Zur Jahreshälfte stieg die Zahl der arbeitslosen Menschen in Dortmund erstmalig an. Mit 33.843 gemeldeten Arbeitslosen waren im Juni 338 Personen mehr arbeitslos als im Vormonat. Aufgrund des frühen Ferienbeginns eine durchaus typische saisonale Entwicklung.
„Mit dem Beginn der Sommerferien steigt die Arbeitslosigkeit vor allem aufgrund der sogenannten Übergangs- und Sucharbeitslosigkeit. Das betrifft insbesondere junge Menschen, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben und im Ausbildungsbetrieb nicht übernommen werden. Dies ist aber eine vorübergehende Entwicklung, denn gut ausgebildete junge Menschen finden in der Regel schnell eine neue Stelle“, kommentiert Heike Bettermann, Chefin der Arbeitsagentur Dortmund die Situation auf dem Arbeitsmarkt.
„Doch dies ist nur die halbe Wahrheit. Seit dem ersten Juni haben die Jobcenter die Betreuung der vom russischen Angriffskrieg nach Deutschland geflohen Ukrainerinnen und Ukrainern übernommen. Die Menschen erhalten dort nun alle Leistungen aus einer Hand. Das erspart den Geflüchteten doppelte Wege, vereinfacht aber zugleich auch die Unterstützung der Menschen erheblich. Die Jobcenter haben einen ganzheitlichen Blick auf die Bedarfe der Menschen, auf die Leistungen zum täglichen Leben, die Kosten für Unterkunft und Heizung, Bildung und Teilhabe, aber auch auf Beratung und Vermittlung und die Förderung von Qualifizierungen sowie den notwendigen Spracherwerb. Einige haben sich schon beim Jobcenter gemeldet, viele werden das in den kommenden Wochen sicherlich noch tun. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juni resultiert daher auch durch die ukrainischen Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II. Für die kommenden Wochen rechnen wir mit einem weiteren deutlichen Zugang an Arbeitslosmeldungen“, so Bettermann weiter.
Dr. Regine Schmalhorst, Geschäftsführerin des Jobcenters Dortmund, erläutert: „In den Juni-Zahlen lassen sich im Bereich der Grundsicherung auf der einen Seite positive Tendenzen ablesen, die auf einen nach wie vor robusten Arbeitsmarkt deuten. So sinkt die Langzeitarbeitslosigkeit weiter: 110 zuvor langzeitarbeitslose Personen konnten im Juni den Leistungsbezug beenden. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Langzeitarbeitslosigkeit nach wie vor über zehn Prozentpunkte geringer und damit 1.753 Menschen weniger von ihr betroffen.
Auf der anderen Seite verzeichnet das Jobcenter Dortmund erstmals in diesem Jahr einen Anstieg bei den Leistungsberechtigten. Im Vergleich zum Vormonat sind es 786 Bedarfsgemeinschaften mit 2.603 Personen mehr, die im Juni Leistungen vom Jobcenter bezogen haben. Hintergrund dieses Anstiegs ist der Rechtskreiswechsel der geflüchteten Personen aus der Ukraine aus dem Asylbewerberleistungsgesetz in das SGB II zum Stichtag 1. Juni.“
Erstmaliger leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit in 2022
Im Juni wurden 33.843 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Davon waren 7.447 Personen bei der Arbeitsagentur und 26.396 Menschen beim Jobcenter Dortmund gemeldet. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 338 Personen oder 1,0 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote für alle bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen steigt auf 10,5 Prozent (Juni 2021: 11,6 Prozent). Die spezifische Arbeitslosenquote für die Agentur bleibt unverändert bei 2,3 Prozent und für das Jobcenter ebenso unverändert bei 8,2 Prozent.
Arbeitslosigkeit ist kein starrer Block. Vielmehr herrscht durch die Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit viel Bewegung. In der Stadt Dortmund wurden im Juni 5.520 Männer und Frauen erstmals oder erneut arbeitslos registriert. 1.368 Personen davon kamen aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 41 Personen mehr als im Vormonat. 5.210 meldeten sich im Juni bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter aus der Arbeitslosigkeit ab. Von ihnen beendeten 1.159 Menschen ihre Arbeitslosigkeit wegen der Aufnahme einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 139 Personen weniger als im Vormonat.
Jobcenter ab Juni für Geflüchtete aus der Ukraine zuständig
Die Menschen, die seit Februar 2022 aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind, werden ab 1. Juni von den Jobcentern betreut. Sie wechseln vom Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) in die Grundsicherung (SGB II). Solange die geflüchteten Menschen noch nicht von den Jobcentern betreut werden, können sie sich zur Beratung und Unterstützung für den Einstieg in den Arbeitsmarkt weiterhin an die Agentur für Arbeit wenden. Die Service-Hotline in ukrainischer und russischer Sprache ist unter 0911 178-7915 weiterhin erreichbar.
