Gemeinsam ziehen die Essener Partner am Ausbildungsmarkt - Agentur für Arbeit Essen, JobCenter Essen, die IHK zu Essen, DGB und Kreishandwerkerschaft Essen – Bilanz zum Ausbildungsjahr 2024. Es gibt viel Bewegung und für Suchende über alle Branchen hinweg noch Chancen, in eine duale Ausbildung zu starten.
Das Ausbildungsplatzangebot im aktuellen Ausbildungsjahr liegt leicht unter dem Niveau des Vorjahres. So wurden seit Oktober 2023 insgesamt 3.108 freie Ausbildungsstellen an die Agentur für Arbeit Essen gemeldet, 102 weniger als im vorhergehenden Ausbildungsjahr. Vor dem Hintergrund des erheblichen Fachkräftemangels in der Region wäre eine Ausweitung des Ausbildungsplatzangebotes wünschenswert.
Auf der anderen Seite meldeten sich in diesem Jahr 3.873 Jugendliche und junge Erwachsene bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Essen, um sich bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz unterstützen zu lassen. Gegenüber dem vergangenen Ausbildungsjahr bedeutet das einen Anstieg von 161 Bewerberinnen und Bewerbern. Damit kam rein rechnerisch auf eine/n Bewerber/in 0,80 Ausbildungsstelle.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch 452 Ausbildungsstellen unbesetzt, 104 mehr im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die meisten unbesetzten Ausbildungsstellen gibt es im Handel: Kaufmann/-frau im Einzelhandel (67), Verkäufer/in (50) und Handelsfachwirt/-in (47). Bei den Zahnmedizinischen Fachangestellten sind 45 Ausbildungsstellen unbesetzt.
Aktuell sind noch 554 Bewerber/innen auf der Suche nach einer Ausbildung, 114 mehr als im Oktober 2023. Hoch im Kurs bei den noch suchenden Jugendlichen stehen Ausbildungen in den Bereichen Kaufmann/-frau für Büromanagement (46) gefolgt von Kfz-Mechatroniker (33), Fachinformatiker Anwendungsentwicklung (26), Anlagenmechaniker Sanitär/Heizung/Klimatechnik (22) und Elektroniker/-in Energie-/Gebäudetechnik (20).
Andrea Demler, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Essen:
„Erfreulicherweise entscheiden sich immer mehr junge Menschen für eine duale Ausbildung. In den letzten Wochen hat das Ausbildungsjahr deutlich an Schwung gewonnen, viele offene Stellen konnten besetzt werden. Es ist eine positive Entwicklung, dass mehr Jugendliche auf diese Qualifikation setzen, die ihnen gute berufliche Chancen bietet.
Bemerkenswert ist, dass rund dreizehn Prozent der Ausbildungsinteressierten 25 Jahre und älter sind. Dies zeigt, dass es nie zu spät ist, eine Ausbildung zu beginnen. In Essen ist zudem das Interesse an Ausbildung unter Jugendlichen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Der Ausbildungsmarkt profitiert davon, dass auch diese jungen Menschen eine berufliche Ausbildung als Grundlage für ein erfolgreiches, selbstbestimmtes Leben in unserer Gesellschaft sehen. Auch viele migrantische Unternehmen in Essen, die ein immenses Potenzial bieten, könnten durch Projekte und Veranstaltungen für das Thema Ausbildung begeistert werden.
Allerdings bilden Essener Unternehmen angesichts der wirtschaftlichen Lage auch in diesem Jahr weniger Nachwuchskräfte aus. Die Nachfrage der Bewerber übersteigt das Angebot an Ausbildungsplätzen. Wir hoffen, dass die Betriebe das steigende Interesse an der dualen Ausbildung nutzen und künftig wieder mehr Ausbildungsplätze anbieten, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Unternehmen, die ihre Ausbildungsstellen bislang nicht gemeldet haben, laden wir ein, unseren Arbeitgeber-Service zu kontaktieren.
Die Herausforderung bleibt, Jugendliche und passende Ausbildungsplätze zusammenzubringen. Oft stimmen Qualifikationen und Anforderungen nicht überein, weshalb sich sowohl die Zahl unversorgter Bewerber als auch unbesetzter Stellen erhöht hat. Um diese Lücke zu schließen, laufen die Vermittlungsbemühungen mittlerweile ganzjährig. Arbeitsagentur und JobCenter unterstützen durch Maßnahmen wie Einstiegsqualifizierung, Mobilitätszuschüsse und Berufsausbildungsbeihilfe.
