Am 30. September endete das Berufsausbildungsjahr 2023/2024. Zusammen mit den Ausbildungsmarktpartnern, der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg und der Handwerkskammer für Ostfriesland bilanziert die Agentur für Arbeit Emden-Leer den hiesigen Ausbildungsmarkt.
Wie hat sich vom 1. Oktober 2023 bis zum 30. September 2024 die Situation auf dem Ausbildungsmarkt entwickelt?
„Wie auch in den vergangenen Jahren waren die Möglichkeiten für Ausbildungssuchende, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden, sehr gut, resümiert Roland Dupák, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Emden-Leer. Der Bedarf der Unternehmen an qualifiziertem Personal spiegelt sich auf dem Ausbildungsmarkt erkennbar in der hohen Bereitschaft wider, Nachwuchskräfte einzustellen. Insgesamt wurden von den Betrieben im Agenturbezirk Emden-Leer 2.832 Berufsausbildungsstellen angeboten. Dem gegenüber stehen 2.922 Bewerberinnen und Bewerbern, die sich bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit gemeldet haben. „Aber auch da, wo Berufswunsch und Stellenangebot im ersten Anlauf nicht zusammenpassen, unterstützen wir. Gemeinsam mit den Kammern und weiteren Partnerinstitutionen lassen wir nichts unversucht, um jeden bisher unversorgten Ausbildungsplatzsuchenden zu einer Ausbildungsperspektive zu verhelfen. Es gibt zahlreiche Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten seitens der Arbeitsagentur“, betont Roland Dupák. Wir möchten auf diesem Wege insbesondere vermeintlich schwächeren Bewerberinnen und Bewerbern zu einer Chance verhelfen und Anreize für Unternehmen geben, diese einzustellen. Ich appelliere an Jugendliche, die aktuell noch keinen passenden Ausbildungsplatz gefunden haben, denen die Perspektive fehlt oder an jene, die Schwierigkeiten während der Ausbildung haben: Meldet euch bei eurer Berufsberaterin oder eurem Berufsberater, die Kolleginnen und Kollegen unterstützen und beraten euch.“ Auch für Unternehmen steht die Agentur für Arbeit für Fragen rund um das Thema Ausbildung zur Verfügung und bietet umfassende Beratungen an.
Zum Stichtag 30.09.2024 waren 190 Bewerberinnen und Bewerber noch unversorgt. „Die Gründe hierfür sind vielfältig, die Kolleginnen und Kollegen aus der Berufsberatung und dem Arbeitgeber-Service arbeiten hier eng zusammen, um auch jetzt noch Ausbildungssuchende und Betriebe zusammenzubringen“, so Roland Dupák. „Wir sind zuversichtlich, dass wir durch die Nachvermittlung noch einen wesentlichen Teil der Bewerberinnen und Bewerber, in Ausbildung vermitteln können. So hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass es noch bis zum Jahresende viel Bewegung auf dem Ausbildungsmarkt gibt.
Zum Stichtag 30. September 2024 entschieden sich 19,4%, also 567 der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber in Ostfriesland für einen weiterführenden Schulbesuch. Insbesondere diesen Schülerinnen und Schülern, die sich zur Überbrückung ein weiteres Jahr an den Schulen angemeldet haben, empfiehlt Dupák, den Kontakt zur Berufsberatung aufzunehmen oder nachzuhalten, um die Berufswahlentscheidung zu festigen. „Es lohnt sich, sich frühzeitig mit der Berufswahl und der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz auseinanderzusetzen“, erklärt Dupák, „denn viele Betriebe suchen bereits nach Nachwuchskräften für das nächste Ausbildungsjahr“. Auch Online bietet die Agentur für Arbeit viele Möglichkeiten für die Berufsorientierung. Mit dem Erkundungstool „Check-U“ von der Arbeitsagentur können Schülerinnen und Schüler beispielsweise die persönlichen Stärken und Interessen testen um herauszufinden, welche Ausbildung oder Studienfelder passen könnten.
Die Berufsberatung der Arbeitsagentur ist ein bewährtes Mittel bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz. Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Emden-Leer unterstützt Jugendliche auf dem Weg in ihre berufliche Zukunft . Hierzu hat sie viele Möglichkeiten. Ausbildungsinteressierte können kostenlos und unkompliziert einen Termin bei ihrer Ansprechpartnerin oder ihrem Ansprechpartner vereinbaren. Für eine Terminvereinbarung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Über die Servicenummer 0 800 4 5555 00 oder das Kontaktformular auf der Internetseite der Agentur für Arbeit Emden-Leer (https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/emden-leer ) können interessierte Schülerinnen und Schüler einen persönlichen Beratungstermin vereinbaren oder ganz bequem vor Ort in der Schule Kontakt zur Beratungsfachkraft aufnehmen.
