Die Arbeitslosigkeit hat sich im August saisontypisch entwickelt. Sie stieg um 0,4 Prozent leicht an, der Anstieg liegt damit im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Dies ist im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückzuführen. Zum einen beenden viele junge Menschen die Schule und strömen für eine kurze Zeit auf den Arbeitsmarkt, bevor sie eine Ausbildung beginnen, ihre Schullaufbahn fortsetzen oder sich beruflich orientieren. Hinzu kommt, dass auch in den Betrieben oftmals die Ferienzeit abgewartet wird und Neueinstellungen kaum vorgenommen werden. Zum anderen geht der Anstieg der Arbeitslosigkeit darauf zurück, dass mittlerweile ein großer Teil der ukrainischen Geflüchteten in den Jobcentern registriert sind und sie dadurch in der Arbeitsmarktstatistik sichtbar werden.
„Der Dortmunder Arbeitsmarkt geht stabil in den Spätsommer. Der leichte Anstieg der Gesamtarbeitslosigkeit resultiert ausschließlich aus Zugängen im SGB II, also im Jobcenter. Der Übergang der vor dem russischen Angriffskrieg geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer in das Jobcenter ist sehr gut vorangekommen. Dabei standen zunächst die Leistungen zum täglichen Leben im Vordergrund. Im nächsten Schritt werden wir unsere Unterstützung weiter vertiefen und sie zum Arbeitsmarkt beraten, Qualifizierungen vermitteln und fördern und auch den dafür notwendigen Spracherwerb unterstützen. Der lokale Arbeitsmarkt ist aufnahmefähig für qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist mit dem Ende der Sommerferien wieder leicht angestiegen. Doch lassen die Unternehmen weiter Vorsicht walten, Investitionen werden oftmals zurückgestellt und Neueinstellungen aufgeschoben. Wir hoffen aber, dass sich die Belebung auf dem Arbeitsmarkt im Herbst weiter fortsetzt, allerdings immer unter dem Vorbehalt der aktuellen Krisenentwicklung in Bezug auf Lieferschwierigkeiten und der Energiekrise“, kommentiert Heike Bettermann, Chefin der Arbeitsagentur Dortmund.
Beate Bachmann, stellvertretende Geschäftsführerin des Jobcenters Dortmund, kommentiert „Im August zeigt sich bei der Arbeitslosigkeit eine gegenteilige Entwicklung zwischen Arbeitslosenversicherung und Grundsicherung: während die Arbeitsagentur weniger Arbeitslose betreut, verzeichnet das Jobcenter einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. 297 Menschen mehr waren im August beim Jobcenter arbeitslos gemeldet als noch im Juli und es sind 419 Bedarfsgemeinschaften mehr in der Betreuung des Jobcenters. Im August liegen wir damit erstmals über dem Vorjahresniveau des Corona-Jahres 2021. Diesen Anstieg führen wir zum einen auf die weitere Übernahme von ukrainischen Geflüchteten in die Grundsicherung zurück. Zum anderen zeigt sich aber auch in der aktuellen bestehenden unsicheren gesamtwirtschaftlichen Situation eine vorsichtigere Einstellung gegenüber Kundinnen und Kunden des Jobcenters, die häufig in un- und angelernten Tätigkeiten beschäftigt sind.“Saisonalbedingter Anstieg der Arbeitslosigkeit bei gleichbleibender Quote
Im August wurden 35.978 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Davon waren 7.441 Personen bei der Arbeitsagentur und 28.537 Menschen beim Jobcenter Dortmund gemeldet. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 129 Personen oder 0,4 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote für alle bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen verbleibt bei 11,2 Prozent (August 2021: 11,5 Prozent). Die spezifische Arbeitslosenquote für die Agentur sinkt leicht auf 2,3 Prozent und für das Jobcenter steigt sie auf 8,9 Prozent.
Arbeitslosigkeit ist kein starrer Block. Vielmehr herrscht durch die Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit viel Bewegung. In der Stadt Dortmund wurden im August 6.152 Männer und Frauen erstmals oder erneut arbeitslos registriert. 1.606 Personen davon kamen aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 14 Personen weniger als im Vormonat. 6.043 meldeten sich im August bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter aus der Arbeitslosigkeit ab. Von ihnen beendeten 1.356 Menschen ihre Arbeitslosigkeit wegen der Aufnahme einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 124 Personen mehr als im Vormonat.
