Mangelsituation für wertvolle Arbeit

Im Kreis Lippe sind mit Stand 2021 2.943 Personen in der Gesundheits- und Krankenpflege und 2.990 Personen in der Altenpflege beschäftigt. Im Median verdienen Fachkräfte in der Branche 2020 3.450 Euro brutto. In der Gesundheits- und Krankenpflege ist die Zahl der Beschäftigten nahezu konstant. Sowohl bei den Beschäftigten in der Altenpflege, als auch beim Entgelt ist dies ein Anstieg. Und doch: Für die alternde Bevölkerung gibt es noch nicht genug Pflegepersonal – die Vakanzzeit von offenen Arbeitsstellen liegt in der Pflege viel höher als im Durchschnitt.

12.05.2022 | Presseinfo Nr. 30

Woran das liegt wird in der Öffentlichkeit heiß diskutiert – müssen sich Lösungsansätze doch an dem Problem orientieren. Auch Heinz Thiele, Leiter der Detmolder Arbeitsagentur, kennt die Herausforderungen: „Der demografische Wandel ist für alle Branchen am Arbeitsmarkt eine zunehmende Herausforderung. Allerdings kommen in der Pflegebranche noch weitere Faktoren hinzu. Zunächst mal ist es eine sehr herausfordernde Arbeit – körperlich wie psychisch – bei der die Angestellten viel Verantwortung übernehmen müssen. Das macht die Arbeit aber auch zu einer besonders wertvollen für die Gesellschaft.“ Diese Leistung müsse entsprechend entlohnt werden.

Hinzu kommt neben den fehlenden Nachwuchskräften, mit denen alle Branchen zu kämpfen haben, auch die steigende Nachfrage in der Pflegebranche: „Während andere Branchen nur mit Altersabgängen und fehlendem Nachwuchs zu kämpfen haben, sieht sich die Pflegebranche parallel auch mit mehr älteren und in dem Zuge oft auch kränkeren Menschen konfrontiert.“ Eine Herausforderung, die mit dem aktuellen Personal kaum zu stemmen ist.

Was können also Lösungen sein? Thiele: „Zum einen natürlich eine bessere Bezahlung. Man vernimmt aber auch immer mehr aus den Kreisen der Pflegekräfte, dass auch diese für einige nicht den gravierenden Unterschied machen würde. Viele wünschen sich weniger Belastung und Stress im Arbeitsalltag. Dafür wiederum braucht es Personal. Es gilt, alle Möglichkeiten zur Gewinnung von Kranken- und Pflegekräften noch weiter zu intensivieren. Dabei geht es nicht nur um junge Menschen nach der Schule, die eine Ausbildung beginnen, sondern auch um die Qualifizierung von Beschäftigten und Arbeitslosen. Eine wesentliche Voraussetzung ist allerdings die Steigerung der Attraktivität der Berufe durch eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen.“

Darüber hinaus kann auch die Gewinnung von Pflegekräften aus dem Ausland helfen. Da gibt es eine Vielzahl an Ansätzen, weiß der Agenturchef. Einer davon ist das Programm Triple Win, das die Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) durchführt. Mit verschiedenen Ländern, unter anderem den Philippinen, Indonesien und Vietnam wurden Vereinbarungen getroffen, die die Einreise und Ausbildung- beziehungsweise Weiterbildung von Pflegekräften aus diesen Herkunftsländern in Deutschland deutlich vereinfachen. Auch Sprachkurse sind Teil des Programms.

„Das Programm hat seinen Namen von der Win-Win-Win-Situation, die sich für alle Beteiligten ergibt: Deutsche Arbeitgeber erhalten sprachlich und fachlich gut vorbereitete Pflegekräfte. Die Pflegekräfte selbst erhalten eine berufliche und persönliche Perspektive – die Teilnahme am Programm stellt außerdem sicher, dass sie zu den gleichen Konditionen und Gehältern arbeiten, wie deutsche Pflegekräfte. Für die Herkunftsländer ergibt sich eine Entlastung des lokalen Arbeitsmarktes – das Programm rekrutiert nur aus Ländern mit Fachkräfteüberschuss in der Pflege“, erklärt Thiele.

Ganz decken könnten Fachkräfte aus dem Ausland den Bedarf in Deutschland allerdings nicht: Deshalb müssten sich die Arbeitgeber vor Ort auch weiterhin aktiv um neue Mitarbeiter bemühen und auch die Politik dürfe das Thema nicht aus den Augen verlieren.

Hintergrundinformation:

Weitere Informationen zum Triple Win-Programm gibt es hier:

www.arbeitsagentur.de/vor-ort/zav/triple-win/triple-win-pflegekraefte