„Nachdem im September die meisten jungen Leute ihre betriebliche oder schulische Ausbildung aufgenommen haben werden, und die Verantwortlichen in den Unternehmen nach der Urlaubszeit wieder vermehrt einstellen, wird dann erwartungsgemäß zusätzlich der Herbstaufschwung greifen. Das sind saisonale Gegebenheiten, die unabhängig zu betrachten sind von der konjunkturellen Entwicklung. Der Vergleich zum Vorjahresmonat zeigt: der lippische Arbeitsmarkt ist in robuster Verfassung. Innerhalb von zwölf Monaten sind rund 450 Frauen und Männer weniger von Arbeitslosigkeit betroffen, das sind knapp viereinhalb Prozent weniger Lipper als im August 2021.
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Lippe im August 2022 gesunken. Insgesamt waren 9.902 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 316 Personen oder 3,1 Prozent weniger. Im Vergleich zum August des Vorjahres sinkt die Zahl der Arbeitslosen um 451 Personen bzw.-4,4 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im August 5,3 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 5,6 Prozent (minus 0,3 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung waren in diesem Monat 2.953 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat verringert um 152 Personen bzw. 4,9 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Verringerung um 257 Personen oder acht Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II
In der Grundsicherung sind 164 Arbeitslose weniger als im Vormonat und 194 weniger als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies minus 2,3 Prozent zum Vormonat bzw. minus 2,7 Prozent zum Vorjahresmonat. Insgesamt sind es 6.949 Personen und damit 70,2 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.
Jugendarbeitslosigkeit
1.231 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Lippe unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 91 mehr und im gleichen Monat des Vorjahres 113 weniger arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf minus 6,9 Prozent zum vorherigen Monat bzw. plus 10,1 Prozent im Vorjahresvergleich.
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gesunken (minus 61 Personen oder minus 1,9 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 237 Arbeitslose weniger (minus sieben Prozent). Insgesamt sind 3.161 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Lippe betroffen.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Lippe im Berichtsmonat minimal gestiegen. 4.289 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 90,7 Prozent (3.892 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies drei Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Zahl dieser Arbeitslosen um 748 Personen (minus 14,9 Prozent).
Stellenangebot
Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Monat 483 Stellen gemeldet (minus 40 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 3.418 offene Stellen, zwölf weniger als im Vormonat und 365 mehr als im Vorjahresmonat.
DER ARBEITSMARKT IN OSTWESTFALEN-LIPPE
Wie bereits in den beiden Vormonaten steigt auch im August die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe weiter an. Aktuell sind 62.223 Personen arbeitslos gemeldet, das ist ein Plus zum Vormonat um 382 Menschen oder 0,6 Prozent. Im Vergleich zum August 2021 liegt die Arbeitslosigkeit dagegen um 793 Menschen oder 1,3 Prozent niedriger. Die Arbeitslosmeldungen im aktuellen Monat fallen mit 12.538 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat dagegen um 1.433 höher aus.
Auch im August sind weitere geflüchtete Menschen aus der Ukraine, die seit dem 1. Juni durch die Jobcenter betreut werden, dort als (erstmalig) arbeitslos erfasst worden. Dem folgend ist es nicht überraschend, dass die Arbeitslosigkeit der Ausländer im Monatsvergleich mit einem Plus von 5,4 Prozent (plus 1.163 Personen) deutlich stärker steigt als die Arbeitslosigkeit insgesamt. Ungeachtet dessen erweist sich der Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe als robust, da ohne Berücksichtigung dieser Personengruppe ein Rückgang der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen gewesen wäre.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist wieder leicht gestiegen. Im aktuellen Berichtsmonat sind 24.871 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 16,6 Prozent mehr als im August 2019, aber 11,0 Prozent weniger als zum August 2021. Damit beschleunigt sich die rückläufige Entwicklung. In den Augustmonaten der Jahre 2016 bis 2019 nahm die Langzeitarbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat durchschnittlich um 6,7 Prozent ab. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen ist aktuell mit 40,0 Prozent weiterhin hoch (2021: 44,3 Prozent, 2020: 33,6 Prozent, 2019: 35,1 Prozent, jeweils August).
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, geht aktuell leicht zurück und beträgt im Berichtsmonat 28.326 Stellen. Das ist trotzdem eine Zunahme zum Vorjahresmonat um 4.507 Stellen oder 18,9 Prozent. Im August 2022 wurden 3.859 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden damit 1.028 Stellen oder 21,0 Prozent weniger gemeldet. Damit zeigen sich unverändert die Auswirkungen der wirtschaftlichen Unsicherheiten mit Blick auf die Preissteigerungen und Energiekosten sowie Lieferengpässe. Arbeitgeber sind vorsichtig mit der Meldung neuer Arbeitsstellen und scheinen weniger Arbeitskräfte neu einzustellen, worauf der Zuwachs des Bestandes an gemeldeten Arbeitsstellen hindeutet. Dass gemeldete Arbeitsstellen jedoch nicht zurückgezogen werden zeigt, dass Arbeitgeber trotz aller Risiken grundsätzlich an der Einstellung passender Kräfte, vor allem auf Fachkraftebene, interessiert sind.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Höxter (3,9 Prozent), gefolgt von den Kreisen Gütersloh (4,2 Prozent), Paderborn (5,2 Prozent), Lippe (5,3 Prozent), Minden-Lübbecke (5,4 Prozent), Herford (5,5 Prozent) und der Stadt Bielefeld (8,1 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,5 Prozent (Vormonat 5,4 Prozent, Vorjahr 5,5 Prozent).