Kiebitzreihe, 19. April 2024 – Mansour Ahmadi legt einige mannshohe Kartonagen in das soeben fertiggestellte riesige, gelbe Roboter-Palletiersystem und drückt auf ‚Start‘. In Sekundenschnelle wird die Pappe von ‚Maschinenhand‘ platzoptimiert gestapelt. „Was meinst Du Mansour?“, fragt der MuK-Monteur den jungen Mann. „Ich denke, der kann ausgeliefert werden, oder?“, entgegnet der junge Afghane, der seit Anfang April eine Einstiegsqualifizierung (EQ) beim Maschinenbauer Maschinenbau u. Konstruktion GmbH Elmshorn (kurz MuK) in Kiebitzreihe absolviert, mit verschmitztem Blick. Am Ende dieses bezahlten Langzeitpraktikums wird Mansour beim Weltmarktführer für diese speziellen Roboter-Palletiersysteme zum 1. August eine Ausbildung zum Feinwerkmechaniker starten und dann mitwirken, solche innovativen Roboter zu bauen. Die EQ nutzt er, um sich auf diese berufliche Reise vorzubereiten. „Ja, Du hast recht, der kann raus“, reckt der erfahrene MuK-Kollege den Daumen in Richtung Hallendecke und schmunzelt. Man versteht sich! Im Kiebitzreiher Unternehmen fühlt sich der sportliche junge Mann sichtlich wohl und erfährt auch die Wertschätzung seiner Kollegen.
Aber der Reihe nach: Vor anderthalb Jahren führte seine Flucht vor den Taliban den damals 21-jährigen auf abenteuerlichen Wegen nach Deutschland. Seine erste Station war das Erstaufnahmelager Seeth. Obwohl er kein Wort Deutsch sprach, war er von Anfang an entschlossen, sich in seiner neuen Heimat zu integrieren und eine Ausbildung zu beginnen. "Mir war klar, dass das nur geht, wenn ich mich verständigen und auch in der Berufsschule mithalten kann", erinnert sich der Geflüchtete. Unterstützt wurde er dabei von ehrenamtlichen Helfern.
Doch Mansour ging noch weiter. Neben den täglichen Sprachkursen trat er der Fußballabteilung des SSV Rantzau bei und schloss sich der DLRG Barmstedt an, um sich nicht nur sprachlich, sondern auch gesellschaftlich zu integrieren. Gleichzeitig absolvierte er Praktika in metallverarbeitenden Betrieben in der Region, um Einblicke in die Arbeitswelt zu gewinnen.
‚Job-Turbo‘ gibt Beratern passgenaue Instrumente für Kundinnen und Kunden an die Hand
Auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle meldete sich Mansour im Januar 2024 bei der Agentur für Arbeit in Elmshorn. Berufsberater Steffen Hoyer erkannte das Potenzial seines jungen Kunden und schlug ihm die EQ (Einstiegsqualifizierung) vor, damit er sich im Praktikum den Unternehmen empfehlen kann. „Im Zuge des Job Turbos versuchen wir motivierte Kunden und Arbeitgeber schnellstmöglich zusammenzubringen. Die EQ bietet hier die Möglichkeit, einen jungen Menschen zielgerichtet vorzubereiten, um erfolgreich in Ausbildung gehen zu können. Am Ende gewinnen alle!“ So konnte in kürzester Zeit, im Zusammenspiel von Agentur für Arbeit, Ausländerbehörde, Arbeitgeber und dem Kunden selbst eine entsprechende Förderung auf den Weg gebracht werden. „Der ‚Job-Turbo‘ nutzt auch die EQ, um in diesem Fall zielgerichtet unterstützen zu können“, erläutert der Agenturmitarbeiter.
Alle ziehen an einem Strang
Dr. Thomas Kahlert, Vorsitzender der Flüchtlingshilfe Barmstedt e.V., lobte das erfolgreiche Zusammenspiel aller Beteiligten. "Hier haben engagierte Mitarbeitende der Agentur für Arbeit durch individuelle Beratung und persönlichen Einsatz, Ansprechpartner in der Ausländerbehörde durch unbürokratisches Vorgehen und ein weltoffenes mittelständisches Unternehmen durch gezielte Förderung optimal zusammengearbeitet und einem jungen Mann aus Afghanistan ermöglicht, seinen Weg zu gehen."
Jugendliche, die sich für eine vier- bis zwölfmonatige EQ interessieren, können sich bei der Jugendberufsagentur Pinneberg informieren. Kontakt unter https://www.jba-kreis-pinneberg.de/kontakt/