Heike Bettermann, Chefin der Agentur für Arbeit Dortmund:
„Der internationale Frauentag ist ein wichtiger Tag und wird gerade für berufstätige Frauen und all jene, die sich eine Erwerbstätigkeit vorstellen können, immer wichtiger. Denn die Chancen, eine interessante und zukunftsträchtige Arbeitsstelle zu finden, sind in Zeiten des vielzitierten Arbeits- und Fachkräftemangels gut wie nie. Und es bewegt sich ja auch etwas, die Zahl der berufstätigen Frauen in Dortmund steigt sowohl absolut als auch anteilig zur Gesamtzahl der Erwerbstätigen. Sie könnte in beiden Fällen aber noch viel stärker steigen, wenn mehr Frauen bereit wären, ihre angestrebte Wochenarbeitszeit zu erhöhen und in noch ungewohnte spannende Branchen einzusteigen. Auch wenn man es kaum glauben mag, beträgt etwa der Frauenanteil im Dortmunder Handwerk nur knapp 15 Prozent. In Zahlen sind dies gerade einmal 2.888 Frauen – von insgesamt rund 258.000 in Dortmund sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. In den MINT-Berufen sieht es etwas besser aus, doch auch hier ist noch jede Menge Luft nach oben. Dortmunderinnen, die eine Ausbildung anfangen möchten, ihren beruflichen (Wieder-)Einstieg planen oder sich beruflich weiterentwickeln möchten, lade ich herzlich ein: Prüfen Sie gemeinsam mit unseren Beratungsfachkräften Ihre Optionen, und starten Sie jetzt durch!“
Weit mehr als nur „stille Reserve“
Die Beschäftigung von Frauen ist im zweiten Krisenjahr wieder deutlich angestiegen. Von den insgesamt 257.885 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Dortmund sind 118.983 weiblich, dies entspricht einem Anteil von gut 46 Prozent Frauen. Die meisten hiervon sind – ähnlich wie bei den männlichen Beschäftigten – im Alter von 25 bis unter 55 Jahren. Insgesamt hat sich die Beschäftigungsquote für Frauen weiter erhöht. 2022 lag sie bei 52,7 Prozent – ein Anstieg zum Vorjahr um 1,4 Prozentpunkte. Allerdings bleibt sie nach wie vor hinter der Beschäftigungsquote in NRW zurück; diese liegt bei 55,7 Prozent.
MINT-Berufe: stellenweise weiblich
Zu den MINT-Berufen zählen technische, informationstechnische und naturwissenschaftliche Berufe. Während rund ein Drittel der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männer in MINT-Berufen tätig ist, arbeitet weniger als jede zehnte Frau in diesen Berufsfeldern. Allerdings gibt es durchaus auch Bereiche, in denen Frauen stark vertreten sind, so ist etwa in den mathematischnaturwissenschaftlichen Berufen jede zweite Stelle durch eine Frau besetzt. Hier sind insbesondere die Pharmazeutischtechnische Assistentinnen sowie Chemietechnische und Biologischtechnische Laborfachkräfte zu nennen. Noch größer ist der Frauenanteil mit über 68 Prozent in den gesundheitstechnischen Berufen. Der Haken: Beide Bereiche zusammen decken in der Gesamtzahl der in MINT-Berufen Beschäftigten lediglich etwa 11 Prozent ab. In den klassischen Technikberufen wie der Produktionstechnik und in der Informatik sind Frauen mit 10,0 bzw. 14,9 Prozent nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Dabei bieten genau diese Berufsfelder attraktive Karriere- und Verdienstmöglichkeiten.
Männer-Domäne Handwerk
Unter den knapp 20.000 im Handwerk Beschäftigten sind nur etwa ein Siebtel Frauen. Dennoch gibt es darunter Berufsbilder mit einem überraschend hohen Frauenanteil wie etwa die Fotografie (62,5 Prozent) oder die Bühnen- und Kostümbildnerei (71 Prozent), beide jedoch mit sehr geringen absoluten Zahlen. Blickt man auf die Berufsbilder, bei denen sowohl der Frauenanteil als auch die Personenzahl hoch ausfallen, landet man schnell wieder bei „klassischen Frauenberufen“ im Reinigungsgewerbe (Frauenanteil: 53,0 Prozent), in der Textiltechnik (63,2 Prozent Frauen) und in der Körperpflege (z.B. Frisörin) mit 79,6 Prozent. In den zukunftsträchtigen Sparten Produktion, Fertigung und Bau sind Frauen indessen weiterhin mit niedrigen einstelligen Prozentwerten vertreten.
Teilzeit als Einkommens- und Karrierebremse
Die größten Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt lassen sich jedoch immer noch bei der Arbeitszeit erkennen. Während in Dortmund 85 Prozent der Männer in Vollzeit arbeiten, sind es bei den Frauen nur 53 Prozent. Dies lässt den Schluss zu, dass immer noch deutlich mehr Frauen als Männer wegen der Kinderbetreuung oder auch der Pflege von Angehörigen nicht in Vollzeit arbeiten können und ihre Erwerbstätigkeiten auch mehr Unterbrechungen aufweisen. In Folge dessen profitieren sie seltener von Gehaltssteigerungen, die an Betriebszugehörigkeiten gebunden sind. All dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Höhe des Gehaltes, sondern auch auf die Renten von Frauen.