Lebkuchen Weiss wie man Arbeit versüßt

So könnte die Integration von Geflüchteten gelingen. Die Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Donauwörth/Neu-Ulm sind von der Strategie der Fa. Max Weiss Lebkuchenfabrik Neu-Ulm GmbH überzeugt.

18.04.2024 | Presseinfo Nr. 38

Neu-Ulm: Der Leitsatz der Firma Max Weiss Lebkuchenfabrik lautet: Tradition pflegen, Innovation leben. „Personal zu finden ist auch für unseren Betrieb nicht einfach. Da müssen wir besonders innovativ sein. Arbeit gibt es genug“, so Werksleiter Maximilian Giszas. Richard Paul und Norbert Gehring, Geschäftsführende der Arbeitsagentur Donauwörth/Neu-Ulm, besuchten die Firma, um erfolgreiche Integrationen von Geflüchteten live zu erleben.

Menschen in Schutzkleidung im Lebensmittelbereich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

v.l.: Maximilian Giszas, Silke Günther, Sabine Schmid-Pfeiffer, Anke Langhammer, Richard Paul, Ali Ahmadi, Norbert Gehring

Foto: Inge Großkopf Agentur für Arbeit Donauwörth

 „In den nächsten Jahren werden viele langjährige Mitarbeitende in die Rente gehen. Rechtzeitig Personal zu finden, in einer Zeit des Arbeitskräftemangels, ist eine echte Herausforderung“, so Giszas. Dass Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt schwer zu finden sind, bestätigt Richard Paul. „Der Agenturbezirk Donauwörth, zu dem auch der Landkreis Neu-Ulm gehört, hat seit längerer Zeit eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten in Deutschland. Dennoch steigt stetig die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Der Beschäftigungsanstieg erfolgte ausschließlich über die Einstellung von ausländischen Arbeitskräften. Eine sehr gute Option um Arbeitskräfte zu finden ist also Geflüchtete einzustellen. Obwohl mittlerweile viele einen Deutschkurs besucht haben, ist die deutsche Sprache oft ein Problem, an dem eine Arbeitsaufnahme scheitert“, b eschreibt Paul die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt.

 

 

Für die Firma Weiss ist das kein Hinderungsgrund für die Einstellung. „Wir haben jetzt schon sehr viele verschiedene Nationalitäten beschäftigt. Die Kommunikation im Betrieb ist dennoch auf Deutsch und deshalb eine echte Herausforderung, weil die Hälfte der Beschäftigten einen Migrationshintergrund haben. Oft haben die Kinder von den Beschäftigten bisher dolmetschen müssen.  Also haben wir uns überlegt, was wir selbst tun können, um unsere Mitarbeitenden dabei zu unterstützen, unsere Sprache zu lernen. Seit einiger Zeit haben die Beschäftigten die Möglichkeit, vor oder nach der Arbeitszeit, im Betrieb einen Nachhilfekurs für die deutsche Sprache zu besuchen. Der lebensnahe Unterricht wird von der sprachbegabten Tochter unseres Schichtleiters durchgeführt. Ein eigener Schulungsraum wurde dank Unterstützung von unserer Aachener Mutterfirma Lambertz eingerichtet. Aus einer Idee entstand ein tolles Projekt, dass nicht nur uns begeistert. Die Deutschkurse im Betrieb werden sehr gut besucht und die Mitarbeitenden sind richtig dankbar. Seitdem merkt man auch, dass sich das Betriebsklima erheblich verbessert hat.  Zum Beispiel in der Kantine sitzen auf einmal unterschiedliche Nationalitäten zusammen, weil jetzt echte Gespräche stattfinden können“, erzählt Anke Langhammer (Mitarbeiterin Arbeitsvorbereitung, Planung und Steuerung Personaleinsatz) begeistert.

 

„Aber alleine mit dem Erwerb von Deutschkenntnissen, ist das Problem des Fachkräftemangels nicht gelöst. Auch hierfür haben wir eine Strategie, bei der uns die Arbeitsagentur tatkräftig unterstützt. Wenn zum Beispiel ein Mitarbeitender als Maschinenbediener Berufserfahrung gesammelt hat, kann er sich intern als Maschinenführer weiterbilden“, berichtet Anke Langhammer.

 

„Wir haben festgestellt, dass unsere beschäftigten Helfer, alle gerne Facharbeiter werden wollen. Am Anfang waren die Mitarbeitenden etwas skeptisch, weil sie befürchteten nur ein Azubi-Gehalt zu bekommen, dass für ein Familienleben und für die Miete nicht ausreichen würde. Aktuell haben wir 2 Beschäftigte die absolut motiviert sind, eine Berufsausbildung nachzuholen. Während der Berufsausbildung werden die beiden natürlich auch die Berufsschule besuchen. Da wir ein Saisonbetrieb sind, ist das nicht unbedingt kompatibel. Aber auch hierfür werden wir eine Lösung finden“, ist Personalreferentin Silke Günther zuversichtlich.

 

„Wir unterstützen das Vorhaben tatkräftig“, so Richard Paul. „Als Arbeitsagentur können wir unter bestimmten Voraussetzungen die Firmen finanziell unterstützen, wenn ungelernte Beschäftigte eine Ausbildungsabschluss nachholen. Dann können diese ihr normales Gehalt von der Firma weiter erhalten und so ihr Leben finanzieren“. Deshalb ist Silke Günther auch im stetigen Kontakt mit ihrer Ansprechpartnerin vom Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Neu-Ulm Sabine Schmid-Pfeiffer, um alle Informationen zu den vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten der Arbeitsagentur zu bekommen.

 

Als nächstes plant die Firma eine Betriebsversammlung für alle Beschäftigte, um über die Weiterbildungsmöglichkeiten zu informieren. Denn sie wissen genau, wie viele der älteren, berufserfahrene Mitarbeitenden in den nächsten Jahren in die Rente gehen werden und kümmern sich jetzt um den notwendigen Fachkraftersatz.

 

Richard Paul und Norbert Gehring waren nach dem Gespräch überzeugt, dass Lebkuchen Weiss die richtige Strategie gegen den Fachkräftemangel hat. „Wir hoffen, dass dieser Weg andere Firmen inspiriert, um zum Beispiel Geflüchtete mit wenig Deutschkenntnissen zuerst als Helfer einzustellen, den Beschäftigten praxisnahes Deutsch zu lehren und dann im Laufe der Zeit als Fachkraft weiter zu entwickeln. Wenn dann wieder eine Helferstelle frei wird, vermitteln wir gerne wieder entsprechende Arbeitsuchende. Das wäre ein perfekter Kreislauf, der für Arbeitsuchende, Beschäftigte und auch für die Firmen eine Win-win-Situation ist“.

 

„Im nächsten Jahr hat unsere Niederlassung das 100jährige Firmenjubiläum. In den letzten Jahren gab es immer wieder neue Herausforderungen. Jedoch hatten wir keine Absatzeinbrüche während der Corona-Pandemie und es wurde jeden Tag im Betrieb gearbeitet. Auch der Ukraine-Krieg hat keine Auswirkung auf unsere Produktion. Dass sich die Energie- und Rohstoffpreise in letzter Zeit sehr erhöht haben, können wir nicht beeinflussen, aber gegen den Fachkräftemangel können wir selbst was tun. Ohne Personal geht nichts und wir brauchen weiter gute Mitarbeiter, die bei uns gerne arbeiten“, resümiert Maximilian Giszas.