Der Arbeitsmarkt zeigt sich im Februar unbeeindruckt vom Winter und Omikron und beschert durchaus unerwartet einen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote verbesserte sich im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte. Der Personalbedarf der Unternehmen steigt spürbar weiter an. Dass aber ebenfalls auch der Stellenbestand in dieser für viele Unternehmen von starker Unsicherheit geprägten Zeit wächst, ist ein Indiz für den Mangel an zum Teil dringend benötigten Fachkräften.
„Die Stellenbesetzungen werden in einigen Bereichen immer schwieriger. Allzu häufig passen Anforderung der Unternehmen und Qualifikation des Bewerbers oder der Bewerberin nicht zueinander. Nach vorne blickend ist es enorm wichtig, die Chancen der Weiterbildung zu nutzen, sowohl für Beschäftigte als auch für arbeitssuchende Menschen. Hier müssen wir an Tempo deutlich zulegen. Es gibt viele Möglichkeiten, die Situation auf dem Arbeitsmarkt wie auch die persönliche zu verbessern, wir müssen sie nur besser nutzen als bisher“, kommentiert Arbeitsagenturchefin Heike Bettermann die Situation auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt.
"Mindestens ebenso wichtig wie Möglichkeiten zur kontinuierlichen Weiterbildung ist aber überhaupt erst einmal ein guter Start ins Berufsleben. Eine duale Berufsausbildung ist eine gute und in jedem Fall perspektivenreiche Option mit richtig guten Karrierechancen. Mit einer Reihe von digitalen Veranstaltungen möchten wir ab dem 14. März in der bundesweiten „Woche der Ausbildung“ Jugendliche genau hierfür begeistern. Das Jugendberufshaus Dortmund bietet den jungen Menschen vielfältige Unterstützung für einen erfolgreichen Übergang von der Schule in den Beruf. Auch über diese Woche hinaus ist es uns, gemeinsam mit unseren Dortmunder Bündnispartnern, ein wichtiges Anliegen, der Ausbildung zum dringend nötigen „Image-Booster“ gegenüber einem akademischen Berufseinstieg zu verhelfen“, so Bettermann weiter.
Dr. Regine Schmalhorst, Geschäftsführerin des Jobcenters Dortmund, kommentiert: „Auch die Zahlen im Jobcenter Dortmund befinden sich im Februar trotz anhaltender COVID-19 Eindämmungsmaßnahmen auf Erholungskurs. Wir verzeichnen 377 arbeitslose Menschen weniger in unserer Zuständigkeit - die große Mehrheit von ihnen, nämlich 202 Personen, waren zuvor langzeitarbeitslos. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind 1.567 Arbeitslose und 1.062 Bedarfsgemeinschaften weniger auf Leistungen des Jobcenter angewiesen. Der milde Jahresbeginn und die angekündigten Lockerungsmaßnahmen lassen eine erste Frühjahrsbelebung auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt zu. Bleibt zu hoffen, dass sich dieser Trend - auch im Kontext des aktuellen Weltgeschehens – die kommenden Monate fortsetzt.“
Weniger Arbeitslose im Februar
Im Februar wurden 34.521 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Davon waren 7.671 Personen bei der Arbeitsagentur und 26.850 Menschen beim Jobcenter Dortmund gemeldet. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 441 Personen oder 1,3 Prozent zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote für alle bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen geht leicht auf 10,8 Prozent zurück (Februar 2021: 12,1 Prozent). Die spezifische Arbeitslosenquote für die Agentur bleibt unverändert bei 2,4 Prozent und für das Jobcenter sinkt sie leicht auf 8,4 Prozent.
Arbeitslosigkeit ist kein starrer Block. Vielmehr ist durch die Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit viel Bewegung. In der Stadt Dortmund wurden im Februar 5.501 Männer und Frauen erstmals oder erneut arbeitslos registriert. 1.535 Personen davon kamen aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 396 Personen weniger als im Vormonat. 5.959 meldeten sich im Februar bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter aus der Arbeitslosigkeit ab. Von ihnen beendeten 1.365 Menschen ihre Arbeitslosigkeit wegen der Aufnahme einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 317 Personen mehr als im Vormonat.
Jugendarbeitslosigkeit erneut leicht gestiegen
Rechtskreisübergreifend ist die Jugendarbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte auf 8,8 Prozent gestiegen. Im Februar waren damit 2.942 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 122 Personen oder 4,3 Prozent mehr als im Vormonat. Zurückzuführen ist der Anstieg unter anderem auf eine Vielzahl junger Fachkräfte, die sich aufgrund des Endes der zweieinhalb- und dreieinhalbjährigen Berufsausbildungen zunächst arbeitslos melden mussten, weil sie in ihrem Ausbildungsbetrieb nicht übernommen wurden.