Die Berufsberatung unterstützt bei der Studien- und Berufswahl, aber auch während der Ausbildung oder dem Studium. In einem persönlichen Beratungsgespräch können wichtige Fragen zur beruflichen Zukunft geklärt werden und Alternativen entwickelt werden, wenn es mit dem Wunschberuf nicht klappt.
Die Zahlen:
Gemeldete Ausbildungsstellen
Von Oktober 2023 bis September 2024 wurden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Emden-Leer und dem Jobcenter Emden insgesamt 2.832 Ausbildungsstellen gemeldet (456 bzw. 13,9 Prozent weniger als im Vorjahr). Insgesamt waren am 30. September 2024 noch 324 Ausbildungsstellen unbesetzt.
Bewerberinnen und Bewerber
Im gleichen Zeitraum haben insgesamt 2.922 Bewerberinnen und Bewerber die Ausbildungsvermittlung der Agentur für Arbeit und der Jobcenter bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle in Anspruch genommen. Das waren 24 Personen oder 0,8 Prozent weniger als im Vorjahr.
Von den gemeldeten Bewerbern mündeten 1.328 (45,4%) in eine Ausbildung, 179 (6,1%) in eine Erwerbstätigkeit und 567 (19,4%) gehen weiter zur Schule. Ein geringerer Teil mündete in Fördermaßnahmen oder Freiwilligendienste. Zum Abschluss des Ausbildungsjahres am 30. September 2024 waren noch 190 (6,5%) Bewerber unversorgt.
Top 10 der Berufe
Top-10-Berufe der | Berufsausbildungsstellen |
Insgesamt | 2.832 |
Kaufmann/-frau im Einzelhandel | 237 |
Kaufmann/-frau - Büromanagement | 169 |
Verkäufer/in | 139 |
Fachkraft - Lagerlogistik | 104 |
Fachinformatiker/in - Systemintegration | 69 |
Industriekaufmann/-frau | 67 |
Anlagenmechaniker. - Sanitär-/Heiz.-Klimatechnik | 62 |
Handelsfachwirt/in (Ausbildung) | 62 |
Kfz-Mechatroniker - PKW-Technik | 60 |
Elektroniker/in- Energie-/Gebäudetechnik | 59 |
Sonstige Berufe | 1.804 |
Karriere mit Sinn, Sicherheit und Zukunft
Ausbildungszahlen zeigen Abwärtstrend. Handwerkskammer fordert mehr Wertschätzung für die berufliche Bildung.
Ostfriesland. In Ostfriesland haben in diesem Jahr insgesamt 888 junge Menschen einen Lehrvertrag in einem Handwerksbetrieb unterschrieben. Damit verzeichnet die Lehrlingsrolle der Handwerkskammer für Ostfriesland einen Abwärtstrend mit einem Minus von 83 Lehrverträgen im Vergleich zum Vorjahr. Zum Stichtag 31. Oktober 2023 waren es noch 971 neue Lehrverträge. Insgesamt absolvieren derzeit 2.437 junge Menschen in rund 1.500 Lehrbetrieben in allen vier Lehrjahren eine Ausbildung.
„Das Handwerk ist in der Ausbildung weiterhin einer der engagiertesten Wirtschaftszweige in der Region. Die Ausbildungsbereitschaft unserer Betriebe ist ungebrochen, die Zahl der ausbildungsreifen und ausbildungsbereiten jungen Menschen sinkt dagegen“, kommentierte Dirk Bleeker, stellv. Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Ostfriesland, die aktuellen Zahlen. Große Sorgen bereitet, dass viele Lehrstellen unbesetzt bleiben. Eine Lücke, die sich in den nächsten Jahren noch zu vergrößern droht. Die Suche nach Auszubildenden gestaltet sich in vielen Handwerken durch die demografische Entwicklung zunehmend schwieriger, um so wichtiger werde die Bedeutung der Berufsorientierung eingeschätzt.
Gleichwohl konnten in diesem Ausbildungsjahr die Kraftfahrzeug-mechatroniker mit 151 neuen Lehrverträgen und die Elektroniker in der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik mit 96 Lehrverträgen zulegen. Sie führen die Top-Ten-Berufe an, dicht gefolgt von den Anlagenmechanikern für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik mit 90 neuen Auszubildenden und den Maurern mit 73 neuen Verträgen. Bis auf die Anlagenmechaniker (SHK) mit einem Minus von 21 Stellen (Vorjahr 111) weisen diese Berufe Zuwächse im einstelligen Bereich auf. Auch im Friseurhandwerk konnten 23 Stellen zusätzlich besetzt werden. Mit 60 neuen Ausbildungsverträgen rangiert der Beruf an fünfter Stelle im Beliebtheitsranking.
