Constanze Hildebrandt, Leiterin der Agentur für Arbeit Eberswalde, zur aktuellen Situation am Arbeits- und Ausbildungsmarkt:
„Trotz aller Krisen zeigt sich der Arbeitsmarkt in den Landkreisen Barnim und Uckermark stabil. Ein leichter Herbstaufschwung ist zu spüren, die Zahl der Arbeitslosen ist in beiden Landkreisen gegenüber dem Vormonat und gegenüber den September-Werten des Vorjahres auf nunmehr 10.594 gesunken. Die Arbeitslosenquote lag im September bei 6,7 Prozent und damit auf dem niedrigsten Stand in einem Monat September seit Ende der 90er Jahre. Das lässt uns darauf hoffen, dass der bis in den November hinein übliche Herbstaufschwung auch in diesem Jahr nicht ausbleibt. Aktuell stehen 2.564 gemeldete freie Stellen im gesamten Agenturbezirk zur Verfügung, darunter 1763 im Barnim und 801 in der Uckermark.
Ein weiterer Indikator für eine stabile Situation am Arbeitsmarkt ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Barnim oder Uckermark. Hier waren per März diesen Jahres 91.965 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 1276 und damit 1,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Im Landkreis Barnim arbeiten 52.345 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und im Landkreis Uckermark sind es 39.620. Das ist eine durchweg positive und kontinuierliche Entwicklung auch über die Corona-Jahre hinweg.
Was die aktuelle wirtschaftliche Situation in unserer Region betrifft, erreichen uns unterschiedliche Signale. So weiß zum heutigen Tag längst noch nicht jeder Haushalt oder jedes Unternehmen, in welchem Maße die hohen Energiekosten in den kommenden Monaten zu Buche schlagen werden. Unklar ist außerdem, wie viele Arbeitnehmer von Kurzarbeit betroffen sein werden und wie sich das auf die ganz individuelle Haushaltskasse auswirken wird. Daneben gibt es aus Unternehmen mit Blick auf die Entlastungspakete aber auch das positive Signal, dass die Krise mit dieser Unterstützung gut zu überstehen wäre und weiterhin Arbeits- und Fachkräfte gesucht werden. Es bleibt also abzuwarten, ob der Arbeitsmarkt in unserer Region ohne dramatische Einschnitte auch durch diese neue Krise kommt.
Aus unserer Sicht gibt es derzeit noch keine großen Veränderungen, die sich direkt auf die Arbeits- oder auch Ausbildungssuche auswirken würden. Unter den aktuellen Umständen ist es aber selbstverständlich besonders wichtig, Arbeit- und Ausbildungssuchende und Arbeitgeber schnellstmöglich zusammenzubringen. Wir unterstützen deshalb individuell und so gut es innerhalb der gesetzlichen Möglichkeiten geht. Die Fahrtkostenpauschale zur Aufnahme einer Beschäftigung haben wir beispielsweise bereits im März von 20 auf 30 Cent erhöht. Das ist aus heutiger Sicht zwar der berühmte Tropfen auf den heißen Stein, der aber für den Einzelnen sehr wichtig sein kann.
Denn Arbeitsuchende überlegen sehr genau, ob für sie eine Beschäftigungsaufnahme aus finanzieller Sicht möglich und auskömmlich ist. Diese Frage hat sich schon vor der aktuellen Krise gestellt und sie rückt jetzt noch mehr in den Fokus. Die Erhöhung des Mindestlohnes kommt dabei für viele genau zur rechten Zeit. Insbesondere für Arbeitsuchende, die eine Beschäftigung im Mindestlohn-Bereich aufnehmen, stellt sich angesichts einer insgesamt hohen Inflationsrate jedoch weiterhin die Frage, ob das Einkommen für die Finanzierung eines auskömmlichen Lebens ausreicht oder ob sie aufstockende Leistungen beispielsweise beim Jobcenter beantragen werden.
Auf zusätzliche Sozialleistungen haben in Deutschland Menschen Anspruch, die hilfebedürftig sind, das heißt, dass deren Familieneinkommen unter dem Existenzminimum liegt und sie ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenen Mitteln bestreiten können. Dazu können auch Menschen zählen, die ein geringes Arbeitslosengeld I erhalten.
All diese für den Einzelnen schwer überschaubaren und teilweise existenzbedrohenden Fragen spiegeln sich derzeit noch nicht auf dem Arbeitsmarkt wider. Arbeits- und Fachkräfte werden gesucht und eingestellt, berufliche Qualifizierungen starten, Auszubildende haben ihre Ausbildung frisch begonnen und werden schon für den Lehrjahresstart 2023 gesucht. So fand erst kürzlich die Bernauer Ausbildungs- und Studienbörse mit großem Erfolg statt und der nächste Eberswalder Berufemarkt wird für den 21. Januar 2023 bereits vorbereitet. Unternehmen können sich dafür ab sofort online anmelden unter www.osz2.barnim.de .
