Khayal Abasov ist angekommen: örtlich, privat, beruflich. Der 32-jährige Asylbewerber verließ 2021 seine Heimat Aserbaidschan, ist verheiratet, und der erste Sohn ist kurz vor Beginn der Ausbildungsaufnahme in Horn- Bad Meinberg auf die Welt gekommen. Beim Autohaus Husemann ist Abasov im ersten Lehrjahr als KfZ-Mechatroniker beschäftigt, und seine Anstellung hat er seiner "Einstellung" zu verdanken, wie es sein Chef, Andreas Husemann, treffend formuliert. "Mir hat es imponiert, wie sich Khayal die deutsche Sprache innerhalb kürzester Zeit zumindest soweit beigebracht hatte, dass er guten Gewissens eine Ausbildung beginnen konnte. Das ist Motivation und Selbstdisziplin in Reinkultur, die ich mir von allen Bewerbern wünschen würde", so der Geschäftsführer, der zwölf Beschäftigte hat, und derzeit zwei Azubis ausbildet. Neben Abasov noch einen Lehrling im kaufmännischen Bereich.
Ursprünglich hatte der Wahl-Horner Abasov, der auch russisch, türkisch und englisch spricht, im Heimatland Vermessungstechnik studiert. Doch da sein Diplom nicht in Deutschland anerkannt wurde, orientierte er sich kurzerhand um, wobei Koch und Autofachmann hoch im Kurs standen: "Schließlich wird immer gegessen und gefahren", scherzt der 32-Jährige. Aufgrund der guten Vorkenntnisse im technischen und mathematischen Bereich bot sich schließlich die duale Ausbildung im Autohaus an, die durch viele unterstützende Hände möglich wurde. Während Servgi Argun vom Arbeitgeber-Service der Detmolder Arbeitsagentur zusammen mit ihrer Kollegin aus der Arbeitsvermittlung, Jana Höbel, den Kontakt zum Autohaus herstellte, das Netzwerk Lippe die Deutschkenntnisse feststellte, die Ausländerbehörde der Ausbildung zustimmte, und Andreas Husemann gefallen an der Bewerbung seines neuen Schützlings gefunden hatte, begann Khayal Abasov nicht nur seine praktische Tätigkeit in der Werkstatt, sondern auch die theoretische Ausbildung im Blockunterricht am Lüttfeld-Berufskolleg. Der Theorieunterricht wird ergänzt durch Nachhilfeunterricht, den wiederum die Detmolder Arbeitsagentur anbietet: Assistierte Ausbildung (AsA).
"Wenn alle Zahnräder aller relevanten Akteure in einander greifen, dann ist Ausbildung in allen Lebenslagen möglich," bilanziert Rainer Radler, Leiter der Agentur für Arbeit Detmold. Insbesondere die integrative Leistung von Andreas Husemann und seinem Team lobt der Agenturchef: "Arbeitgeber wie Sie, die sich kümmern, zwischenmenschlich und beruflich, die beim Spracherwerb helfen, sich Gedanken um die individuelle Wohnsituation und dergleichen machen, sind natürlich ein Leuchtturm, der zum nachahmen animiert." Husemann räumt ein, dass ein Azubi wie Abasov mehr Aufwand bedeutet, "aber er zahlt alles zurück mit seinem vollen Einsatz: Tag für Tag."
Und es kommt etwas Weiteres hinzu, wie Husemann erläutert: "Viele Azubis gehen in die Industrie, weil die Verdienstmöglichkeiten oftmals besser sind. Wenn ich im Handwerk motivierte Auszubildende einstellen möchte, um meinen Fachkräftebedarf zu sichern, muss ich mich als Arbeitgeber auch bewegen und bemühen. Am Ende gewinnen alle: Betriebe, Arbeitnehmer, und damit die Gesellschaft als Ganzes."