Der etwas andere Azubi

Alexander Meixner aus Markt Schwaben startet mit 38 Jahren in ein neues berufliches Leben und beginnt eine betriebliche Umschulung zum Hörakustiker – möglich wurde dies durch jede Menge Mut, Eigeninitiative und die Unterstützung seines Arbeitgebers Höregott Hörakustik sowie der Agentur für Arbeit Erding.

17.03.2022 | Presseinfo Nr. 6

Höregott. Ein durchaus ungewöhnlicher, aber auch klangvoller Name – vor allem für einen Hörakustik-Meisterbetrieb. Darauf angesprochen lacht Alexander Höregott, Inhaber und entsprechend auch Namensgeber des Neufinsinger Unternehmens und erklärt, auf seine eigene Berufswahl hätte dieser keinen Einfluss gehabt: „Aber jetzt passt er ganz gut.“ Und noch etwas anderes passt sehr in seinem Betrieb: Seit Herbst 2021 gehört Alexander Meixner als Auszubildender dem Höregott-Team an. Normal? Außergewöhnlich!
Denn Alexander Meixner ist bereits 38 Jahre alt – und außerdem einer der macht, der lösungsorientiert denkt. Und eine Lösung musste für ihn her, während der Corona-Pandemie: Alexander Meixner war im Produkt-Vertrieb eines Unternehmens der Musikindustrie beschäftigt, die Aufträge für Außendienstler wie ihn wurden rar. Eine kurze Zeit der Arbeitslosigkeit nutzte er, um sich neu zu orientieren – und entschloss sich dazu, ganz neu anzufangen. „Ich habe gemerkt, dass ich mich beruflich verändern will und muss, dass ich zukünftig etwas Sinnvolles machen will, etwas was den Menschen wirklich nützt, aber auch etwas, dass für mich gute Zukunftsperspektiven bietet“, so Alexander Meixner. Der Beruf des Hörakustikers lag da gar nicht mal so fern: Er hat wie seine vorherige Tätigkeit eine technische Komponente – moderne Hörgeräte sind kleine Hightech-Computer – aber auch eine sehr soziale: der enge Kontakt zu den Kund*innen. „Außerdem ist für mich gutes Hören etwas Essentielles – vielleicht weil ich selbst Musiker bin und Musik liebe – aber auch, weil gutes Hören für Lebensqualität steht, für die Teilnahme am sozialen Leben.“ Alexander Meixner erfuhr in der Agentur für Arbeit, dass es für „Zukunftsstarter“ wie ihn Fördermöglichkeiten gibt, machte Praktika in Hörakustik-Betrieben, entschied in einem kleinen Unternehmen arbeiten zu wollen und knüpfte Kontakt zu Alexander Höregott. Dieser konnte dringend Unterstützung in seinem Betrieb brauchen, aber einen 38-jährigen Auszubildenden einstellen?

„Die Chemie zwischen uns stimmte. Aber klar war auch, dass Alexander Meixner nicht von einem Azubi-Gehalt wird leben können. Gleichzeitig kann ich aber eine zunächst ungelernte Kraft nicht als Geselle entlohnen“, erläutert Alexander Höregott. Er wandte sich an den Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur in Erding und erfuhr dort, dass es verschiedenste Unterstützungsmöglichkeiten für die Qualifizierung von Arbeitslosen, aber auch von Beschäftigten in Unternehmen gibt. Man verständigte sich auf die Förderung einer zweijährigen „betrieblichen Einzelumschulung“ zum Hörakustiker – die beide Seiten finanziell entlastet: Für Alexander Meixner übernimmt die Arbeitsagentur die Lehrgangsgebühren, die Fahrtkosten zur Berufsschule der Akademie für Hörakustik in Lübeck und die Kosten für die Unterbringung und Verpflegung vor Ort. Sein Chef erhält – für die Zeiten in denen sein Azubi ihm im Betrieb auf Grund des Berufsschulbesuchs nicht zur Verfügung steht – einen Zuschuss zum Arbeitsentgelt.

Inzwischen ist seit dem Ausbildungsstart ein gutes halbes Jahr vergangen. Zeit für ein Zwischenfazit: „Ich bin sehr glücklich mit meiner Entscheidung. Hörakustiker ist ein schöner Beruf. Bei Höregott bin ich zwar Azubi, werde aber trotzdem als vollwertige Arbeitskraft wahrgenommen“, resümiert Alexander Meixner und ergänzt schmunzelnd: „Und in der Berufsschule läuft es auch gut. In der Umschulungsklasse sitzen Azubis, die zwischen 30 und 54 Jahre alt sind. Dort bin ich also kein Exot. Wir unterstützen uns gegenseitig und lernen sehr strukturiert. Wahrscheinlich eint uns auch, dass wir lieber Laufen gehen als Partys zu feiern und sehr genau wissen, wofür wir heute die Lehrbank drücken.“ Auch Alexander Höregott ist zufrieden mit seinem Azubi, der ihn bei seinen täglichen Aufgaben tatkräftig entlastet. „Endlich kann ich mir auch mal mit gutem Gefühl frei nehmen“, wichtig für den frischgebackenen Familienvater. „Und natürlich merke ich oft, dass er Vorkenntnisse aus seinem frühen Berufsleben mitbringt und überhaupt Lebenserfahrung hat: Er ist sehr geduldig und verständnisvoll im Umgang mit unseren Kund*innen, arbeitet sehr selbstständig und eben lösungsorientiert. Das hat er den Jüngeren voraus, das muss sich bei einem 16-Jährigen erst entwickeln.“ Und der bürokratische Aufwand, um die Förderung der Umschulung bei der Agentur für Arbeit zu beantragen? „Durchaus vorhanden, aber machbar“, meint Alexander Höregott und klar ist für ihn auch: „Ohne die Förderung der Arbeitsagentur wäre es nicht gegangen. Das ist eine echte Chance – gerade auch für kleinere Betriebe.“ In die Zukunft blicken beide optimistisch – der Meister und die angehende Fachkraft. Sie bauen darauf, auch nach der abgeschlossenen Ausbildung im April 2023 weiter miteinander zu arbeiten.

Tipp: Interessierte aus den Landkreisen Erding, Ebersberg, Dachau und Freising, die sich zu Fördermöglichkeiten der Agentur für Arbeit rund um die Weiterbildung Beschäftigter informieren wollen, können dies telefonisch unter 0 800 4 5555 20 tun. Erste Informationen und Kontaktdaten von Ansprechpartner*innen finden sich außerdem hier:
www.arbeitsagentur.de/vor-ort/freising/unternehmen -> Personal finden, binden,
weiterbilden.