkungen hatte dies auch auf die Arbeitslosenquote, die gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf nun 4,1 Prozent gesunken ist. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Arbeitslosenquote um 0,3 Prozentpunkte angestiegen. Im September 2021 lag die Quote bei 3,9 Prozent.
Der Blick auf die einzelnen Agenturen für Arbeit im Münsterland zeigt eine sehr ähnliche Entwicklung in allen drei Bezirken. Während die Agentur für Arbeit Ahlen-Münster sowie die Arbeitsagentur Coesfeld einen Rückgang der Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte im Vormonatsvergleich verzeichnen, so blieb die Quote in der Agentur für Arbeit Rheine unverändert. Die Arbeitslosenquoten lagen im September in der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster bei 4,6 Prozent, bei 4,4 Prozent in der Agentur für Arbeit Rheine und bei 3,5 Prozent im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld.
Die Arbeitgeber im Münsterland meldeten im September 3.003 neue offene Stellen, 131 mehr als im August. Insgesamt standen Arbeitsuchenden und Arbeitslosen im Münsterland 20.982 gemeldete Stellenangebote zur Verfügung. Das waren 1.324 mehr als im Vorjahresmonat.