Gemeinsam mit lokalen Partnern setzen die Beraterinnen und Berater unserer Jugendberufsagentur alles daran, keinen Jugendlichen beim Übergang von der Schule in den Beruf zu verlieren. Sie beraten telefonisch, in Schulen, in der Agentur für Arbeit und per Video-Call und vermitteln das breite Spektrum an Berufen sowie Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. Auch Bewerberinnen und Bewerber, die einen zweiten Anlauf wagen, weil es im ersten Anlauf nicht gepasst hat, profitieren in den nächsten Wochen von dieser Beratung.“
Dietmar Gutschmidt, Leiter JobCenter Essen:
„Der Ausbildungsmarkt war lange Zeit nicht so dynamisch. Jugendliche mit einem realistischen Berufswunsch haben zurzeit beste Chancen einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Vorteile einer schulischen oder dualen Ausbildung liegen dabei klar auf der Hand: eine sichere Beschäftigung und eine feste Vergütung, eine Arbeit mit gesellschaftlicher Bedeutung und einer engen Verbindung von Theorie und Praxis, dabei flexible Gestaltungsmöglichkeiten sowie hervorragende Entwicklungs- und Karrierechancen. Handwerk und Industrie sind das Sprungbrett in die Selbständigkeit. Jugendliche, die in ihrer Berufswahl noch unsicher sind oder die wissen, dass sie mit dem einen oder anderen Defizit umgehen müssen, sollten die Beratungs-, Vermittlungs- und Hilfsangebote der Jugendberufsagentur nutzen.“
Käthe Klein, stv. Leiterin des Geschäftsfeldes Bildung und Prüfungen der IHK zu Essen:
„In Essen gab es einen erfreulichen Anstieg der neu registrierten Ausbildungsverträge um 4,1 Prozent. Wir konnten 2.174 neue Ausbildungsverträge registrieren. Besonders gute Nachrichten verursachen die 70 zusätzlichen Ausbildungsverhältnisse in den technischen Berufen. Im kaufmännischen Bereich ist zwar nur ein leichter Anstieg um 0,9 Prozent zu verzeichnen. Da wäre sicherlich noch mehr drin gewesen, wenn mehr Ausbildungsplätze mit den passenden jungen Menschen hätten besetzt werden können. Positiv zu vermerken ist aber eine deutliche Steigerung an Ausbildungsverträgen von 35 Prozent im Hotel- und Gaststättengewerbe. Das freut uns sehr.“
Nadine Sasek, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Essen:
„Die aktuellen Zahlen zeigen eine erfreuliche Entwicklung im Essener Handwerk. Ende Oktober konnten wir knapp 800 neue Lehrverträge verzeichnen. Der Anteil der weiblichen Auszubildenden liegt bei 15 Prozent. Trotz der anhaltenden Herausforderungen im Bereich der Fachkräftesicherung können wir Fortschritte verzeichnen, insbesondere in den Handwerksberufen, die als Schlüsselberufe der Energiewende gelten.
Die Nachfrage nach Fachkräften in diesen Bereichen wächst, was die Relevanz dieser Berufe in einer sich wandelnden Wirtschaft unterstreicht. Insbesondere die Ausbildungen in klimarelevanten Gewerken wie Dachdecker, Elektriker und Maler/Lackierer verzeichnen einen deutlichen Anstieg der eingetragenen Lehrverträge. Wir führen dies unter anderem auf unsere verstärkte Präsenz und die gezielte Fokussierung auf die nachhaltigen Berufe zurück. Hier konnten wir durch die verstärkte Ansprache an Schulen und die Einbindung von klimafreundlichen Aspekten großes Interesse wecken.
Dennoch bleibt der Bedarf an qualifizierten Auszubildenden nach wie vor hoch. Viele Unternehmen, die bereit wären, noch mehr junge Menschen auszubilden, sehen sich mit der Herausforderung konfrontiert, nicht genügend geeignete Bewerber zu finden. Dies betrifft nicht nur die innovativen und zukunftsträchtigen Gewerke, sondern auch die traditionellen Handwerksberufe, die nach wie vor eine tragende Säule unserer Wirtschaft bilden und deren Bedeutung nicht aus den Augen verloren werden darf.“
Dieter Hillebrand, DGB-Regionsgeschäftsführer Mülheim-Essen-Oberhausen (MEO):
Wir bleiben daher auch in diesem Jahr bei unserer Forderung, eine Ausbildungsgarantie für junge Menschen einzuführen. Denn wer eine duale Berufsausbildung anstrebt, sollte auch einen Ausbildungsplatz bekommen. Dazu bedarf es eines auswahlfähigen Angebotes. Daher müssen Unternehmen und Betriebe in ihrer Gesamtheit wesentlich mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen.“
Weiterführende Links:
Link zur Praktikumsbörse: https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/essen/deine-praktikumsboerse
Link zum Angebot Check-U: https://www.arbeitsagentur.de/bildung/welche-ausbildung-welches-studium-passt
Link zu Berufe TV:https://con.arbeitsagentur.de/prod/berufetv/start
Fragen? Willkommen bei der Berufsberatung: https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/essen/deine-berufsberatung-informiert
So erreichen Sie uns:
Für Arbeitnehmer/innen:
Telefon: 0800 4 5555 00 (kostenfrei)
Unsere Online-Angebote: www.arbeitsagentur.de/eServices
Für Arbeitgeber
Anfragen zum Kurzarbeitergeld und Arbeitskräftebedarf
Telefon: 0800 4 5555 20 (kostenfrei) oder per E-Mail an: Essen.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de
Für Jugendliche
Rund um die Themen Ausbildung, Studium & Berufswahl
Telefon: 0201 181 1234 (kostenfrei) oder per E-Mail an: Essen.Berufsberatung@arbeitsagentur.de