Das Entsetzen war für viele groß, als die Seebacher TWD Fibres GmbH Mitte Dezember letzten Jahres ihre Produktion endgültig einstellte. Fast 400 Menschen verloren damit noch vor Weihnachten ihre Anstellung beim einst größten Arbeitgeber im Landkreis Deggendorf. Kommunalpolitiker und die Agentur für Arbeit Deggendorf schlossen sich zusammen, um die betroffenen Beschäftigten bestmöglich zu unterstützen. Nach gut eineinhalb Monaten gibt Andreas Kraus, Teamleiter der Arbeitnehmervermittlung der Agentur für Arbeit, einen Ein-blick, welche Schritte seither unternommen wurden und wie es auch in Zukunft weitergehen soll.
Direkt nach Bekanntgabe der Freistellung der Beschäftigten war die Agentur für Arbeit Deggendorf bei TWD vor Ort. Was ist hier geschehen?
„Die Mehrzahl der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurde bei Bekanntgabe der endgültigen Produktionsstillegung sofort freigestellt. Um gesetzliche Rahmenbedingungen zur Arbeitslosmeldung einzuhalten, waren wir mit unseren Teams vor Ort. Hier wurden zunächst alle notwendigen Daten aufgenommen, damit der Anspruch auf Arbeitslosengeld fristgerecht und vollumfänglich geltend gemacht werden kann. Seit diesem Zeitpunkt sind wir auch laufend dabei, die Betroffenen individuell zu betreuen und Beratungsgespräche zu führen.“
Wie gehen Sie dabei konkret vor?
„Wir bieten verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten, abhängig davon, welcher individuelle Bedarf sich im Gespräch herauskristallisiert. In über der Hälfte unserer aktuell knapp 4.800 freien Arbeitsstellen werden ausgebildete Fachkräfte gesucht. Elektroniker, Industriemechaniker, Maschinen- und Anlagenführer und Büroberufe, um nur einige zu nennen, haben daher ohnehin sehr gute Aussichten, schnell wieder am Arbeitsmarkt unterzukommen. Unter den ehemaligen TWD-Beschäftigten befinden sich auch angelernte Kräfte, bereits ältere Personen oder Personen mit Sprachbarrieren, wo oft eine intensivere Unterstützung unsererseits erforderlich ist.
Wenn wir Qualifizierungsbedarfe erkennen, können wir mittels Bildungsgutschein kürzere Anpassungsqualifizierungen oder auch Umschulungen fördern. Wir sind aktuell dabei, konkrete Bildungsziele mit den Betroffenen auszuarbeiten und haben auch schon einige solcher Bildungsgutscheine ausgegeben. Zudem informieren wir die Betroffenen über die Möglichkeit, aktiv Fördermöglichkeiten wie eine Probearbeit oder einen Eingliederungszuschuss im Bewerbungsgespräch anzubieten. Neben konkreten Stellenangeboten, die wir jederzeit bieten können, nutzen die Betroffenen auch ihre eigenen Kontakte in der Branche oder bewerben sich eigeninitiativ. Es bewegt sich also sehr viel und wir sind positiv gestimmt.“
Gibt es auch Kontakte zu Arbeitgebern?
„Ja, unser Arbeitgeber-Service ist seit Bekanntwerden der Situation in Kontakt mit Unternehmen aus der Region, die sich für eine Einstellung der ehemaligen TWD-Beschäftigten interessieren. Wenn ein Bewerber oder eine Bewerberin nicht zu 100 Prozent auf ein Stellenprofil passt, können wir mit Mitteln aus dem Qualifizierungschancengesetz Qualifizierungen bis hin zur Fachkraft durch Lohnkostenzuschüsse und Übernahme bzw. Erstattung der Lehrgangskosten fördern.“
Was ist mit den Auszubildenden passiert?
„Die Auszubildenden, die unsere Unterstützungsmöglichkeiten in Anspruch genommen haben, konnten ihre Ausbildung in anderen Unternehmen fortsetzen.“
Gibt es konkrete Zahlen, wie viele der Betroffenen bereits wieder in Arbeit sind?
„Statistische Daten, wie viele ehemalige Beschäftigte der Firma TWD tatsächlich arbeitslos geworden sind oder bereits eine Beschäftigung gefunden haben, liegen nicht vor und können leider nicht ausgewertet werden. Aktuell gehen wir davon aus, dass ca. ein Viertel der bei uns gemeldeten TWD-Beschäftigten die Arbeitslosigkeit bereits wieder beenden konnten.“
Gibt es noch weitere Planungen für die Zukunft?
„Am 28. Februar veranstalten wir in der Stadthalle Deggendorf eine Bildungsbörse, bei der man sich konkret über Weiterbildungsmöglichkeiten informieren kann. Hierzu sind insbesondere ehemalige TWD-Beschäftigte, als auch alle anderen Interessierten herzlich eingeladen. Von 9 – 13 Uhr präsentieren regionale berufliche Bildungsträger ihr vielseitiges Angebot. Auch wir sind vor Ort und beraten zugleich zu Entwicklungen am Arbeitsmarkt und zu Fördermöglichkeiten.“