Die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt ist eine wesentliche Komponente für eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Doch wie sieht es mit den Rahmenbedingungen aus? Welche Möglichkeiten gibt es bei der Gestaltung eines barrierefreien Arbeitsplatzes?
Fakt ist: Gelebte Inklusion leistet einen wichtigen Beitrag zur selbstbestimmten Teilhabe am Arbeitsleben. Das Zusammenspiel aller regionalen Netzwerkpartnerinnen und -partner - darunter der Landeswohlfahrtsverband (LWV) Hessen, der Integrationsfachdienst, die Handwerkskammer, die Industrie- und Handelskammer, das Jobcenter und die Stadt - trägt wesentlich dazu bei, dass der Inklusionsgedanke einen festen Platz auf dem Frankfurter Arbeitsmarkt eingenommen hat.
„Teilhabe am Arbeitsleben muss selbstverständlich sein“, betont Stephanie Krömer, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbei Frankfurt am Main. Und wer glaubt, man tue diesen Menschen nur einen Gefallen, der irrt sich gewaltig. Eben diese Personengruppe zeichnet sich häufig durch große Potenziale, hohes Engagement und gute Qualifizierung aus. Und wir brauchen dieses Potenzial dringend, um uns als Region auch in Zukunft gut aufstellen zu können, um genug Arbeits- und Fachkräfte zu gewinnen und unseren Arbeitsmarkt am Laufen zu halten. Kurz: Inklusion im Betrieb ist ein Gewinn für jedes Unternehmen und eine wichtige Säule für die Fachkräftesicherung. Unternehmenskultur wächst durch Vielfalt. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Junge Menschen müssen nach der Schule keine vermeidbaren Schleifen drehen, bis sie ihren Berufsweg antreten und beispielsweise eine Ausbildung aufnehmen können. Wir können diese jungen Menschen unterstützen und auch Betriebe, die bereit sind, sich darauf einzulassen. Sie werden sehen, es lohnt sich!“
Das bestätigt auch das bbw Südhessen, ein Experte für geförderte Ausbildung. Das Berufsbildungswerk unterstützt junge Menschen mit Förderbedarf auf ihrem Weg in das Berufsleben. In den eigenen Ausbildungsstätten, aber auch in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Betrieben, erhalten junge Menschen hier die Möglichkeit, eine Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf zu absolvieren oder sich auf eine Berufsausbildung vorzubereiten.
„Jeder Mensch, ob mit oder ohne Behinderung, bringt Stärken und besondere Fähigkeiten mit. Diese gilt es am richtigen Platz in einem Unternehmen einzusetzen. Vielleicht dauert die Eingewöhnung etwas länger oder Rahmenbedingungen müssen etwas angepasst werden, so dass die Stelle auf die Fähigkeiten der Person mit Einschränkungen zugeschnitten ist. Mit etwas Flexibilität kann man langfristig eine gut ausgebildete Arbeitskraft an sein Unternehmen binden und ein positives Arbeitsklima schaffen“, sagt Rosmarie Hermann, Bereichsleiterin Berufsintegration und Kundenbetreuung im bbw Südhessen. „Wir machen die Erfahrung, dass noch immer viele Unternehmen beim Thema Inklusion Berührungsängste haben. Wir raten Arbeitgebern in dem Fall, potentielle Arbeitskräfte mit Behinderung durch Praktika oder ähnliches erst einmal unverbindlich kennenzulernen. Da fallen meist schon viele Vorurteile oder Bedenken.“
Die Agentur für Arbeit berät Menschen und Unternehmen umfassend und begleitet sie vor und während des Berufslebens. Mehr dazu unter https://www.arbeitsagentur.de/m/inklusion/.
Unter https://www.arbeitsagentur.de/bakarriere/vielfalt-und-inklusion können sich alle Interessierten über das Angebot der Bundesagentur für Arbeit als Arbeitgeberin informieren.
Hintergrundinformationen
Insgesamt hat die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen bis zum Jahr 2019 bundesweit weiter zugenommen. Bedingt durch den „Corona-Effekt“ stieg im Jahr 2020 auch die Arbeitslosenzahl schwerbehinderter Menschen an. Dass dieser Anstieg weniger kräftig ausfiel als bei anderen Personengruppen, ist dem besonderen Kündigungsschutz schwerbehinderter Menschen zu verdanken. Insgesamt sind schwerbehinderte Menschen weniger von betriebsbedingten Kündigungen betroffen, allerdings gelingt es ihnen nach wie vor seltener, im Falle einer Arbeitslosigkeit zeitnah wieder eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden. Im Oktober 2022 waren 1.095 schwerbehinderte Menschen in Frankfurt am Main arbeitslos gemeldet. Das waren etwas weniger als im Oktober 2021 (- 81). Ihr Anteil an der Gesamtzahl aller arbeitslos gemeldeten Menschen in Frankfurt am Main lag bei 4,4 Prozent. Mit 808 Menschen war der Großteil im Rechtskreis SGB II, also in der Grundsicherung gemeldet.