Die Arbeitslosenzahl in Frankfurt am Main hat sich im Juni 2022 um 287 Menschen auf insgesamt 24.345 erhöht (+1,2 Prozent). Der Anstieg gegenüber dem Vormonat zeigt sich bei drei Personengruppen: Frauen, Menschen ab 50 Jahren sowie Menschen ohne deutschen Pass und manifestiert sich im Rechtskreis SGB II (Grundsicherung). Erste Datenerhebungen zeigen zudem, dass im Juni 762 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Frankfurt am Main arbeitslos gemeldet waren, davon 742 im Rechtskreis SGB II. Im Vorjahresmonat lag diese Zahl lediglich im zweistelligen Bereich. Da es sich bei den bislang Geflüchteten überwiegend um Frauen mit Kindern und ältere Menschen handelt, die keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, können die aufgeführten Entwicklungen auf den seit 1. Juni 2022 geltenden Wechsel ukrainischer Geflüchteter vom Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) in die Grundsicherung (SGB II) zurückgeführt werden.
Gegenüber dem Vorjahr ist die Arbeitslosenzahl weiterhin rückläufig und bleibt mit einem Minus von 4.015 Menschen (-14,2 Prozent) deutlich niedriger, als im Juni 2021. Die Arbeitslosenquote stieg seit Mai um 0,1 auf 5,7 Prozent an. Ein Jahr zuvor hatte die Arbeitslosenquote noch bei 6,6 Prozent gelegen.
„Die ersten Zeichen der kriegsbedingten Fluchtmigration aus der Ukraine sind jetzt in der Arbeitslosenstatistik angekommen“, bestätigt Stephanie Krömer, Leiterin der Agentur für Arbeit Frankfurt am Main. „Dabei handelt es sich allerdings um erste Erhebungen, die sich im weiteren Verlauf noch verändern werden, so dass wir zum aktuellen Zeitpunkt keine weiteren, konkreteren Aussagen treffen können. Für Prognosen darüber, welche Bedeutung die Zuwanderung für den Frankfurter Arbeitsmarkt haben wird und welche Effekte von ihr ausgehen, ist es deshalb schlichtweg zu früh. Ziemlich klar ist aber, dass der regionale Arbeits- und Ausbildungsmarkt immer stärker von den hohen Personalbedarfen der Unternehmen dominiert wird. Nachwuchs-, Arbeits- und Fachkräfte sind gefragter denn je und zu einem wertvollen Gut geworden. Die Aufnahmefähigkeit ist zurzeit enorm und entsprechend groß sind die Chancen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus allen Personengruppen, eine geeignete Beschäftigung oder eine passende Ausbildungsstelle zu finden.“
Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung steigt, Langzeitarbeitslosigkeit geht zurück
Insgesamt zählten 30,3 Prozent aller von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung; insgesamt 7.372 Menschen), der in die Zuständigkeit der Agentur für Arbeit Frankfurt fällt und 69,7 Prozent zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung; insgesamt 16.973 Menschen), für den das Jobcenter Frankfurt am Main verantwortlich ist.
Während die Arbeitslosigkeit seit dem Vormonat in der Arbeitslosenversicherung etwas zurückging (-292 Menschen), nahm sie in der Grundsicherung zu (+579 Menschen). In beiden Rechtkreisen ist die Arbeitslosenzahl dennoch deutlich niedriger als vor einem Jahr.
Die Zahl der von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Menschen ging derweilen weiter zurück: 35,5 Prozent aller Arbeitslosen, insgesamt 8.642 Menschen in Frankfurt am Main, waren im Juni ein Jahr und länger ohne Arbeit. Das sind 1.936 Menschen weniger (-18,3 Prozent) als vor einem Jahr.
Die Anzahl an Bedarfsgemeinschaften, also an Haushalten und Familien, die zur Sicherung ihres Lebensunterhalts auf finanzielle Unterstützungsleistungen des Jobcenters angewiesen sind, erhöhte sich im Juni um 515 auf 33.558. Das waren 3.112 weniger (-8,5 Prozent) als vor einem Jahr.
„Durch den von Bundesregierung und Bundesrat beschlossenen Rechtskreiswechsel der ukrainischen Geflüchteten zum 1. Juni 2022, ist die Arbeitslosenzahl in der Grundsicherung angestiegen und wird zunächst weiter ansteigen“, kommentiert Claudia Czernohorsky-Grüneberg, Geschäftsführerin des Jobcenters Frankfurt am Main. „Diese Entwicklung ist weder eine Überraschung noch ein negatives Signal. Im Gegenteil: Vielmehr besteht jetzt der Vorteil, dass wir als Jobcenter Frankfurt die Menschen umfänglich betreuen können - mit Leistungen aus der Grundsicherung und Unterstützung bei Eintritt in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt.“
Nachwuchs- und Personalbedarf bestimmen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt
Von Oktober 2021 bis Juni 2022 meldeten sich 3.140 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle bei der Agentur für Arbeit Frankfurt am Main. Das waren 75 junge Menschen weniger (-2,3 Prozent) als im Vorjahreszeitraum. Im gleichen Zeitfenster meldeten die Frankfurter Unternehmen 3.294 offene Ausbildungsstellen. Das waren ebenfalls weniger (-207 Stellen oder -5,9 Prozent) als im Vorjahresmonat. Im Mai hatte die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen noch über dem Vorjahresniveau gelegen.
Zurzeit sind noch 1.468 Ausbildungsinteressierte auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle, 179 weniger (-10,9 Prozent) als im Vorjahr. Dem gegenüber stehen 1.724 noch offene Ausbildungsstellen, 368 mehr (+27,1 Prozent) als im Juni 2021.
Die Arbeitskräftenachfrage der Unternehmen nahm weiter zu und zeigte sich sowohl im Stellenzugang als auch im Bestand offener Stellen. Im Juni meldeten die Unternehmen 2.411 offene Stellen bei der Agentur für Arbeit, 30 Prozent mehr als vor einem Jahr. Seit Jahresbeginn gingen somit 12.802 Stellenmeldungen ein, 3.469 Stellen mehr (+37,2 Prozent) als vor einem Jahr. Auch der Stellenbestand lag mit aktuell 9.632 Stellen deutlich über dem Vorjahreswert (+ 3.047 Stellen oder +46,3 Prozent).
Die meisten neuen Stellenzugänge kamen im Juni aus der Informatik, der kaufm. techn. Betriebswirtschaft, für Büro- und Sekretariatskräfte sowie dem Objekt-, Werte- und Personenschutz.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steigt weiter
Nachdem die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Frankfurt am Main in den letzten Jahren kontinuierlich und zuletzt auf Rekordzahlen angestiegen war, kam es durch den Ausbruch der Corona-Pandemie erstmals zu einem temporären Trendwechsel, der sich bereits im letzten Jahr (Stichtag 30.06.2021) wieder umkehrte. Nach den nun vorliegenden aktuellen Daten (Stichtag 31.12.2021) setzte sich diese Entwicklung auch am Jahresende fort. Insgesamt gingen wieder 611.486 Menschen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach, fast 7.000 Personen mehr (+1,2 Prozent) als im Vorjahresquartal.