Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat zu einer starken Fluchtbewegung nach Europa geführt. In Mittelsachsen sind im Juni insgesamt 771 erwerbsfähige Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit gemeldet. Davon sind 579 arbeitslos gemeldet, allein 569 im Rechtskreis SGB II. Der überwiegende Teil der arbeitslos gemeldeten ukrainischen Geflüchteten sind Frauen (477).
In allen Regionen des Landkreises ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat Mai gestiegen. Den stärksten Zugang verzeichnet hierbei die Region Döbeln mit +10,7 Prozent, gefolgt von Rochlitz +9,1 Prozent. In Hainichen stieg die Arbeitslosigkeit um 8,4 Prozent, in Freiberg um 5,1 und in Flöha um 4,0 Prozent.
Die niedrigste Arbeitslosenquote verzeichnet Flöha mit 3,7 Prozent, gefolgt von Rochlitz mit 4,3 Prozent. In Hainichen liegt die Arbeitslosenquote bei 4,6 Prozent, in Freiberg bei 4,8 und in Döbeln liegt die Quote bei 6,2 Prozent.
Neu bzw. erneut arbeitslos meldeten sich im Juni 1.754 Personen. Davon wurden 553 nach vorheriger Erwerbstätigkeit und 286 nach einer Ausbildung oder einer Maßnahme arbeitslos. Demgegenüber standen 1.230 Personen, die ihre Arbeitslosigkeit beendeten. 403 haben eine Erwerbstätigkeit aufgenommen und 269 eine Ausbildung oder sonstige Bildungsmaßnahme.
„Durch aktuell verschiedene äußere Einflüsse stehen wir weiter vor großen Herausforderungen. Die Zahl der Arbeitslosen ist gegenüber dem Vormonat erwartungsgemäß gestiegen. Der Anstieg der Arbeitslosen geht fast ausschließlich auf den Rechtkreis SGB II zurück und ist bei allen Personengruppen zu beobachten, insbesondere aber bei den Frauen, den 15 bis unter 25-Jährigen und den Ausländern. Dieser Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat, geht auf die geflüchteten Menschen aus der Ukraine zurück. Ohne diesen Effekt hätte es einen geringeren Anstieg der Arbeitslosigkeit gegeben,“ konstatiert Susan Heine, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freiberg.
„Besonders positiv ist in Mittelsachsen die große Bereitschaft zur Unterstützung der Geflüchteten. Es haben sich bereits eine Vielzahl von Unternehmen bei dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Freiberg und dem Jobcenter Mittelsachsen gemeldet. Diese sind bereit, die geflüchteten Menschen individuell bei dem Einstieg in das Erwerbsleben zu unterstützen. Das größte Handicap ist aktuell noch die sprachliche Barriere. Hierfür werden aktiv Sprachkurse angeboten, um die Integration zu verbessern“, hebt Susan Heine hervor.
Der Arbeitsmarkt entwickelt sich dennoch günstig. Die Zahl der neu gemeldeten offenen Stellen sowie der Bestand an Stellen sind relativ konstant. Die Arbeitgeber suchen verstärkt Fachkräfte. Qualifizierung wird damit immer wichtiger, so dass wir intensiv in diese Richtung beraten und fördern. Das gilt für Arbeitgeber und deren Beschäftigte, wie auch für Menschen, die sich in ihrer Arbeitslosigkeit wieder fit für den Arbeitsmarkt machen müssen“, so Susan Heine weiter.
Seit Jahresbeginn wurden der Agentur für Arbeit Freiberg 2.995 neue Arbeitsstellen gemeldet. Der Gesamtbestand an Arbeitsstellen liegt im Juni bei 2.230 Stellen. Das sind 9 bzw. 0,4 Prozent weniger als im Vormonat jedoch 440 mehr als im Juni letzten Jahres. Stellenangebote gibt es beispielsweise im Verarbeitendem Gewerbe (377), im Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von KfZ (265) aber auch in der Zeitarbeit wird verstärkt nach Arbeitskräften gesucht (659).
Ausbildungsmarkt
Seit Oktober des vergangenen Jahres wurden der Arbeitsagentur Freiberg 1.403 Ausbildungsstellen gemeldet. Davon sind noch 735 unbesetzt, das sind 27 mehr als im Vorjahresmonat. Die meisten freien Ausbildungsstellen gibt es in Freiberg (211), in Hainichen (152) und Döbeln (144). Im Verarbeitenden Gewerbe gibt es die größte Anzahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen (275), zum Beispiel in der Herstellung von Metallerzeugnissen (54) oder der Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus (32).
Von insgesamt 1.458 gemeldeten Bewerbern sind noch 578 auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. 95 von ihnen suchen nach einer Ausbildung im Verkauf, 56 suchen eine Ausbildung in der Verwaltung oder Büro und Sekretariat und 47 suchen eine Ausbildung in der Fahrzeug-Luft-Raumfahrt-Schiffbautechnik.
„Oft finden Jugendliche und Betriebe nur schwer zusammen. Deshalb ist es wichtiger denn je, dass junge Menschen und Unternehmen sich frühzeitig finden. Ideal dafür sind berufsorientierende Praktika oder auch Ferienarbeit. Sie bieten jungen Menschen die Möglichkeit, die praxisnahe Berufliche Bildung und die reale Arbeitswelt kennenzulernen. Viele Betriebe haben kreative und innovative Angebote zur beruflichen Orientierung. Das ist ein Gewinn sowohl für die jungen Menschen als auch für die Wirtschaft. Nur wer weiß, was er kann und will, trifft die richtige Berufswahl und wird so zu einer wertvollen Fachkraft im Betrieb“, so Susan Heine.
„Weiterhin empfehle ich den Jugendlichen die aktuell noch eine Lehrstelle für den Herbst suchen und allen Frauen und Männer bis 35 Jahren ohne Ausbildung kurzfristig mit unseren Berufsberatern Kontakt aufzunehmen“, rät Susan Heine abschließend.
Blick in die Regionen des Landkreises Mittelsachsen
Agenturbezirk Gesamt
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Region Hainichen
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Region Rochlitz
| Region Flöha
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Region Döbeln
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Hintergrundinformationen
Geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern wird mit der Erteilung der Aufenthaltserlaubnis nach § 24 Aufenthaltsgesetz der Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht und seit 1. Juni 2022 können sie Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende SGB II erhalten. Davor erhielten geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Wenn die Geflüchteten Grundsicherungsleistungen beziehen, sind die Jobcenter zuständig, in anderen Fällen die Arbeitsagenturen.