Unser Fazit für den Monat September: Eine saisonübliche Entwicklung am Arbeitsmarkt, die trotz aller schwierigen Rahmenbedingungen Hoffnung auf einen Herbstaufschwung macht.“
Der Arbeitsmarkt im Agenturbezirk Eberswalde
10.594 Frauen und Männer waren im September in den Landkreisen Barnim und Uckermark arbeitslos gemeldet. Das sind 218 weniger als im Vormonat und 391 weniger als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote liegt im September bei 6,7 Prozent. Das entspricht im Vergleich zum Vormonat und gegenüber dem Vorjahresmonat einem Rückgang um jeweils 0,2 Prozentpunkte.
Die Zahl der Empfänger des Arbeitslosengeldes I ist im Vergleich zum Vorjahresmonat im Agenturbezirk Eberswalde um 288 gesunken. Das entspricht einem Rückgang von 9,1 Prozent.
1.017 Jugendliche unter 25 Jahren – 107 weniger als im Vormonat - waren im September arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind es 30 Jugendliche mehr. 310 arbeitslose Jugendliche werden von der Agentur für Arbeit Eberswalde betreut (Arbeitslosengeld I) und 707 von den Jobcentern Barnim und Uckermark (Arbeitslosengeld II).
Die Arbeitslosenquote der Jugendlichen unter 25 Jahren liegt bei 8,4 Prozent und damit 0,2 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Der Arbeitsmarkt in den Landkreisen Barnim und Uckermark
Im Landkreis Barnim waren im September 5.052 Arbeitslose gemeldet, darunter 67,4 Prozent (3.405) Empfänger des Arbeitslosengeldes II. Insgesamt gab es im Barnim 171 Arbeitslose weniger als im August und 200 Arbeitslose weniger als im Vorjahresmonat. Im Barnim liegt die Arbeitslosenquote bei 5,1 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte niedriger als im Vormonat und auch 0,2 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.
Im Landkreis Uckermark waren im September 5.542 Arbeitslose gemeldet, darunter 77,7 Prozent (4.307) Empfänger des Arbeitslosengeldes II. Insgesamt gab es in der Uckermark 47 Arbeitslose weniger als im August und 191 Arbeitslose weniger als im Vorjahresmonat. In der Uckermark liegt die Arbeitslosenquote bei 9,5 Prozent. Das entspricht gegenüber dem Vormonat einem Rückgang um 0,1 Prozentpunkte und gegenüber dem Vorjahresmonat einem Rückgang um 0,2 Prozentpunkte.
Der Arbeitsmarkt in den Geschäftsstellen
Die Arbeitslosenquoten: Bernau 3,6 Prozent (-0,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat), Eberswalde 7,9 Prozent (-0,1), Templin 8,1 Prozent (+0,1), Schwedt 9,7 Prozent (-0,2) und Prenzlau 10,2 Prozent (-0,2).
Der Arbeitsmarkt im Land Brandenburg
Im Land Brandenburg liegt die Arbeitslosenquote im September bei 5,7 Prozent. Das entspricht einem Rückgang gegenüber dem Vormonat von 0,1 Prozentpunkten und gegenüber dem Vorjahresmonat einem Anstieg von 0,2 Prozentpunkten.
Die Arbeitslosenquoten der Agenturbezirke mit Veränderungen zum Vormonat und zum Vorjahresmonat in Prozentpunkten:
Cottbus 5,6 % (-0,3 / +0,1)
Frankfurt (Oder) 5,9 % (-0,2 / +0,2)
Neuruppin 5,7 % (-0,1 / +0,4)
Potsdam 5,1 % (-0,1 / +0,4)
Eberswalde 6,7 % (-0,2 / -0,2)
Land Brandenburg 5,7 % (-0,1 / +0,2)
Land Berlin 8,9 % (-0,3 / -0,5)
Zeitreihen Entwicklung des Arbeitsmarktes im Monat September:
Agenturbezirk Eberswalde
September | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
---|---|---|---|---|
Arbeitslose Bestand | 10.890 | 12.102 | 10.985 | 10.594 |
Arbeitslosenquote | 6,9% | 7,6% | 6,9% | 6,7% |
Landkreis Barnim
September | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
---|---|---|---|---|
Arbeitslose Bestand | 4.768 | 5.805 | 5.252 | 5.052 |
Arbeitslosenquote | 4,9% | 5,9% | 5,3% | 5,1% |
Landkreis Uckermark
September | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
---|---|---|---|---|
Arbeitslose Bestand | 6.122 | 6.297 | 5.733 | 5.542 |
Arbeitslosenquote | 10,1% | 10,5% | 9,7% | 9,5% |