Nur geringer weiterer Zuwachs bei ukrainischen Geflüchteten
Seit dem 1. Juni haben alle geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer die Möglichkeit, in den Jobcentern einen Antrag auf Grundsicherung für Arbeitssuchende zu stellen. Zuvor konnten Sie von Februar bis einschließlich Mai Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten. Vom 1. Juni ist dies nur noch für eine Übergangszeit bis Ende August möglich. Im Berichtsmonat August waren im Jobcenter Dortmund 1.845 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Im Juli waren es 1.426 Personen.
Leichter saisonaler Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit
Rechtskreisübergreifend ist die Jugendarbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat auf 9,8 Prozent gestiegen. Im August waren damit 3.275 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 117 Personen mehr als im Vormonat. Der Zuwachs fällt deutlich geringer aus als im Vormonat und liegt in etwa auf dem Niveau der Jahre vor Corona. Allerdings zeigen sich die Unternehmen weiter zurückhaltend bei der Übernahme junger Beschäftigter im Anschluss an ihre Ausbildung.
Wieder mehr Arbeitskräfte nachgefragt
Im August ist die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften im Vergleich zum Vormonat wieder angestiegen. Der Agentur für Arbeit wurden im aktuellen Berichtsmonat 685 neue Stellen gemeldet. Das sind 76 Stellen mehr als im Juli, aber 359 weniger Stellenmeldungen als im Vorjahresmonat. Der aktuelle Stellenbestand hat sich mit 5.494 offenen Stellen im Vergleich zum Vormonat nur wenig verändert. Im Jahresvergleich liegt er mit einem Plus von rund 1.107 Stellen deutlich höher als im Krisenjahr 2021. Den höchsten Stellenbestand verzeichnen Unternehmen aus den Bereichen der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen, gefolgt vom Handel und dem Gesundheits- und Sozialwesen.
Unterbeschäftigung nahezu unverändert
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGB III und SGB II) gelten, weil sie beispielsweise wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.
Die Unterbeschäftigung ist in diesem Monat weiter gestiegen. Insgesamt sind im August 46.738 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 54 Personen mehr. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung steigt im August auf 77,0 Prozent. Die Unterbeschäftigungs-quote steigt im Vergleich zum Vormonat leicht auf 14,2 Prozent.
(Hinweis: Die Unterbeschäftigung ist ein sehr komplexes Thema und beinhaltet nicht Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die während ihrer Beschäftigung Arbeitslosengeldleistungen erhalten. Um Missverständnissen vorzubeugen, erklären wir Ihnen gerne die Zusammenhänge und Hintergründe. Nehmen Sie bei Bedarf mit uns Kontakt auf.)
Ausbildungsmarkt geht in die Verlängerung – Wir bleiben dran!
Auch nach dem offiziellen Ausbildungsstart am ersten September ist es noch nicht zu spät, um mit einer Berufsausbildung zu beginnen. Es gibt noch zahlreiche Möglichkeiten seine Ausbildung auch für dieses Jahr klarzumachen. Noch heißt es: Ausbildung sucht Nachwuchs und Nachwuchs sucht Ausbildung, denn es gibt noch viele freie Ausbildungsstellen in nahezu allen Bereichen und es gibt noch viele Jugendliche, die auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle sind. So sind aktuell noch 1.255 freie Ausbildungsstellen in Dortmund gemeldet, dem stehen 496 junge Menschen gegenüber, die noch eine Ausbildung suchen. Insgesamt haben sich seit Beginn des Berichtsjahres im Oktober 2021 3.438 Bewerberinnen und Bewerber bei der Berufsberatung im Jugendberufshaus gemeldet. Das sind 226 oder 6,2 Prozent weniger als im Vorjahr. 3.606 freie Ausbildungsstellen wurden der Agentur für Arbeit von Dortmunder Unternehmen bis Ende August gemeldet. Das sind 242 weniger als im vergangenen Jahr.
„Die Chancen, kurzfristig noch eine freie Ausbildungsstelle zu bekommen, stehen so gut wie lange nicht mehr. Die Dortmunder Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen suchen noch händeringend nach geeignetem Nachwuchs. Unsere Berufsberatung arbeitet mit Hochdruck daran, möglichst vielen jungen Menschen noch einen erfolgreichen Start in die berufliche Zukunft zu ermöglichen. Ab dem 19 September eröffnet das Jugendberufshaus für eine Woche ein eigenes Ladenlokal in der THIER Galerie. Ganz spontan und ohne Termin kann dort jeder vorbeischauen, sich über freie Stellen informieren und sich seine passende Ausbildungsstelle schnappen“, so Heike Bettermann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dortmund, zur Situation auf dem Dortmunder Ausbildungsmarkt.