Das neue Ausbildungsjahr nimmt Fahrt auf und viele junge Menschen werden heute und in den kommenden Wochen ihre Ausbildung beginnen. Doch noch immer sind Nachwuchskräfte auf der Suche nach dem passenden Start ins Arbeitsleben, Unternehmen auf der Suche nach ihren Fachkräften von morgen.
Der Ausbildungsmarkt in Essen bietet sowohl den 940 bislang unversorgten Bewerberinnen und Bewerben als auch den Betrieben, die 1.039 offene Ausbildungsstellen anbieten, noch richtig gute Erfolgsaussichten.
Ganz bewusst ziehen die Agentur für Arbeit Essen, das JobCenter Essen, die IHK zu Essen und die Kreishandwerkerschaft Essen gemeinsam in diesem Jahr eine frühe Zwischenbilanz am Ausbildungsmarkt, um JETZT den Blick auf die vielen Chancen und Perspektiven zu richten, die auch noch nach dem „klassischen“ Ausbildungsbeginn Anfang August bestehen. Nach einem positiven Start ins Ausbildungsjahr geht noch vieles – sind sich die Partner sicher!
Die Kennzahlen zum Ausbildungsmarkt im Einzelnen:
Das Ausbildungsplatzangebot im aktuellen Ausbildungsjahr liegt leicht unter dem Niveau des Vorjahres. So wurden seit Oktober 2022 insgesamt 2.975 freie Ausbildungsstellen gemeldet, 38 weniger als im vorhergehenden Ausbildungsjahr 2022.
Auf der anderen Seite meldeten sich in diesem Jahr 3.439 Jugendliche und junge Erwachsene bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Essen, um sich bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz unterstützen zu lassen. Gegenüber dem vergangenen Ausbildungsjahr bedeutet das einen Rückgang von 132 Bewerberinnen und Bewerbern. Damit kam rein rechnerisch auf eine/n Bewerber/in 0,87 Ausbildungsstelle.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch 1.039 Ausbildungsstellen unbesetzt, 197 weniger im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die meisten unbesetzten Ausbildungsstellen gibt es im Handel (Verkäufer/in 136, Kaufmann/-frau im Einzelhandel 82).
Aktuell sind noch 940 Bewerber/innen auf der Suche nach einer Ausbildung, 86 weniger als im Juli 2022. Hoch im Kurs bei den noch suchenden Jugendlichen stehen Ausbildungen in den Bereichen Kaufmann/-frau für Büromanagement (69), Verkäufer/in (41), KfZ-Mechatroniker/PKW-Technik (40), Anlagenmechaniker Sanität/Heizung/Klimatechnik (37) und Medizinische Fachangestellte (35).
Mit Beginn des Ausbildungsjahres zum 1. August wird sich auf dem Essener Ausbildungsmarkt noch viel Dynamik zeigen. Für die noch Suchenden über alle Branchen hinweg müssen nun die Wege bereitet werden, sich auch zu finden. Hierin liegt die eigentliche Herausforderung für alle Partner am Arbeitsmarkt.
Andrea Demler, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Essen:
„Der Ausbildungsmarkt hat sich zu einem Bewerbermarkt verändert. Wir haben einerseits ein großes und vielfältiges Ausbildungsangebot, andererseits Suchende, bei denen sich die TOP 10 Berufe trotz eines enormen Wandels am Arbeitsmarkt kaum verändert haben. Es ist wichtig, sich über die Vielfalt der Berufswelt beispielsweise über betriebliche Praktika zu informieren, um besser einschätzen zu können, welcher Beruf zu einem passt. Daher gelingt es noch nicht immer, das richtige Matching herzustellen zwischen Ausbildungssuchenden und Betrieben. Mit speziell zugeschnittenen Begegnungs- und Vermittlungsformaten haben wir in der Agentur für Arbeit Essen daher erfolgreich einen neuen Kurs eingeschlagen: Etwa mit „Five per Day“, einem regelmäßigen hausinternen Mini-Speeddating, bei dem sich ausgewählte Firmen und Interessenten kennenlernen. Durch den direkten Kontakt zum Arbeitgeber, ganz ohne den üblichen Bewerbungsprozess, schaffen wir es deutlich besser, dass Ausbildungsverhältnisse zustande kommen.
Arbeitgebern, die sich schwer tun mit der Stellenbesetzung, empfehlen wir, in Kooperation mit den Schulen Praktika anzubieten und die Schülerinnen und Schüler von sich und den vielfältigen Chancen einer dualen Ausbildung zu überzeugen. Bewerbungsgespräche können direkt im Anschluss an Praktika geführt werden. Ein niedrigschwelliger und motivierender Weg, auf die jungen Leute zuzugehen – das ist unsere positive Erfahrung nach mehreren Durchgängen an Berufskollegs.
Auch die möglichst frühe und umfassende Berufsorientierung der jungen Leute wird ein immer wichtigeres Thema, das wir perspektivisch noch mehr vorantreiben müssen. Dazu gehören Praktika, Praktika und nochmal Praktika! Und der Appell an die Betriebe, Türen zu öffnen und den Berufswunsch erlebbar zu machen – besonders auch mit Blick auf die oftmals unbekannte berufliche Vielfalt und die sich verändernde Arbeitswelt in der Transformation mit neuen Berufsbildern. Hier möchte ich bereits jetzt auf die NRW-weiten Transformationswochen vom 11.-30. September hinweisen.
