Vom Lehrer zum Anlagenmechaniker

"Die Arbeit hier ist für mich ein Glücksgriff, sie hilft mir nämlich auch dabei, fit zu bleiben", sagt der in Bocholt lebende Tobias Wahl heute. Nach einer Umschulung ist er jetzt als Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik bei der Bädergalerie in Bocholt beschäftigt.

Der Weg dahin war nicht so einfach, denn Wahl steckte nach einem gesundheitlichen Einschnitt in einer Art Sackgasse. Erst als er nach einem Umzug von Münster nach Bocholt zum dortigen Jobcenter kam, ging es voran. „,Im Rahmen der Beratung  kristallisierte sich zunehmend heraus, dass  für den beruflichen Wiedereinstieg ein berufliches Rehaverfahren sinnvoll sein könnte um eine dauerhafte Perspektive, zu erarbeiten,“   erinnert sich Andrea Kerkhoff, Fallmanagerin beim Jobcenter der Stadt Bocholt. Das Jobcenter, in diesem Fall Kostenträger des Verfahrens, ermöglichte Tobias Wahl die Teilnahme an einer Art Orientierungsmaßnahme. "Damit kehrte erstmals eine Tagesstruktur zurück", erklärt Tobias Möllers, Berater für berufliche Rehabilitation bei der Agentur für Arbeit in Bocholt. Er ergänzt: "Ziel dieses Angebotes ist es neben einer engen sozialpädagogischen Betreuung auch, die Teilnehmenden dabei zu unterstützen, sich beruflich neu zu finden."

Der 42-jährige probierte in diesem Rahmen einige Tätigkeiten aus. Der Hausumbau eines Freundes war es schließlich, der ihm das Richtige zeigte: "Ich habe festgestellt, dass mir die Arbeiten auf dem Bau, besonders mit den Sanitäranlagen, Spaß machten. Also habe ich gedacht, das sollte ich mir mal genauer anschauen." Er absolvierte ein Praktikum bei der Bädergalerie in Bocholt, dessen Inhaber, Daniel Groß-Holtick, Tobias Wahl davon überzeugte, seine Umschulung dort zu durchlaufen.

Ein Auszubildender mit Ende 30, und dann als Umschüler, war für den Geschäftsführer allerdings neu: "Der große Vorteil war, dass Tobias einen Führerschein hatte und natürlich auch deutlich reifer ist als junge Menschen, die gerade aus der Schule kommen. Das haben wir im Praktikum und in der Ausbildung sofort gemerkt." Doch es gab auch Bedenken, wie Groß-Holtick sagt: "Die Frage war tatsächlich, ob er ins Team passt. Denn in einer Schule, aus der Wahl als Lehrer kam, läuft die Kommunikation natürlich anders als auf den Baustellen."

Der Unternehmer entschied sich aber dafür, die Umschulung mit Tobias Wahl anzugehen. Die Kosten einschließlich des Gehaltes wurden auch während dieser Zeit vom Jobcenter getragen. "In diesem Fall war die Umschulung ein absoluter Selbstläufer," berichtet Kerkhoff. Auch Tobias Möllers betont, wie erfolgreich die Umschulung lief: "Den Abschluss als zweitbester im Innungsbezirk zu erreichen, obwohl die Ausbildungszeit im Rahmen der Umschulung verkürzt wurde: Das ist schon großartig."

Der Weg vom Lehrer zum Anlagenmechaniker ist eher ungewöhnlich. Für Tobias Wahl und seinem heutigen Chef, Daniel Groß-Holtick, stellte sich das jedoch als Glückgriff heraus. Während der Unternehmer feststellt, dass der 42-jährige einen sehr guten Job macht, betont sein neuer Geselle, wie viel Freude er an dem Job hat: "Ich bin sehr dankbar, dass die Arbeitsagentur und das Jobcenter mir so gut helfen konnten. Heute geht es mir so gut wie schon sehr lange nicht mehr."