Jahresbilanz zum Arbeitsmarkt in Essen

Stabiler Arbeitsmarkt trotz schwacher Konjunktur, Fachkräftegewinnung weiterhin bestimmendes Thema

10.01.2024 | Presseinfo Nr. 2

Das Jahr 2023 hatte an Herausforderungen einiges zu bieten für den Essener Arbeitsmarkt. Andrea Demler, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Essen, und Dietmar Gutschmidt, Fachbereichsleiter JobCenter Essen, ziehen gemeinsam Bilanz:

 

„Insgesamt zeigte sich der Essener Arbeitsmarkt im Jahr 2023 stabil, auch wenn wir in der Rückschau die schwierige konjunkturelle Situation natürlich nicht ausklammern können. Letztlich bestimmt aber das drängendste Problem, der Fachkräftemangel, die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und wird dies auch in 2024 tun. Bereits jetzt sprechen wir in Essen in zahlreichen Berufsgruppen von einem Fachkräfteengpass. Die verfügbaren Arbeitskräfte reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken. Die demografische Entwicklung verschärft die Situation. Ein Schlüssel liegt in der beruflichen Weiterbildung und Qualifizierung von Beschäftigten und Arbeitslosen. Wir müssen dafür sorgen, dass das Potenzial der Menschen zu den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt passt, und unterstützen Arbeitgeber bei der Herausforderung, ihre Fachkräfte zu binden und neue Talente zu gewinnen. Mit unserer Weiterbildungsoffensive sind wir auf einem guten Weg und planen in 2024 noch mehr Eintritte in Beschäftigtenförderung und Weiterbildungsmaßnahmen. Die Jugendlichen nehmen wir besonders in den Blick und raten zu Ausbildung und Qualifizierung – letztlich ist ein Berufsabschluss die beste Prävention gegen Arbeitslosigkeit. Eine weitere wichtige Säule zur Sicherung der benötigten Fach- und Arbeitskräfte ist die Fachkräfteeinwanderung. Hier werden wir 2024 verstärkt investieren und Arbeitgeber zu den Möglichkeiten beraten, Beschäftigte aus dem Ausland anzuwerben.“ - Andrea Demler, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Essen

 

„Der Arbeitsmarkt hat sich 2023 als robust erwiesen und ein signifikanter Anstieg der Arbeitslosigkeit konnte vermieden werden. Auch für 2024 sehe ich aber keine Entspannung, sondern es wird darauf angekommen, dass die Arbeitsmarktpartner gut kooperieren und die vorhandenen Beratungsangebote zur Sicherung des Arbeitskräfte- und Fachkräftebedarfs nutzen.“ - Dietmar Gutschmidt, Fachbereichsleiter JobCenter Essen

 

Die Zahlen im Einzelnen:

 

Historischer Höchstwert der Beschäftigung

Zum aktuellen Stichtag Ende Juni 2023 stieg die Zahl der sozialpflichtig Beschäftigten auf Rekordniveau: Insgesamt 266.966 Personen waren sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 3.049 mehr als im Juni 2022, ein Plus von 1,2 Prozent.

Die stärksten Steigerungen waren in den Bereichen Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben/Unternehmensberatung, Sozialwesen und Energieversorgung zu verzeichnen. Die höchsten Rückgänge gab es im Großhandel, bei Post-, Kurier- und Expressdiensten und im Einzelhandel (betrachtet werden hier jeweils März 2022/März 2023, aktuelle Daten stehen turnusgemäß Mitte Januar zur Verfügung).

Die meisten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind mit 9,6 Prozent im Gesundheitswesen und mit 6,6 Prozent im Einzelhandel tätig.

 

Verhaltene Entwicklung bei der Zahl der Arbeitslosen

Im Jahresdurchschnitt 2023 waren 31.830 Essenerinnen und Essener arbeitslos gemeldet. Das sind 1.761 Personen oder 5,9 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. Im langjährigen Verlauf stieg die Arbeitslosigkeit damit auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Die Arbeitslosenquote lag bei 10,5 Prozent.

Bei den jungen Arbeitslosen bis 25 Jahre stieg die Arbeitslosigkeit um rund 15 Prozent. Hohe Steigerungen waren bei den arbeitslos gemeldeten ausländischen Personen zu verzeichnen, sie sind vorwiegend auf die geflüchteten ukrainischen Menschen im Rechtskreis SGB II zurückzuführen.

Rund zwei Drittel der arbeitslos gemeldeten Frauen und Männer sind lediglich auf Helferniveau qualifiziert, was konträr ist zu dem hohen Fachkräftebedarf in allen Branchen.

 

Geringere Arbeitskräftenachfrage, vor allem Fachkräfte gefragt

Mit 4.016 gemeldeten Arbeitsstellen im Bestand waren rund 600 Stellen weniger zu verzeichnen, 13 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei den neu gemeldeten Arbeitsstellen zeigt sich im Jahresdurchschnitt die Zurückhaltung der Arbeitgeber mit einem Rückgang von 812 Stellen oder 7,9 Prozent.

In der wirtschaftlich angespannten Situation halten die Arbeitgeber ihre Belegschaften, stellen aber weniger neu ein. Bei den ausgeschriebenen Stellen werden zu 86 Prozent Fachkräfte oder höher qualifizierte neue Mitarbeitende gesucht.

 

Weiterbildungsoffensive zeigt Erfolg

Durch das verstärkte Engagement in Weiterbildung konnten in Essen von Oktober 2022 bis September 2023 insgesamt 3.032 Menschen berufliche Weiterbildungsmaßnahmen besuchen, eine deutliche Steigerung um 482 Personen oder gut 19 Prozent.

Weiterbildung bleibt auch in 2024 bundesweit ein wegweisendes Thema, weil sich die Integrationschancen mit der richtigen beruflichen Qualifikation verdreifachen. So ist im Januar das Online-Portal „mein NOW“ - Nationales Onlineportal für berufliche Weiterbildung https://mein-now.de/ - an den Start gegangen, das von der Bundesagentur für Arbeit gemeinsam mit starken Partnern in den Bundesländern gehostet wird. Das Portal bietet Menschen im Erwerbsleben, Arbeitgebern und Weiterbildungsanbietern einen zentralen und niedrigschwelligen Einstieg in das Thema berufliche Weiterbildung. Konkrete Weiterbildungsangebote, Beratungs- und Fördermöglichkeiten sowie Tests zur beruflichen Orientierung werden hier zentral gebündelt und ergänzen damit die persönlichen Beratungsangebote in den Arbeitsagenturen vor Ort.

 

Kontakt und Unterstützung

 

Für Jugendliche (Rund um die Themen Ausbildung, Studium & Berufswahl): Telefon 0201 181 1234 (kostenfrei) | Essen.Berufsberatung@arbeitsagentur.de