Robuster Arbeitsmarkt – trotz Krisen

Deutlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit
Deutlich geringere Ausgaben an Lohnersatzleistungen
Fachkräftemangel weiter im Fokus

03.01.2023 | Presseinfo Nr. 1

Richard Paul, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Donauwörth berichtet zur Entwicklung des Arbeitsmarktes im Jahr 2022: „Wir blicken auf ein turbulentes Jahr zurück. Kaum war die Corona-Krise einigermaßen gut überstanden und der Arbeitsmarkt hatte sich zum Jahresende 2021 stabilisiert, erreichten uns im Februar 2022 die Kriegsnachrichten aus der Ukraine. Schnell musste für die Geflüchteten ein reibungsloser und unbürokratischer Ablauf organisiert werden, um einen frühzeitigen und möglichst ausbildungsadäquaten Arbeitsmarktzugang zu ermöglichen. Die nächste Mammutaufgabe stand dann im Juni an. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Auszahlung der Leistungen zum Lebensunterhalt der Geflüchteten auf die Jobcenter übertragen. Und zum Jahresende mussten zusätzlich die Umstellungsarbeiten auf das neue Bürgergeld bewältigt werden.

Sehr erfreulich ist, dass sich der Arbeitsmarkt äußerst stabil hält - trotz erneuter Krisensituation mit hohen Energiekosten, Versorgungsunsicherheit, Preissteigerungen, Material- und Rohstoffmangel und Lieferengpässen, die sowohl Betriebe wie auch Bürger und Bürgerinnen belastet. Im Jahresdurchschnitt des Jahres 2022 liegt die Arbeitslosenquote bei 2,1 Prozent und damit um 0,4 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Im Jahr 2020 lag sie bei 2,7 Prozent. Durchschnittlich waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Donauwörth mit den Landkreisen Dillingen, Donau-Ries, Günzburg und Neu-Ulm 6.534 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 1.181 weniger als im Jahr 2021 (minus 15,3 Prozent) und 1.917 weniger als im Jahr 2020 (minus 22,7 Prozent). Eine anhaltend hohe Nachfrage nach Arbeitskräften und ein neuer Höchststand an Beschäftigten sind weitere gute Nachrichten.

Bei all den positiven Entwicklungen bleiben dennoch die fehlenden Fachkräfte weiter im Fokus. Aufgrund der demographischen Entwicklung, steigender Qualifikationsanforderungen infolge des Strukturwandels und sich verstärkender Fachkräfteengpässe müssen weiterhin alle Möglichkeiten genutzt werden, Geringqualifizierte für Weiterbildungen zu gewinnen, deren Kenntnisse an die Erfordernisse anzupassen und sie bestenfalls zu einem anerkannten Berufsabschluss zu führen. Denn lebenslanges Lernen ist ein entscheidender Faktor, um nachhaltig in den Arbeitsmarkt integriert zu werden und zu bleiben“.

Arbeitslosigkeit steigt in der Grundsicherung und sinkt in der beitragsfinanzierten Arbeitslosenversicherung

Bei den Jobcentern waren 2.985 Menschen arbeitslos gemeldet, das entspricht 45,7 Prozent aller Arbeitslosen. Hier stieg die Arbeitslosigkeit um 290 Personen (plus 10,8 Prozent). Dagegen ist im Bereich der beitragsfinanzierten Arbeitslosenversicherung ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Bei der Agentur für Arbeit sank die Zahl der Arbeitslosen um 29,3 % (minus 1.470) auf 3.549 Personen.
Im Bereich der Jobcenter spielen die Zugänge von ukrainischen Arbeitslosen eine große Rolle. Während bei der Arbeitsagentur die Zahl arbeitslos gemeldeter Ausländer um 34,3 Prozent zurückging, stieg sie bei den Jobcentern um 38,9 Prozent an.

Deutlich weniger Ausgaben beim Kurzarbeitergeld und Arbeitslosengeld

Die Erholungseffekte des Arbeitsmarktes von der Corona-Pandemie werden auch bei den deutlich geringeren Ausgaben an Arbeitslosengeld I und Kurzarbeitergeld sichtbar. Das Kurzarbeitergeld sicherte zwar auch im Jahr 2022 Arbeitsplätze und Beschäftigung, aber bei Weitem nicht mehr in den Dimensionen der beiden vorangegangen Jahre.

So zahlte die Agentur für Arbeit Donauwörth im gesamten Agenturbezirk 21,2 Millionen Euro an konjunkturellem Kurzarbeitergeld inklusive Sozialversicherungsbeträgen aus. Das sind 79,2 Prozent weniger als im Jahr 2021. Damals waren es 101,5 Millionen Euro; im Jahr 2020 waren es sogar 126,3 Millionen.

Im Jahr 2022 wurden insgesamt 81,6 Millionen Euro an Arbeitslosengeld I inklusive Sozialversicherungsbeiträgen ausbezahlt. Das sind 23,1 Prozent weniger als im Jahr 2021. Hier betrugen die Ausgaben 106,1 Millionen Euro; im Jahr 2020 waren es 115,6 Millionen Euro.

