Auch mit Beginn der zweiten Jahreshälfte zeigt sich keine Trendwende am Arbeitsmarkt. Die Zahl der arbeitslosen Menschen in Dortmund stieg im Juli um 877 Personen an.
„Dortmund steht mit dieser Entwicklung allerdings nicht allein da: Fast alle Agenturen in NRW verzeichnen einen Zuwachs bei den Arbeitslosmeldungen. Und schauen wir uns die Zahlen vom Vorjahr an, erkennen wir landesweit denselben Trend. Hinzu kommt, dass in Dortmund alle Personengruppen, also auch die älteren und die Langzeitarbeitslosen vom Anstieg betroffen sind. Die Gründe hierfür können ganz verschieden und müssen nicht von Dauer sein: Zum einen sind im Juli zahlreiche Arbeitsmarktmaßnahmen ausgelaufen, zu denen auch Sprach- und Integrationskurse für die Geflüchteten aus der Ukraine gehören. Auch junge Frauen und Männer, die nach Abschluss ihrer Ausbildung während der Sommerferien noch keine Anschlussperspektive gefunden haben, können zum Anstieg der Arbeitslosmeldungen beigetragen haben. Nicht zuletzt gibt es aber natürlich auch Zugänge aus dem 1. Arbeitsmarkt.
Wenig hilfreich für Unternehmen sind zudem die anhaltenden geopolitischen Problemlagen wie unsichere Lieferketten, hohe Inflation und steigende Zinsen, die Kredite deutlich verteuern. Gleichzeitig geht die Zahl der uns im Juli gemeldeten Stellen zwar erneut zurück, liegt aber immer noch um 10 Prozent höher als im Vorjahr. Hier sehen wir uns in der Arbeitsagentur als Mittler gefragt, Unternehmen und Arbeitsuchende noch besser zusammenzubringen. Flexibilität auf beiden Seiten, gute Beratung und Qualifizierung sind dabei unverzichtbar.“, kommentiert Arbeitsagenturchefin Heike Bettermann die Lage auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt.
Marcus Weichert, Geschäftsführer des Jobcenter Dortmund, kommentiert: „Nach einer späten und schwachen Frühjahrsbelebung zeigt die Jobcenter-Statistik nun den zweiten Monat in Folge einen Anstieg der Arbeitslosigkeit, was für Sommermonate sonst untypisch ist. Im Juli waren 543 Menschen mehr als im Vormonat beim Jobcenter arbeitslos gemeldet, davon 258 Langzeitarbeitslose. Verglichen mit dem Vorjahresmonat ist der Anstieg noch deutlicher: 1.129 mehr Arbeitslose, 355 mehr Langzeitarbeitslose, 721 mehr Bedarfsgemeinschaften und 1.530 mehr erwerbsfähige Leistungsberechtigte im Vergleich zum Juli 2022. Diese Entwicklung steht im Zusammenhang mit der bundesweit berichteten schwachen Wirtschaftsentwicklung, die sich auch in Dortmund bemerkbar macht.
Gleichzeitig bleibt der Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt bestehen. Deshalb setzen wir uns weiterhin intensiv dafür ein, den Arbeitsuchenden Unterstützung und Qualifizierungsmöglichkeiten zu bieten, um den steigenden Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden. Die kommenden Monate könnten weitere Herausforderungen mit sich bringen, aber wir sind entschlossen, unseren Beitrag zur Lösung des Personalbedarfs in der lokalen Wirtschaft zu leisten und die Auswirkungen der schwachen Wirtschaftsentwicklung auf den Dortmunder Arbeitsmarkt so gut wie möglich abzufedern.“
Keine Trendwende bei Arbeitslosigkeit
Im Juli wurden 37.724 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Davon waren 8.355 Personen bei der Arbeitsagentur und 29.369 Menschen beim Jobcenter Dortmund gemeldet. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 877 Personen oder 2,4 Prozent gestiegen, sie liegt gegenüber dem Vorjahr um 5,2 Prozent (+1.875 Personen) höher. Die Arbeitslosenquote für alle bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen steigt um 0,2 Prozentpunkte auf aktuell 11,6 Prozent (Juli 2022: 11,2 Prozent).
Arbeitslosigkeit ist kein starrer Block. Vielmehr herrscht durch die Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit viel Bewegung. In der Stadt Dortmund wurden im Juli 5.586 Männer und Frauen erstmals oder erneut arbeitslos registriert. 1.638 Personen davon kamen aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 190 Personen mehr als im Vormonat. 4.742 meldeten sich im Juli bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter aus der Arbeitslosigkeit ab. Von ihnen beendeten 1.231 Menschen ihre Arbeitslosigkeit wegen der Aufnahme einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 8 Personen weniger als im Vormonat.
Zahl der Ukrainer:innen in der Grundsicherung weiter angestiegen
Seit Juni 2022 haben alle geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer die Möglichkeit, in den Jobcentern einen Antrag auf Grundsicherung für Arbeitssuchende zu stellen. Im Berichtsmonat Juli waren im Jobcenter Dortmund 1.863 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Das sind 104 mehr als im Vormonat und 480 Personen mehr als im Juli 2022.
