Jahresbilanz am Ostbrandenburger Ausbildungsmarkt

Auch unter den wirtschaftlich schwierigen Bedingungen des Jahres 2022 haben die Ostbrandenburger Ausbildungsbetriebe und Lehrstellenbewerber letztlich weitgehend zueinandergefunden.

02.11.2022 | Presseinfo Nr. 62

Die Zahl der bei der Arbeitsagentur gemeldeten Ausbildungsstellen in Ostbrandenburg blieb auf dem Vorjahresniveau. In Frankfurt (Oder) sowie in den Landkreisen Märkisch-Oderland und Oder-Spree meldeten Arbeitgeber aus der regionalen Wirtschaft und Verwaltung insgesamt 2.106 betriebliche Lehrstellen. Zum Stichtag 30. September blieben 253 betriebliche und außerbetriebliche Ausbildungsplätze unbesetzt. Das sind 114 mehr als im Vorjahr.

Demgegenüber haben 2.272 Jugendliche – 93 weniger als im Vorjahr - aus diesem und älteren Abschlussjahren die Hilfe der Berufsberatung bei der Lehrstellensuche in Anspruch genommen. Bis auf 90 Jugendliche – 18 weniger gegenüber dem Vorjahr - waren zum 30. September alle versorgt, das heißt sie hatten eine Lehrstelle, eine schulische oder eine sonstige Alternative gefunden.


Die drei beliebtesten Ausbildungsberufe der Mädchen waren Verkäuferin, Kauffrau für Büromanagement und Kauffrau im Einzelhandel. Bei den Jungen waren dies Kfz-Mechatroniker für Pkw-Technik, Verkäufer und Kaufmann im Einzelhandel.

Die meisten Ausbildungsstellen gab es auch in diesem Jahr wieder für die Berufe Verkäufer/in, Kaufmann/-frau im Einzelhandel sowie Kaufmann/-frau für Büromanagement.

Die meisten unbesetzt gebliebenen Ausbildungsplätze gab es zum 30. September in den Verkäufer/in, Koch/Köchin und Handelsfachwirt/in.


Jochem Freyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Frankfurt (Oder) (für FFO, MOL, LOS):  "Die Zahl der bei der Arbeitsagentur Frankfurt (Oder) gemeldeten Ausbildungsplatzbewerber ging das dritte Jahr in Folge leicht zurück. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen blieb auf Vorjahresniveau. Nur 90 der gemeldeten Jugendlichen blieben unversorgt, nochmal weniger als im Vorjahr. Hingegen wurden deutlich mehr Betriebe als im Vorjahr bei der Suche nach einem Azubi nicht fündig. Meine Bewertung ist zweigeteilt. Auf der einen Seite hatten Jugendliche nie bessere Möglichkeiten in das Berufsleben einzusteigen, auf der anderen Seite wird es für die Betriebe immer schwieriger Nachwuchs zu finden. Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist alles in allem erfreulicher als noch vor nur wenigen Jahren. Für die Jugendlichen wächst jedoch das Problem aus der schier unüberschaubaren Auswahl an Möglichkeiten das für sie passende zu finden. Für die Betriebe drängt die Zeit, die demografische Lücke wird immer größer. Allen Jugendlichen empfehle ich, möglichst früh darüber nachzudenken, welcher Beruf zu ihren Interessen und Stärken passt. Dabei helfen der Besuch in unserem Berufsinformationszentrum, zusätzliche Betriebspraktika während der Schulzeit und natürlich persönliche Gespräche mit den Berufsberatern. Letztere helfen auch Alternativen zu finden, wenn sich der Traumberuf aus irgendwelchen Gründen nicht sofort verwirklichen lässt. Arbeitgeber sollten sich darauf einstellen, dass es in den kommenden Jahren nicht einfacher wird, Nachwuchskräfte zu gewinnen. Hilfreich sind eine adäquate Ausbildungsvergütung, niedrigschwellige Praktikaangebote und die Bereitschaft, Jugendlichen mit Handicap oder jungen Geflüchteten eine Chance zu geben. Wir unterstützen beispielsweise mit geförderten Langzeitpraktika oder ausbildungsbegleitenden Hilfen. Ostbrandenburg als Region sollte sich stärker bemühen, für Berliner Jugendliche sichtbar und attraktiv zu sein. Während in Berlin zahlreiche Jugendliche keinen Ausbildungsplatz finden, könnten wir sie in den Unternehmen gut gebrauchen.“


Michael Völker, Leiter Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung der IHK Ostbrandenburg (für FFO, MOL, LOS, BAR und UM): „Mit dem heutigen Tag zählen wir 1450 registrierte Ausbildungsverträge. Das sind 84 mehr als vor einem Jahr. Nach wie vor werden vor allem Berufe im Handel angestrebt. 448 junge Menschen im ersten Ausbildungsjahr sehen ihre Zukunft in dieser Branche. Trotz der Konjunkturschwäche setzen Ostbrandenburger Betriebe vor allem auf die duale Ausbildung bei der Fachkräftesicherung. Diese Zuversicht spiegelt sich besonders im Hotel- und Gaststättengewerbe wieder. Die Zahl der hier abgeschlossenen betrieblichen Ausbildungsverträge stieg um mehr als ein Fünftel auf 157. Die duale Ausbildung ist eine solide Basis für den Einstieg ins Berufsleben und eine echte Alternative zum Studium. Davon können sich Eltern und Schüler am 19. November in den Frankfurter Messehallen bei der „Mitmach-Messe“ überzeugen. Es ist mit 75 Unternehmen die größte Ausbildungsschau der Region.“


Michaela Schmidt, Abteilungsleiterin Berufsbildung bei der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) – Region Ostbrandenburg (für FFO, MOL, LOS, BAR und UM): „Die Ausbildungsbereitschaft im Handwerk der Region ist für uns weiterhin erfreulich. Das Bemühen um den Berufsnachwuchs hatte auch 2022 wieder Erfolg: Bis zum 31. Oktober 2022 registrierte die Handwerkskammer über 900 neue Lehrverträge. Das bedeutet ein leichtes Plus an betrieblichen Ausbildungsverträgen gegenüber dem Vorjahr 2021. Mit der Gesamtzahl neuer Lehrlinge bewegt sich das ostbrandenburgische Handwerk auf dem Niveau von 2018. Das Bewusstsein für die Chancen, die das Handwerk den jungen Menschen in unserer Region bietet, muss jedoch weiter gestärkt werden. Gerade ihnen werden hier beste Perspektiven für die berufliche Entwicklung geboten. Denn wer eine Tätigkeit im Handwerk aufnimmt, kann gezielt darauf hinarbeiten, sein eigener Chef zu werden und eventuell sogar einen bereits funktionierenden Betrieb übernehmen.“