Jahresbilanz am Ostbrandenburger Ausbildungsmarkt

Weniger Jugendliche unversorgt – Mehr Ausbildungsstellen gemeldet

02.11.2023 | Presseinfo Nr. 57

Nach den schwierigen Bedingungen der Vorjahre steigt die Nachfrage der Ostbrandenburger Ausbildungsbetriebe nach Auszubildenden wieder an.

 

Die Zahl der bei der Arbeitsagentur gemeldeten Ausbildungsstellen in Ostbrandenburg liegt über dem Vorjahresniveau. In Frankfurt (Oder) sowie in den Landkreisen Märkisch-Oderland und Oder-Spree meldeten Arbeitgeber aus der regionalen Wirtschaft und Verwaltung insgesamt 2.341 betriebliche Lehrstellen, das sind 235 mehr als im Vorjahr. Zum Stichtag 30. September blieben, wie auch bereits im Jahr zuvor, 253 betriebliche und außerbetriebliche Ausbildungsplätze unbesetzt.

Demgegenüber haben 2.200 Jugendliche – 72 weniger als im Vorjahr – aus diesem und älteren Abschlussjahren die Hilfe der Berufsberatung bei der Lehrstellensuche in Anspruch genommen. Bis auf 70 Jugendliche – 20 weniger gegenüber dem Vorjahr – waren zum 30. September alle versorgt, das heißt, sie hatten eine Lehrstelle, eine schulische oder eine sonstige Alternative gefunden.

 

Die drei beliebtesten Ausbildungsberufe der Mädchen waren Kauffrau für Büromanagement, Verkäuferin und Kauffrau im Einzelhandel. Bei den Jungen waren es Kfz-Mechatroniker für Pkw-Technik, Verkäufer und Kaufmann im Einzelhandel.

 

Die meisten Ausbildungsstellen gab es auch in diesem Jahr wieder für die Berufe Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Verkäufer/in sowie Kaufmann/-frau für Büromanagement.

 

Die meisten unbesetzt gebliebenen Ausbildungsplätze gab es zum 30. September in den Berufen Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Industriemechaniker/in und Koch/Köchin.

 

Jochem Freyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Frankfurt (Oder) (für FFO, MOL, LOS): 

 

„Mehr gemeldete Ausbildungsstellen, mehr abgeschlossene Verträge und weniger unversorgte Jugendliche – die Bilanz zum Ausbildungsstart in Ostbrandenburg ist klar positiv.

Aber es gibt auch Schattenseiten der Entwicklung. Viele Betriebe gingen bei der Suche nach einem Azubi leer aus. Und es wird in den nächsten Jahren schwierig bleiben Nachwuchs zu finden. Hilfreich sind eine adäquate Ausbildungsvergütung, niedrigschwellige Praktikaangebote und die Bereitschaft, Jugendlichen mit Handicap oder jungen Geflüchteten eine Chance zu geben. Wir unterstützen die Betriebe beispielsweise mit geförderten Langzeitpraktika oder ausbildungsbegleitenden Hilfen.

Für die Jugendlichen bleibt die Herausforderung, aus der schier unüberschaubaren Auswahl an Möglichkeiten das für sie passende zu finden. Sie sollten möglichst früh darüber nachzudenken, welcher Beruf zu ihren Interessen und Stärken passt. Dabei helfen der Besuch in unserem Berufsinformationszentrum, zusätzliche Betriebspraktika während der Ferien und natürlich persönliche Gespräche mit den Berufsberatern. Letztere helfen auch Alternativen zu finden, wenn sich der Traumberuf aus irgendwelchen Gründen nicht sofort verwirklichen lässt.

Ostbrandenburg als Region sollte sich stärker bemühen, für Berliner Jugendliche sichtbar und attraktiv zu sein. Während in Berlin zahlreiche Jugendliche keinen Ausbildungsplatz finden, könnten wir sie in den Unternehmen gut gebrauchen.“

 

Michael Völker, Leiter Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung der IHK Ost-brandenburg (für FFO, MOL, LOS, BAR und UM): „Nun schon im dritten Jahr in Folge verzeichnen wir mehr neu abgeschlossene Berufsausbildungsverträge. Nach dem Sommer begannen 1584 junge Leute im IHK-Bezirk eine Ausbildung. Das sind 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr“, sagt Michael Völker, Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung bei der IHK Ostbrandenburg. 

„Besonders freut uns, dass die Zahl der Ausbildungsbetriebe weiter auf 1227 gestiegen ist. Wir stellen auch mehr Teilnehmer in den Prüfungen für den Ausbilderschein fest. Bis zum Ende des Jahres rechnen wir mit 460. Die Betriebe legen also Wert auf die Fortbildung ihrer Mitarbeiter nach der Ausbilder-Eignungsverordnung. Mit dem Ausbilderschein wächst die Qualität der Ausbildung im Betrieb als wichtiges Instrument bei der Fachkräftesicherung. Denn das beste Personal ist das selbst ausgebildete und selbst qualifizierte Personal. Wir als IHK Ostbrandenburg beraten, wie Ausbildung im Unternehmen organisiert und durchgeführt werden kann.“

 

Michaela Schmidt, Abteilungsleiterin Berufsbildung bei der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) – Region Ostbrandenburg (für FFO, MOL, LOS, BAR und UM): „Über 950 Lehrvertragsabschlüsse im neuen Ausbildungsjahr belegen, dass das Handwerk seine sehr gute Ausbildungsleistung stabil erbringt. Damit registrierte die Handwerkskammer 5 Prozent mehr Lehrabschlüsse als vor Corona im Oktober 2019. Erfreulich ist zudem, dass die Zahl der Ausbildungsbetriebe im Handwerk Ostbrandenburgs erneut gestiegen ist und nunmehr 1080 beträgt. Die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer weist noch immer 150 freie / offene Ausbildungsplätze aus.

 

Wer bereits die Schule beendet hat und sich noch immer nicht sicher ist, in welchem Beruf er eine Ausbildung absolvieren möchte, kann in Rücksprache mit dem Berufsberater der Arbeitsagentur eine Einstiegsqualifizierung in einem Handwerksunternehmen absolvieren. Dabei handelt sich hierbei um ein knapp einjähriges „Praktikum“, welches durch den Besuch der Berufsschule ergänzt werden kann. So kann jede/r testen, ob ein Beruf passt bzw. ob man den Anforderungen einer beruflichen Ausbildung gewachsen ist

 

Handwerksberufe sind für Schulabgänger eine sichere und attraktive Alternative zum Studium oder zu Helferjobs. Jungen Menschen stehen in diesen bewegten Zeiten nach ihrem beruflichen Ausbildungsabschluss zudem beste Fortbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten im Handwerk offen. Wer seine Karriere im Handwerk gut plant, kann einen modernen, überaus interessanten und abwechslungsreichen Beruf ausüben, der gute Verdienstchancen bietet und vor allem vielseitig ist, nie langweilig wird und Erfüllung wie Zufriedenheit verspricht.“