Wie geflüchtete Frauen in Dortmund neue Chancen finden

Austausch zum Weltflüchtlingstag

24.06.2024 | Presseinfo Nr. 29

Die Zahl der Menschen, die weltweit vor Krieg und Verfolgung fliehen müssen, war noch nie so hoch wie heute. Laut der UNO Flüchtlingshilfe waren es im Monat Mai 120 Millionen Menschen – mehr als die Einwohnerzahl von Deutschland, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz zusammengenommen. Auch in Dortmund sind in den vergangenen Jahren viele Menschen angekommen, die auf der Flucht vor Krieg und Vertreibung ihr Land verlassen mussten. Der Weg, den diese Menschen gegangen sind, ist von Unsicherheiten, Verlusten und Herausforderungen geprägt. Doch es gibt auch Geschichten des Neuanfangs und des Erfolgs, die Hoffnung geben und Mut machen.

 

Der gestrige Weltflüchtlingstag bot eine gute Gelegenheit, mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen. Wie fühlt es sich an, in Deutschland anzukommen? Welche Hilfs- und Unterstützungsangebote benötigen Geflüchtete, um ihren Weg in den Arbeitsmarkt und in ein selbstbestimmtes Leben zu finden? Um diesen Fragen nachzugehen trafen sich Dortmunder Bundes- und Landespolitiker sowie Vertreter des Jobcenters Dortmund und der Agentur für Arbeit mit vier geflüchteten Frauen und ihrem Arbeitgeber in Lanstrop.

 

Es ist das eine, der öffentlichen Debatte um den Job-Turbo und die Integration geflüchteter Menschen zu folgen, aber etwas ganz Anderes, die persönlichen Geschichten Betroffener zu hören, und so brachte dieser Austausch neben vielen guten Ideen auch die ein oder andere Träne mit sich. Denn es waren bewegende Geschichten wie die von Razan Rkbey, die auf der Flucht vor dem Krieg als alleinerziehende Mutter den strapaziösen Weg von Syrien nach Deutschland auf sich nahm und nach einer erfolgreichen Umschulung mittlerweile als Steuerfachangestellte in Dortmund tätig ist. 

 

Hanna Tarasova hatte gerade ihren 50. Geburtstag gefeiert, als der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ausbrach und sie beschloss, mit ihrem Sohn nach Deutschland zu fliehen. In der Ukraine war sie als Arzthelferin tätig gewesen. Hier in Deutschland, so sagt sie, wollte sie einem Beruf nachgehen, in dem sie anderen Menschen helfen kann, da auch ihr so viel geholfen worden sei. Mittlerweile absolviert sie eine Ausbildung zur Pflegefachassistenz. „Es war nicht einfach, aber die Unterstützung, die ich hier erhalten habe, hat alles möglich gemacht“, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln. 

 

Auch Olena Mashkina und Viktoriia Chernova flohen 2022 vor dem Krieg in der Ukraine. Heute sind beide im Unternehmen „Michael Vogler Orthopädie-Schuhtechnik“ beschäftigt. Dort bilden sie ein Sprach-Tandem, um sich bei der Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse gegenseitig zu unterstützen. Ihr Arbeitgeber, gleichzeitig Gastgeber der Veranstaltung, zeigte sich begeistert von ihrer Arbeit und ihrem positiven Einfluss auf das Team. 

 

Marcus Weichert, Geschäftsführer des Jobcenters Dortmund, und Arbeitsagenturchefin Heike Bettermann betonten die Bedeutung solcher gemeinsamer Austauschformate mit allen Beteiligten, um die Integration geflüchteter Menschen weiter voranzutreiben. Die Anwesenheit der Bundestagsabgeordneten Jens Peick (SPD) und Markus Kurth (Bündnis 90/Die Grünen) sowie der Landtagsabgeordneten Volkan Baran und Nadja Lüders ( beide SPD) unterstrich die Bedeutung des Anlasses. Beeindruckt von den persönlichen Geschichten diskutierten sie lebhaft darüber, wie geflüchtete Menschen noch besser unterstützt werden können. Besonders wichtig sei es, über institutionelle und behördliche Hürden hinweg gemeinsam pragmatische Lösungen zu finden, damit Integration gelingen kann. Denn die Chancen, die es zu ergreifen gilt, betreffen am Ende des Tages nicht allein die geflüchteten Menschen, sondern gleichermaßen den hiesigen Arbeitsmarkt, auf dem Arbeits- und Fachkräfte dringend gesucht sind. Der gestrige Tag hat gezeigt, dass Dortmund ein Ort der Hoffnung und der neuen Möglichkeiten sein kann.