Arbeitslosigkeit nach Personengruppen

Männer (53,5 Prozent) waren im vergangenen Jahr mehr von Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen (46,5 %). Allerdings sank die Arbeitslosigkeit der Männer im Vorjahresvergleich mit minus 17,5 Prozent deutlicher als die der Frauen (minus 12,7 Prozent). Von der guten Arbeitsmarktentwicklung konnten alle Personengruppen profitieren. Bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren sank die Arbeitslosigkeit um 171 (oder 21,8 Prozent) auf 612 Personen. Im Jahr 2022 waren durchschnittlich 2.635 Menschen im Alter ab 50 Jahren gemeldet, 474 (oder 15,2 Prozent) weniger als vor einem Jahr. Einen deutlichen Rückgang gab es bei den Langzeitarbeitslosen von 367 oder 21,9 Prozent. Durchschnittlich waren 1.312 Menschen länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet.  Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen mit Behinderung sank um 138 (oder 16,0 Prozent) auf 722. Der Bestand der ausländischen Arbeitslosen sank dagegen nur geringfügig um 9 (oder 0,4 Prozent) auf 2.141.

Viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt ist ständig in Bewegung. Im Verlauf des Jahres meldeten sich 28.488 Menschen arbeitslos, davon kamen 11.875 aus einer Beschäftigung und 5.744 aus einer Aus- oder Weiterbildung. Im Gegenzug konnten sich 28.104 Personen aus der Arbeitslosigkeit abmelden, davon nahmen 9.050 eine Erwerbstätigkeit auf und 6.257 begannen eine Aus- oder Weiterbildung. Der Bestand an Arbeitslosen schlägt sich damit gut viermal im Jahr um. Das bringt in unserer Region in der Regel nur eine kurze Dauer der Arbeitslosigkeit mit sich.

Arbeitskräftenachfrage auf hohem Niveau

Der Personalbedarf der Betriebe - insbesondere an Fachkräften - ist weiterhin sehr hoch. Wir hatten im Jahr 2022 durchschnittlich 6.101 offene Stellen gemeldet. Das sind 1.106 mehr als vor einem Jahr. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Neuzugang von Stellen rückläufig. Im gesamten Jahresverlauf wurden 12.784 Arbeitsstellen zur Besetzung gemeldet, 764 oder 5,6 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Zu all den aktuellen krisenbedingten Problemen in der Wirtschaft sind Digitalisierung und Strukturwandel weiterhin in vollem Gange und damit auch das Problem des Fachkräftemangels. Rund 80 Prozent der Arbeitsangebote sind für Fachkräfte oder eine höhere Qualifikation. Dieser Fachkräftebedarf ist aber aus dem Potential der arbeitslos gemeldeten Menschen nicht zu decken, da fast die Hälfte aller Arbeitslosen keine derartige Qualifikation aufweist.

„Eine große Herausforderung wird auch in 2023 darin bestehen, die Unternehmen mit allen Kräften zu unterstützen, ihren Personalbedarf zu decken. Zur Sicherung des Fachkräftebedarfes haben wir sehr gute Möglichkeiten, sowohl die Firmen und deren Beschäftigte, als auch Arbeitslose zu unterstützen. Zum Beispiel können Beschäftigte, die keinen formellen Berufsabschluss haben, mit Zuschüssen der Arbeitsagentur vom Helfer zum Facharbeiter qualifiziert werden. Unsere Spezialisten im Arbeitgeber-Service beraten gerne in allen Fragen der Weiterbildung von Beschäftigten“ rät der Donauwörther Agenturleiter.

Neue Rekordwerte sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung (SvB)

Die Zahl der Beschäftigten erreichte im Jahr 2022 einen neuen Höchststand. Nach den aktuellsten Daten vom Juni 2022 standen zu diesem Zeitpunkt 222.345 Menschen in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis. Die Beschäftigung stieg im Vergleich zum Vorjahr um 3.602 bzw. 1,6 Prozent.

Nach Branchen gab es absolut betrachtet die stärkste Zunahme bei Immobilien, freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (plus 1.203 oder 11,8 Prozent). Am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung bei der Herstellung von überwiegend häuslich konsumierten Gütern, einem Teilbereich des Verarbeitenden Gewerbes (minus 691 oder 5,1 Prozent).

 

Der Arbeitsmarkt im Dezember 2022

Wie erwartet, stieg die Arbeitslosigkeit zum Jahresende leicht an. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Donauwörth sind aktuell 6.819 Menschen arbeitslos gemeldet, 236 mehr als vor einem Monat. Die Arbeitslosenquote stieg gegenüber November um 0,1 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent.

„Im Vergleich zum Vorjahr sind 343 Personen oder 5,3 Prozent mehr ohne Arbeit. Beim Bestand an ausländischen Arbeitslosen ist eine deutliche Zunahme (662 Personen oder 36,2 Prozent) gegenüber Dezember 2021 zu verzeichnen. Der Zuzug von Arbeitslosen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft ist hier ausschlaggebend“, so der Chef der Arbeitsagentur. Der Bestand an offenen Arbeitsstellen liegt derzeit bei 5.540. Im Dezember wurden dem Arbeitgeber-Service 964 neue Stellen gemeldet.