In vielen anderen Berufen gab es hingegen Rückgänge. So starteten in diesem Jahr in die Ausbildung 49 Tischler (Vorjahr 60), 48 Maler und Lackierer (56), 44 Metallbauer (52), 31 Kaufleute für Büromanagement (47), 29 Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk mit dem Schwerpunkt Bäckerei (35), 24 Land- und Baumaschinenmechatroniker (32) und 18 Dachdecker (32).
„Die aktuelle Ausbildungsbilanz zeigt, dass wir Wertschätzung für die berufliche Bildung brauchen, damit mehr junge Menschen den Weg ins Handwerk finden“, resümierte Bleeker. Die duale Ausbildung sei Startpunkt für eine Bildungskarriere mit Sinn, Sicherheit und Zukunft, denn: „Das Handwerk steht für Klimaschutz und Nachhaltigkeit, kreative Gestaltung und technische Lösungen, Lebensqualität für Menschen allen Alters und aller Vielfalt.“ Für das neue Ausbildungsjahr stehe das Handwerk bereits in den Startlöchern.
Rückgang bei Ausbildungsverträgen: IHK für Ostfriesland und Papenburg verzeichnet 7,7 Prozent weniger neue Ausbildungsverhältnisse
Die Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg hat zum Stichtag 31.10.2024 rund 1.780 neue Ausbildungsverhältnisse registriert, das sind 148 Verträge weniger als im Vorjahreszeitraum und entspricht einem Rückgang von 7,7 Prozent. „Diese negative Entwicklung ist besorgniserregend für unsere Mitgliedsbetriebe“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin Deinhard. Im vergangenen Jahr konnte die IHK noch einen Anstieg um 9,4 Prozent verzeichnen, jedoch zeigen die aktuellen Zahlen einen neuen Trend. Deinhard sieht die Ursachen unter anderem in den wirtschaftlichen Krisen der letzten Monate: „Nach der Verunsicherung durch die Pandemie und die Energiekrise haben auch die jüngsten Meldungen aus der Wirtschaft in unserer Region für Zurückhaltung gesorgt.“
Trotz des Rückgangs betont Deinhard das langfristige Potenzial der dualen Ausbildung: „Ich bin überzeugt, dass immer mehr junge Menschen erkennen, dass eine duale Ausbildung die gleichen – und in einigen Fällen sogar bessere – Karriereperspektiven bietet als ein Studium.“ Die IHK unterstützt jedes Jahr mehrere Tausend Jugendliche bei der Berufsorientierung, unter anderem durch rund 500 Betriebsbesuche, Ausbildungsbotschafter an Schulen und verschiedene Matching-Formate.
Besonders im kaufmännischen Bereich konnten Banken und Versicherungen Zugewinne von 6,2 bzw. 19,4 Prozent erzielen. Die Gastronomie verzeichnete hingegen mit 230 neuen Verträgen einen Rückgang von 7,3 Prozent. „Das Hotel- und Gaststättengewerbe zählt zu den personalintensivsten Branchen in unserem IHK-Bezirk. Hier ist es besonders wichtig, dass wieder Fachkräfte kommen, um den Bedarf in der Tourismusregion Ostfriesland zu decken“, so Deinhard.
Im technischen Bereich verzeichneten die Metall- und Elektroberufe erstmals seit Jahren rückläufige Ausbildungszahlen, obwohl diese Bereiche bislang die Zugpferde der technischen Ausbildung waren. Deinhard: „Hier zeigt sich die Unsicherheit der jungen Menschen hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunft in der Region.“
Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe schätzt der IHK-Hauptgeschäftsführer weiterhin als hoch ein: „Die Unternehmen haben verstanden, dass sie sich bei den jungen Menschen bewerben müssen und nutzen hierfür alle Kanäle. Trotzdem wird es angesichts einer immer komplexeren Arbeitswelt schwieriger, die passenden Bewerber zu finden.“ Ein wichtiger Schlüssel zur Bewältigung des Fachkräftemangels liegt laut Deinhard in der Qualität der Ausbildung: „Diese möchten wir als IHK durch das Siegel ‚TOP Ausbildung‘ sichtbar machen. Bereits 17 Betriebe wurden für ihre hervorragende Ausbildung ausgezeichnet, fünf davon sogar zum zweiten Mal. Dies zeigt das hohe Engagement unserer Mitgliedsunternehmen.“ Auch eine praxisnahe Berufsorientierung in den Schulen sei entscheidend für eine erfolgreiche berufliche Zukunft.