Ukrainische Geflüchtete bringen gute Voraussetzungen mit, um erfolgreich auf dem deutschen Arbeitsmarkt anzukommen und nachhaltige Beschäftigungen zu finden. Sie verfügen zu mehr als 70 Prozent über ukrainische Berufsabschlüsse und Berufserfahrung und sind relativ jung. Dennoch braucht ein Berufseinstieg Zeit. Das liegt vor allem daran, dass auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland gute Deutschkenntnisse von großer Bedeutung sind. Gute Englischkenntnisse, über die viele der Geflüchteten verfügen, reichen nicht aus. Gerade in qualifizierten Tätigkeiten ist daher nach einem Integrationskurs häufig noch eine berufsbezogene Sprachförderung erforderlich. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass parallel die Anerkennung von Schul-, Studien- und Berufsabschlüssen verfolgt werden muss, um eine qualifikationsadäquate Beschäftigung in Deutschland zu ermöglichen.
Jugendarbeitslosigkeit steigt wieder an
Rechtskreisübergreifend ist die Jugendarbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Prozentpunkte auf aktuell 10,2 Prozent gestiegen. Im Juli waren damit 3.529 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 159 Personen mehr als im Vormonat.
Arbeitskräftenachfrage erneut leicht rückläufig
Im Juli ist die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften im Vergleich zum Vormonat leicht zurückgegangen und bewegt sich weiterhin auf niedrigem Niveau. Der Agentur für Arbeit wurden im aktuellen Berichtsmonat 670 neue Stellen gemeldet. Das sind 88 Stellen weniger als im Juni dieses Jahres, aber 61 Stellenmeldungen mehr als im Vorjahresmonat. Der aktuelle Stellenbestand steigt im Vergleich zum Vormonat leicht um 187 Stellen auf 4.271 offene Stellen. Im Jahresvergleich liegt er mit einem Minus von 1.364 Stellen jedoch deutlich niedriger als im Juli des Vorjahres. Die meisten der Agentur für Arbeit gemeldeten offenen Stellen entfallen auf die Berufsgruppen Verkauf, Lagerwirtschaft/Post/Zustellung, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Altenpflege.
Unterbeschäftigung steigt weiter an
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGB III und SGB II) gelten, weil sie beispielsweise wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.
Die Unterbeschäftigung ist in diesem Monat weiter angestiegen. Insgesamt sind im Juli 49.089 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 340 Personen mehr. Die Unterbeschäftigungsquote liegt aktuell bei 14,7 Prozent. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung steigt im Juli von 75,6 Prozent auf 76,8 Prozent.
Ausbildungsmarkt 2022/2023
Auf die (Ausbildungs)Plätze, fertig, los!
Während in NRW die Sommerferien langsam zu Ende gehen, starten bundesweit tausende junge Frauen und Männer ins Berufsleben, indem sie eine Ausbildung anfangen. Dabei ist der ehemals verbindliche Ausbildungsstart am 1. August inzwischen eher als Auftakt zu sehen: In vielen Unternehmen können Auszubildende auch zum 1. September oder noch später einsteigen. Auch in Dortmund sind noch viele Ausbildungsstellen unbesetzt, das bedeutet: Wer sich jetzt für eine Ausbildung entscheidet, hat allerbeste Chancen. Aktuell stehen 1.656 offene Ausbildungsstellen 704 jungen Ausbildungssuchenden gegenüber.
Damit setzt sich auch in Dortmund die Entwicklung hin zum Bewerberinnen- und Bewerbermarkt weiter fort. Die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen seit Beginn des Berichtsjahres liegt Ende Juli bei 3.396. Dies sind im Vorjahresvergleich 64 Stellen mehr. Gleichzeitig gab es mit 2.861 jungen Menschen viel weniger Interessierte an betrieblichen Ausbildungsangeboten – ein Rückgang von 437 Jugendlichen oder 13,3 Prozent zum Vorjahr.
„Was die Aussichten für Ausbildungsplatzsuchende erhöht, wird zunehmend zum Problem für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber: Die Schere zwischen suchenden Unternehmen und interessierten Bewerberinnen und Bewerbern öffnet sich weiter. Noch vor zwei Jahren kam rein rechnerisch auf jede offene Ausbildungsstelle eine Bewerberin oder ein Bewerber“, so Heike Bettermann. „Aber bereits da zeigte sich, dass die jeweiligen Vorstellungen von Unternehmen und Interessierten oft nicht zusammenpassten. Aktuell liegt die Relation von offenen Stellen zu Bewerbungen bei 2:1, so dass schon im jetzt beginnenden Ausbildungsjahr zahlreiche Nachwuchskräfte fehlen werden. Dabei sind die Berufsaussichten in vielen Ausbildungsberufen sehr gut und keineswegs schlechter als mit Studium. Deshalb sage ich mit Blick auf den Kalender ausdrücklich: Da geht noch was! Es gibt noch zahlreiche Chancen und Wege für einen Ausbildungsstart in diesem Sommer.“