Die Jugendarbeitslosigkeit liegt aktuell noch deutlich über dem Vorkrisenniveau. Im Februar 2019 waren 2.704 Jugendliche unter 25 Jahren in Dortmund arbeitslos gemeldet, dies entspricht einer Quote von 8,4 Prozent.
Volatile Situation bei den gemeldeten Arbeitsstellen
Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften bei der Agentur für Arbeit ist nach einem Rückgang zu Jahresbeginn fast wieder auf dem Stand von Dezember 2021. Die Dortmunder Unternehmen und Verwaltungen meldeten im aktuellen Berichtsmonat 962 neue Stellen. Das sind 270 Stellen mehr als im Januar. Der aktuelle Stellenbestand ist mit 4.660 offenen Stellen um 3,3 Prozent höher als im Vormonat. Im Jahresvergleich liegt er mit einem Plus von 1.739 Stellen deutlich höher als im Krisenjahr 2021.
Spitzenreiter beim Stellenbestand sind neben dem Dienstleistungssektor Unternehmen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen mit 625 offenen Stellen, gefolgt von Kfz-Händlern und –Reparaturbetrieben mit 654 gemeldeten offenen Stellen und dem Baugewerbe mit 302 offenen Stellen. Das von den Corona-Beschränkungen stark betroffene Gastgewerbe hat in den vergangenen Monaten durch Personalaufbau versucht, an Vorkrisenzeiten anzuknüpfen, musste jedoch zunehmend mit Besetzungsproblemen kämpfen. Aktuell sind mit 163 deutlich weniger offene Stellen gemeldet als im Januar und im Dezember letzten Jahres.
Unterbeschäftigung geht leicht zurück
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGB III und SGB II) gelten, weil sie beispielsweise wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.
Die Unterbeschäftigung ist in diesem Monat leicht gesunken. Insgesamt sind im Februar 46.050 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 234 Personen weniger. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung sank im Februar auf 75,0 Prozent. Die Unterbeschäftigungsquote sinkt im Berichtsmonat leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 14,0 Prozent.
(Hinweis: Die Unterbeschäftigung ist ein sehr komplexes Thema und beinhaltet nicht Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die während ihrer Beschäftigung Arbeitslosengeldleistungen erhalten. Um Missverständnissen vorzubeugen, erklären wir Ihnen gerne die Zusammenhänge und Hintergründe. Nehmen Sie bei Bedarf mit uns Kontakt auf.)
Weniger Beschäftigte von angezeigter Kurzarbeit betroffen
Vor Beginn der Kurzarbeit müssen Betriebe Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten. Mit Beginn der vierten Welle stieg auch die Zahl der Anzeigen für Kurzarbeit in Dortmund wieder an. Nach aktuellen Hochrechnungen zu geprüften Anzeigen haben im Februar 87 Betriebe konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Im Januar lag die Zahl noch bei 81 Anzeigen. Die Anzahl der Beschäftigten, für die Kurzarbeit angezeigt wurde, ging im Vergleich zum Vormonat aber von 885 auf 502 zurück.
Das Kurzarbeitergeld hat vielen Dortmunder Unternehmen erfolgreich durch die Pandemie geholfen und hilft auch weiterhin. Ohne das Werkzeug Kurzarbeit läge die Arbeitslosigkeit deutlich höher, auch würde die Beschäftigung deutlich geringer liegen. Damit fehlte der Wirtschaft auch die Grundlage, auf der sie sich derzeit gut erholt.
Die Daten über die tatsächlich realisierte, d. h. in Anspruch genommene Kurzarbeit, werden mit einer Wartezeit von fünf Monaten veröffentlicht, da hiermit eine sichere Statistik auf vollzähliger Basis mit hoher Datenqualität gewährleistet ist. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis August 2021 zur Verfügung. So nahmen im August 928 Betriebe für 3.658 Dortmunderinnen und Dortmunder konjunkturelles Kurzarbeitergeld in Anspruch. Damit sind die Zahlen im Vergleich zum Vormonat weiter rückläufig. Im Juli 2021 wurde an 4.826 Personen in 1.070 Betrieben Kurzarbeit ausgezahlt. Den vorläufigen Höchststand erreichte die Kurzarbeit in Dortmund bisher im April 2020, als in 3.763 Betrieben 37.816 Menschen in Kurzarbeit beschäftigt waren.