Wir sind mitten im Ausbildungsjahr. Das Fatalste wäre es, wenn begonnene Ausbildungsverhältnisse aus Leistungsgründen beendet würden. Daher helfen wir mit unseren Instrumenten ASA, Assistierte Ausbildung, oder der EQ, Einstiegsqualifizierung, wenn Auszubildende mehr Unterstützung benötigen, um ihren Abschluss erfolgreich zu meistern. Gegen Ausbildungsabbruch, gegen Misserfolgserlebnisse, für die Chance, sich als junger Mensch im Be-trieb zu entwickeln – Präventionswerkzeuge im besten Sinne.
Wir möchten das Potenzial, das der Ausbildungsmarkt in Essen bietet, voll ausschöpfen und ermutigen die Jugendlichen und auch die Arbeitgeber gleichermaßen, sich bei uns zu melden, beraten zu lassen und noch in die Bewerbungsgespräche für das laufende Ausbildungsjahr einzusteigen.“
Dietmar Gutschmidt, Leiter JobCenter Essen:
„Zu viele Jugendliche gehen den auf den ersten Blick einfachen Weg, indem sie einen höheren Schulabschluss anstreben oder ein Studium beginnen. Das JobCenter wirbt dagegen für die Zukunft in der dualen Ausbildung. Wir zeigen den Jugendlichen in der Jugendberufsagentur Essen, wie vielfältig die Ausbildung in Handwerk und Industrie ist und was für ausgezeichnete Entwicklungsmöglichkeiten sich ihnen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung bieten.
Die Unternehmen müssen, um sich die Fachkräfte von morgen zu sichern, Ausbildungsplätze schaffen und die jungen Menschen kompetent ins Arbeitsleben einführen. Ausbildungsbegleitende Hilfen, die JobCenter und Arbeitsagentur anbieten, unterstützen wiederum die nachhaltige Integration und helfen Abbrüche der Ausbildung zu verhindern.“
Franz Roggemann, Leiter des Geschäftsfeldes Bildung und Prüfungen der IHK zu Essen:
„Zum Beginn des Ausbildungsjahres freuen wir uns sehr, 1629 neue Azubis in der Ausbildung begrüßen zu dürfen. Besonders freut uns, dass 222 Verträge mehr als zum Vorjahreszeitpunkt geschlossen werde konnten. Das ist ein Anstieg um über 15 Prozent!
Diese Zahlen sind ein deutlicher Beleg: Die Betriebe stehen zur Ausbildung!!! Ein noch besseres Ergebnis wird von großen Schwierigkeiten bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen verhindert. Immer mehr Betriebe – quer durch alle Branchen und Größenklassen – berichten von Problemen. Ein Ansatz für Betriebe, für sich als Ausbildungsbetrieb zu werben, ist das Angebot von Praktika. Junge Menschen haben die Chance, einen Betrieb und einen Beruf kennenzulernen. Der Betrieb hat die Chance, junge Menschen vor Ort im betrieblichen Alltag zu erleben, ein echte „Win-Win-Situation“.“
Wolfgang Dapprich, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Essen:
„Mit Datum zum 28. Juli 2023 sind in der Essener Kreishandwerkerschaft insgesamt 496 neue Lehrverträge registriert worden, darunter sind 94 junge Frauen. Das sind exakt 27 Verträge mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Spitzenreiter sind momentan die Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik mit 89 neuen Verträgen (1 weiblich), gefolgt von Kfz mit 82 (4 weiblich) und Elektroniker mit 80 (5 weiblich). Wir sind davon überzeugt, dass sich die Zahl der handwerklichen Vertragsabschlüsse bis zum Ende des Ausbildungsjahres am 30. September 2022 weiter erhöhen wird, denn täglich werden weitere Lehrvertragsabschlüsse in der Kreishandwerkerschaft eingereicht.
Die Gründe für diese positive Entwicklung sehen wir zum einen in den von uns angeführten Argumenten, die für eine duale Ausbildung sprechen. Zum anderen kommt die bundesweite Imagekampagne des Deutschen Handwerks langsam in den Köpfen der jungen Leute an und bewegt wieder mehr Jugendliche dazu, eine duale Ausbildung gerade im Handwerk aufzunehmen. Auch die positiven Clips in den Sozialen Medien, die von Auszubildenden eingestellt werden, wecken Interesse an einer handwerklichen Berufsausbildung.
Für die Aufnahme einer handwerklichen Berufsausbildung sprechen insbesondere ein guter Verdienst sowie zahlreiche Aufstiegsmöglichkeiten, regelmäßige Arbeitszeiten, ein sicherer Arbeitsplatz, Feiertage und Wochenenden sind in der Regel freie Tage, Erfolgserlebnisse und vor allem: Man tut etwas für die Umwelt, denn in den Handwerksberufen werden modernste Umwelttechnologien vorgestellt und die Materialien sind umweltverträglich sowie oft genug recycelt.“