Die Arbeitslosenzahl in Frankfurt am Main ist im Juli 2022 auf insgesamt 25.214 Menschen angestiegen. Damit waren 869 Menschen mehr (+3,6 Prozent) von Arbeitslosigkeit betroffen als im Juni und 3.313 weniger (-11,6 Prozent) als vor einem Jahr. Hintergrund des aktuellen Anstiegs ist eine saisonübliche Entwicklung, da jeweils zu Quartalsende vermehrt Beschäftigungen auslaufen oder beendet werden. Das betrifft besonders junge Menschen unter 25 Jahren, die sich nach Ende einer betrieblichen oder schulischen Ausbildung bei der Agentur für Arbeit melden. Dementsprechend gab es in dieser Personengruppe den höchsten prozentualen Anstieg gegenüber Juni (+9,3 Prozent), gleichzeitig aber mit -22,7 Prozent auch den höchsten Rückgang gegenüber dem Vorjahr.
Auch die kriegsbedingte Fluchtmigration aus der Ukraine beeinflusst zunehmend die Entwicklung der Arbeitslosenzahl. Nach vorläufigen Erhebungen waren im Juli 1.278 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit als arbeitslos registriert. Im Vorjahr waren es weniger als 100 Personen. Seit dem Rechtskreiswechsel am 1. Juni 2022 in die Grundsicherung hat das Jobcenter Frankfurt am Main die ganzheitliche Betreuung übernommen, die sowohl die finanzielle Sicherung des Lebensunterhaltes als auch Unterstützungen beim Eintritt in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt einschließt.
Die Arbeitslosenquote erhöhte sich im Juli um 0,2 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent. Im Juli 2021 hatte sie noch bei 6,7 Prozent gelegen.
„Der aktuelle Anstieg der Arbeitslosenzahl bewegt sich insgesamt in einem saisonüblichen Rahmen, fällt in der Grundsicherung aber etwas höher aus als in den Vorjahren“, kommentiert Stephanie Krömer, Leiterin der Agentur für Arbeit Frankfurt am Main. „Das liegt daran, dass die vor dem Kriegsgeschehen aus der Ukraine geflüchteten Menschen durch den Wechsel in die Grundsicherung in unserer Arbeitsmarktstatistik zunehmend sichtbarer werden. Der ungebrochen hohe Personalbedarf der Unternehmen wird allen Personengruppen und besonders auch den jungen Menschen helfen, die nach ihrer Ausbildung oder einem beendeten Arbeitsverhältnis eine neue Beschäftigung suchen. Zurzeit wird die Schere zwischen verfügbaren Arbeitskräften und weiter steigender Nachfrage in vielen Branchen immer größer. Ausbildungs- und Qualifizierungsangebote können hier wieder mehr Gleichgewicht schaffen. Das funktioniert aber nur, wenn diese auch angenommen werden. So warten im laufenden Ausbildungsjahr noch etwa 1.600 bei der Agentur für Arbeit gemeldete Ausbildungsstellen darauf, von interessierten jungen Menschen, die ihre berufliche Zukunft angehen möchten, besetzt zu werden.“
Basierend auf der Gesamtzahl aller im Juli von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen zählten 30,6 Prozent zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung: insgesamt 7.720), der in die Zuständigkeit der Agentur für Arbeit Frankfurt fällt. 69,4 Prozent zählten zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung: insgesamt 17.494), für den das Jobcenter Frankfurt am Main verantwortlich ist.
In beiden Rechtskreisen waren im Juli 2022 mehr Menschen arbeitslos gemeldet, als im Vormonat: In der Arbeitslosenversicherung waren es 348 Personen mehr (+4,7 Prozent), in der Grundsicherung 521 Personen (+3,1 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr waren es in beiden Fällen weniger (SGB III: -26,4 Prozent/ SGB II: -3,0 Prozent).
Die Zahl der von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Menschen ging auch im Juli leicht zurück. Insgesamt waren 34,1 Prozent aller Arbeitslosen, 8.588 Personen, im Juli ein Jahr und länger ohne Arbeit. Das waren 1.963 Menschen weniger (-18,6 Prozent) als vor einem Jahr.
Bei den Bedarfsgemeinschaften, d.h. Haushalten und Familien, die zur Sicherung ihres Lebensunterhalts auf finanzielle Leistungen des Jobcenters angewiesen sind, gab es seit Juni einen leichten Anstieg um 2,0 Prozent. Insgesamt wurden im Juli 33.602 Bedarfsgemeinschaften in Frankfurt am Main gezählt, 2.532 weniger als vor einem Jahr.
„Die Betreuung ukrainischer Geflüchteter ist für uns gut gestartet. Die aktuell wichtigsten Faktoren sind, finanzielle Sicherheit zu schaffen, vertrauensvoll zu beraten und deutsche Sprachkenntnisse zu vermitteln“, betont Claudia Czernohorsky-Grüneberg, Geschäftsführerin des Jobcenters Frankfurt am Main. „Letztere sind, ebenso wie Kinderbetreuungsmöglichkeiten, grundlegend für eine Stellensuche. Viele sind überdurchschnittlich motiviert, das Angebot an Spracheförderung wird gut angenommen. Ungeachtet des Anstiegs der Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung ist die Zahl der von Langzeitarbeitslosigkeit Betroffenen weiter zurückgegangen. Das ist ein positives Signal und spricht für die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes.“
Großer Bedarf auf dem Ausbildungs- und Stellenmarkt
Von Oktober 2021 bis Juli 2022 meldeten sich 3.301 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle bei der Agentur für Arbeit Frankfurt am Main. Das waren 105 junge Menschen weniger (-3,1 Prozent) als im Vorjahreszeitraum. Im gleichen Zeitfenster meldeten die Frankfurter Unternehmen 3.375 Ausbildungsstellen. Auch das waren weniger als vor einem Jahr (-256 Stellen oder -7,1 Prozent).
Aktuell waren noch 1.251 junge Menschen auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle, 152 weniger (-10,8 Prozent) als im Juli 2022. Dem gegenüber stehen 1.594 noch offene Ausbildungsstellen, 372 mehr (+30,4 Prozent) als im Ausbildungsjahr 2020/21.
Die Arbeitskräftenachfrage blieb hoch. Insgesamt meldeten die Unternehmen im Juli 2.209 offene Stellen bei der Arbeitsagentur. Der Zugang seit Jahresbeginn lag mit 15.011 Stellenmeldungen deutlich über dem Vergleichswert des Vorjahres (+31,9 Prozent). Auch der Stellenbestand von 9.911 war signifikant höher als im Vorjahr (+40,4 Prozent).
Die meisten neuen Stellenzugänge im Juli kamen aus der Informatik, dem technischen Luftverkehrsbetrieb, dem Gastronomieservice und der kaufm. techn. Betriebswirtschaft.