Unternehmen finden immer schwerer die passenden Arbeits- und Fachkräfte. Andererseits gelingt die Jobsuche nicht allen Arbeitsuchenden so einfach, dazu gehören besonders Menschen mit Behinderungen. Christina Luther und Katja Pockelwald von der Agentur für Arbeit versuchen Brücken zu schlagen. Sie beraten Unternehmen im Kreis Pinneberg und im Kreis Segeberg bei der Personalsuche und -einstellung von Menschen mit Behinderungen und Rehabilitanden.
An wen richtet sich Ihr Angebot?
Christina Luther: Wir suchen vorrangig den Kontakt zu den Personalverantwortlichen in den Betrieben. Bei einem Personalbedarf kann die gesuchte Arbeitskraft auch ein Mensch mit einer Schwerbehinderung oder einer Gleichstellung sein. Oder vielleicht kommt ein Rehabilitand in Betracht – das ist jemand, der seinen Job aus gesundheitlichen Gründen wechseln muss und dafür Unterstützung durch einen Rehabilitationsträger bekommt. Das kann zum Beispiel die Deutsche Rentenversicherung oder eben auch die Agentur für Arbeit sein. Hier zeigen wir Wege auf und unterstützen die Unternehmen. Davon profitieren beide Seiten.
Ist das heute noch notwendig?
Katja Pockelwald: Leider ja. Bei den Unternehmen stoßen wir selten auf Vorurteile, aber häufig sind es einfach Unwissenheit oder Unsicherheit, die eine Einstellung von Menschen mit Behinderungen erschwert. Dadurch entgeht dem Betrieb womöglich die dringend benötigte Fachkraft.
Sind Menschen mit Behinderungen leistungsstark?
Christina Luther: Fast jeder zehnte Mensch in Deutschland hat eine anerkannte Schwerbehinderung. Behinderungen bestehen vergleichsweise selten seit der Geburt oder im Kindesalter, sondern entstehen meist erst mit fortschreitendem Alter. Es kann also jede und jeden treffen. Wir alle kennen doch Freunde oder Familienangehörige mit einer Schwerbehinderung. Sie stehen mitten im Leben. Wieso soll es bei der Arbeit anders sein!?
Gibt es weitere Vorteile Menschen mit Behinderungen einzustellen?
Katja Pockelwald: Wir erleben Menschen mit Behinderungen als besonders motiviert und zuverlässig. Sie bringen meist gute Qualifikationen mit und sind sehr lernwillig. Von Unternehmen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen, hören wir oft Positives. So wird die Unternehmenskultur offener und vielfältiger. Ein Einstieg lässt sich gut über ein Praktikum zum Kennenlernen organisieren.
Und was, wenn es doch Einschränkungen am Arbeitsplatz gibt?
Christina Luther: Wir schauen, welche Unterstützung erforderlich ist und bieten entweder als Rehabilitationsträger selbst oder in Zusammenarbeit mit den Integrationsämtern individuelle Hilfe an. Dies können die passende Arbeitsplatzausstattung, eine benötigte Qualifizierung oder ein finanzieller Ausgleich für eine Einarbeitung sein. Der technische Berater der Arbeitsagentur kann zusätzlich eingebunden werden. Die Leistungen des Integrationsamtes und auch die Zuschüsse zur Eingliederung für besonders betroffene Schwerbehinderte Menschen werden aus der Ausgleichabgabe der Betriebe finanziert.
Und bei der Ausgleichsabgabe können Betriebe sparen?
Katja Pockelwald: Das ist ein zusätzlicher positiver Aspekt. Bei Unternehmen mit über 20 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen fällt eine Ausgleichsabgabe an, wenn sie ihre Beschäftigungspflicht nicht erfüllen. Die Abgabe wurde erhöht und liegt nun gestaffelt zwischen 140 Euro und 720 Euro monatlich pro unbesetztem Pflichtarbeitsplatz. Da lässt sich also schnell ein hoher Betrag einsparen. Die Ausgleichabgabe der Unternehmen wird übrigens komplett zur beruflichen Integration von Menschen mit Behinderungen eingesetzt.
Unternehmen aus den Kreisen Pinneberg und Segeberg, die sich über die Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen informieren möchten, wenden sich an Christina Luther oder an Katja Pockelwald.
Die Expertinnen haben ihr Büro in der Arbeitsagentur in Pinneberg, besuchen die interessierten Unternehmen auch gerne vor Ort. Telefonisch sind sie unter 04101 566-117 und -211 oder per Mail an Pinneberg.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de zu erreichen.