Die Bundesagentur für Arbeit und die Jobcenter unterstützen alle Menschen mit Fluchterfahrung gleichermaßen - unabhängig von ihrer Herkunft. Für die Geflüchteten aus der Ukraine erhöht sich durch den Übergang vom Asylbewerberleistungsgesetz in die Grundsicherung die Höhe des Regelsatzes und es werden die tatsächlichen Kosten für die Unterkunft übernommen. Zusätzlich werden die Menschen in die gesetzliche Krankenkasse aufgenommen.
Die Jobcenter beraten und unterstützen dazu beim Eintritt in den Arbeits- oder Ausbildungsmarkt. In einem ersten Schritt erhalten die geflüchteten Menschen bei Bedarf Unterstützung bei der Suche nach einer Kinderbetreuung, beim Spracherwerb sowie bei der Anerkennung von Schul- und Berufsabschlüssen. Danach erhalten sie Unterstützung bei der Vermittlung in Beschäftigung, Qualifizierung und Weiterbildung. Ziel ist es, die Menschen ausbildungsadäquat zu vermitteln.
Im Berichtsmonat Juni waren im Jobcenter Dortmund 287 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Im Mai waren es 166 Personen.
Jugendarbeitslosigkeit steigt saisontypisch leicht an
Rechtskreisübergreifend ist die Jugendarbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 8,4 Prozent gestiegen. Im Juni waren damit 2.800 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 69 Personen oder 2,5 Prozent mehr als im Vormonat.
Geringe Arbeitskräftenachfrage im Juni
Im Juni ist die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften im Vergleich zum Vormonat deutlich gesunken. Der russische Krieg gegen die Ukraine, die Energiekostenproblematik und Lieferengpässe belasten zusehends die Dortmunder Unternehmen, Personalneueinstellungen rücken in den Hintergrund. Der Agentur für Arbeit wurden im aktuellen Berichtsmonat 690 neue Stellen gemeldet. Das sind knapp die Hälfte weniger als im Mai und gut ein Viertel weniger Stellenmeldungen als im Juni vor einem Jahr. Der aktuelle Stellenbestand hat sich mit 5.576 offenen Stellen im Vergleich zum Vormonat nur wenig verändert. Im Jahresvergleich liegt er mit einem Plus von rund 2.010 Stellen deutlich höher als im Krisenjahr 2021. Den höchsten Stellenbestand verzeichnen Unternehmen aus den Bereichen der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen, gefolgt vom Handel und dem Gesundheits- und Sozialwesen.
Unterbeschäftigung steigt leicht an
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGB III und SGB II) gelten, weil sie beispielsweise wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.
Die Unterbeschäftigung ist in diesem Monat leicht gestiegen. Insgesamt sind im Juni 45.366 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 182 Personen mehr. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung steigt im Juni auf 74,6 Prozent. Die Unterbeschäftigungsquote bleibt unverändert zum Vormonat bei 13,7 Prozent.
(Hinweis: Die Unterbeschäftigung ist ein sehr komplexes Thema und beinhaltet nicht Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die während ihrer Beschäftigung Arbeitslosengeldleistungen erhalten. Um Missverständnissen vorzubeugen, erklären wir Ihnen gerne die Zusammenhänge und Hintergründe. Nehmen Sie bei Bedarf mit uns Kontakt auf.)
Noch viele offene Ausbildungsstellen
Auf dem Ausbildungsmarkt zeigt sich gut vier Wochen vor dem ersten großen Starttermin noch viel Bewegung. Viele junge Menschen sind noch unentschlossen oder auf der Suche und von Unternehmensseite sind noch zahlreiche offene Ausbildungsplätze gemeldet – Aktuell stehen 1.811 Ausbildungsstellen zur Besetzung offen. Die Zahl der insgesamt gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen seit Beginn des Berichtsjahres liegt Ende Juni bei 3.224. Dies sind im Vorjahresvergleich neun Prozent weniger. Seit Oktober 2021 meldeten sich 3.146 Jugendliche bei der Berufsberatung als Bewerber oder Bewerberin. Das sind 209 Jugendliche oder 6,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Schere zwischen Bewerbern und Stellen klafft dabei immer weiter auseinander. Die Besetzung offener Ausbildungsstellen wird für die Unternehmen schwieriger. Auf 100 unbesetzte Berufsausbildungsstellen kommen in Dortmund in diesem Jahr 56 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber. Im Vorjahr waren es noch 82.
„Knapp ein Drittel aller jungen Menschen, die sich in diesem Jahr für eine Ausbildung interessieren, sind noch unentschlossen und haben bisher noch keine Unterschrift unter einen Ausbildungsvertrag gesetzt. Und das, obwohl das vorhandene Stellenangebot aktuell größer ist als je zuvor. Es gilt jetzt, Entscheidungen zu treffen. Ich appelliere an jeden einzelnen jungen Menschen, seien Sie mutig. Eine Berufsausbildung bietet ein stabiles und gutes Fundament mit tollen Entwicklungs- und Aufstiegsperspektiven. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater stehen auch in den Ferien zur Verfügung und bieten Unterstützung“, so Heike Bettermann.