Schule zu Ende – und jetzt?

Im Gespräch mit Rebecca Noppmann

17.09.2024 | Presseinfo Nr. 58

Rebecca Noppmann

Rebecca Noppmann ist Berufsberaterin in der Agentur für Arbeit Freising und unterstützt Jugendliche bei der Berufsorientierung und der Suche nach dem passenden Ausbildungs- oder Studienplatz. Sie weiß, dass vielen jungen Menschen diese Entscheidung schwerfällt, auch weil sie ihnen so endgültig erscheint. Aber da nimmt sie gleich mal den Druck raus: „Es ist nicht mehr wie zu Zeiten von Oma und Opa. Kaum jemand übt ein Berufsleben lang dieselbe Tätigkeit aus  oder bleibt bei einem Unternehmen beschäftigt. Lebenslanges Lernen gehört dazu. Man kann sich jederzeit weiterbilden, verändern oder neu erfinden.“ Aber wie einen gelungenen Berufseinstieg finden? Dafür hat Rebecca viele Tipps und Infos auf Lager – für Schulabgängerinnen und -abgänger aber auch für deren Eltern. Ein Gespräch:

 

Die Wahl des Ausbildungsberufes oder des Studienganges stellt viele Schulabgängerinnen und -abgänger vor eine große Herausforderung. Wonach sollte ausgewählt werden?

„Um eine fundierte Entscheidung zu treffen, sollten die Stärken, Fähigkeiten und eigenen Interessen angeschaut werden. Gibt es Hobbys oder Schulfächer, die ein erstes Indiz geben können? Am wichtigsten ist aber die Frage: Wofür schlägt mein Herz? Man sollte für die Tätigkeit oder das Studienfach im Idealfall „brennen“, einfach richtig Lust darauf haben. Auch wenn man im Beruf nicht jeden Tag Sonnenschein erwarten sollte, bringt die eigene Motivation am ehesten langfristige Zufriedenheit und Erfolg. Dabei sollten man auch die Rahmenbedingungen wie Zukunftsaussichten, Arbeitsbedingungen, Gehalt und die (regionalen) Ausbildungsmöglichkeiten mit einbeziehen – wobei die Region Freising hier wirklich gut aufgestellt ist!"

 

Warum fällt die Entscheidung nach dem beruflichen Weg zunehmend schwerer?

„Es gibt eine so große Vielfalt der Möglichkeiten: rund 320 anerkannte Ausbildungsberufe und 22.000 Studiengänge! Durch Technologisierung und Globalisierung entstehen ständig neue Berufsfelder. Es gibt immer spezifischere Anforderungen und komplexere Qualifikationen. Dazu kommt für die Kinder oft gesellschaftlicher oder familiärer Druck. Aber auch ein deutlicher Wandel der Werte hin zu mehr Work-Life-Balance, Sinnhaftigkeit und persönlicher Erfüllung ist zu merken. Eine der größten Schwierigkeiten ist wohl aber der „information overload“ – ein Zuviel an Informationen. Deswegen bitte nicht die Suchmaschine fragen, sondern in die Berufsberatung kommen. Wir zeigen die besten Recherche-Tools.

 

Wie können Eltern sinnvoll unterstützen, und was sollte vermieden werden?

„Eltern können ihre Kinder sinnvoll unterstützen, indem sie sich mit ihren Kindern beschäftigen und Hobbys ermöglichen. Wenn das Kind mit den Eltern das Auto repariert und gern beim Kochen hilft, merkt es selbst am ehesten, ob es gern mit seinen Händen arbeitet. Oder diskutiert es beim Abendessen leidenschaftlich über Weltpolitik? Dann könnte vielleicht ein Studium in diese Richtung interessant sein. Bleibt im gemeinsamen Gespräch und hört zu! Nutzt gemeinsam Schnupper- und Hochschultage sowie Berufsmessen. Diese helfen, einen Eindruck von verschiedenen Berufen und Studiengängen zu bekommen. Vermeiden sollte man, eigene Wünsche und Vorstellungen auf die Kinder zu übertragen! Wir Berufsberaterinnen und Berufsberater merken einen stärker werdenden Druck zur Akademisierung. Dabei ist das nicht notwendig. Den Kindern stehen alle Wege offen, da unser Bildungssystem sehr durchlässig ist. Man braucht heutzutage kein Abitur mehr, um zu studieren." 

 

Welche Möglichkeiten gibt es, Schülerinnen und Schülern die Berufswahl zu erleichtern?

„Im Moment sind die Bedingungen für Jugendliche auf Ausbildungsplatzsuche in unserer Region sehr günstig. Das Angebot an Ausbildungsplätzen ist groß und vielfältig. Die jungen Menschen können Schnuppertage und Praktika bei diesen Unternehmen nutzen, um sich ein realistisches Bild zu machen. Wichtig ist auch, sich breit aufzustellen und einen „Plan B“ zu haben, um die Chancen zu erhöhen. Eine Wunschausbildung ist wichtig, aber wenn es in einem speziellen Bereich wenig Angebote gibt, hilft es, offen für weitere Optionen zu sein. Wir bieten über die letzten Schuljahre hinweg ein ausgedehntes Beratungsangebot an, das die Schülerinnen und Schüler nutzen sollten. Wir sind an Schulen mit Orientierungsangeboten und Informationsvorträgen vor Ort, bieten Einzelberatungen und ggf. Testungen bei uns an. Wir helfen bei Bewerbungen und vermitteln Ausbildungsstellen sowie duale Studienplatzangebote. Unser Berufsberatungsangebot ist natürlich kostenlos, vertraulich und neutral. Bei Interesse können Jugendliche unter Telefon 0 800 4 5555 00 oder per E-Mail an Freising.151-Berufsberatung-vor-dem-Erwerbsleben@arbeitsagentur.de jederzeit einen Beratungstermin bei uns vereinbaren. Wir freuen uns!"