Mehr als 450 Frauen und Männer haben sich am münsterlandweiten Aktionstag über den Beruf als Busfahrerin oder Busfahrer informiert. Viele verschiedene Verkehrsbetriebe suchen dringend Fahrerinnen und Fahrer. Sie zeigten an sechs Standorten ihre beruflichen Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten. Wer Lust hatte, konnte direkt mit Begleitung eines Fahrlehrers eine erste Runde mit dem Bus drehen.
Auch das Ehepaar Diana Dorgham und Zoulfekar Dergham ist der Einladung gefolgt. Die beiden träumen schon länger vom Busfahren und wollen jetzt die passende Ausbildung beginnen. Kurzentschlossen haben sich beide hinters Steuer gewagt. Ein bisschen aufgeregt sei sie auf den ersten Metern doch gewesen, erzählt Diana Dorgham nach der Spritztour mit dem zwölf Meter langem Bus. Als sie das 300 PS starke Gefährt souverän über Kreuzungen, um Kurven und sogar durch einen Kreisverkehr gelenkt hat, strahlt die 36-Jährige: "Busfahren ist einfach mein Ding". Die junge Frau hat bereits in verschiedenen Berufen gearbeitet, aber langfristig konnte sie bislang noch nicht Fuß fassen. Zumal sie als Mutter auch die Familie und den Beruf unter einen Hut bekommen muss. Genau das könne man als Busfahrerin oder Busfahrer sehr gut, berichten die teilnehmenden Unternehmen. Sie böten eine große Flexibilität bei der Gestaltung der Arbeitszeit an und stellten gerne auch Quereinsteiger ein, betonten die Betriebe. Hierin sieht auch Zoulfekar Dergham eine Chance. Der 46-jährige arbeitet als Taxifahrer und möchte künftig lieber Busse lenken. "Ich möchte mir eine berufliche Zukunft aufbauen und suche einen sicheren Job mit Perspektive", sagt er.
Die gibt es im öffentlichen Personennahverkehr, denn Busfahrerinnen und Busfahrer werden gesucht. Und der Fachkräftebedarf wird noch weiter zunehmen. Das Problem: Mehr als jeder dritte Fahrer wechselt in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Gleichzeitig rücken nicht genügend junge Kräfte nach. Hier gibt es viele Chancen für Menschen, die sich vorstellen können, Bus zu fahren, sind sich die Organisatoren des Aktionstags einig. Gemeinsam werben die Arbeitsagenturen und die Jobcenter aus dem Münsterland, die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer, der Deutschen Gewerkschaftsbund und die Regionalagentur Münsterland daher für die Tätigkeit im Öffentlichen Personennahverkehr oder bei Busunternehmen.
Wenn Busfahrer fehlen, hat das auch spürbare Auswirkungen auf andere Bereiche, begründen sie die Initiative. Schülerinnen und Schüler können nicht zum Unterricht kommen, Beschäftigte erreichen ihren Arbeitsplatz nicht und Geschäften fehlen Kundinnen und Kunden, nennen sie einige Beispiele. Das Angebot der Arbeitsagenturen und Jobcenter für Menschen, die sich für eine Tätigkeit als Busfahrer interessieren, umfasst daher nicht nur die Beratung, sondern auch die finanzielle Unterstützung bei einer, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Rund sechs Monate dauert die Qualifizierung, dann kann es schon losgehen. Fehlende Sprachkenntnisse müssen dabei für Bewerber kein Hindernis sein: Es gibt auch passende Sprachkurse in Kombination zur Ausbildung. Ein Arbeitsvertrag ist nach erfolgreicher Prüfung so gut wie sicher. So auch bei Diana Dorgham. Sie hat bereits eine Einstellungszusage und freut sich darauf, in ein paar Wochen mit den Fahrstunden zu beginnen, um demnächst Fahrgäste zu ihrem Ziel zu bringen.