Ausbildung zur Fachkraft in der Kinderpflege mit 50

„Ich will mir beweisen, dass ich es schaffen kann!“

In einem Alter, in dem manche Berufstätige schon über Altersteilzeit nachdenken und an der einen oder anderen Stelle kürzer treten möchten, macht Angela Göb etwas ganz anderes: Sie wagt ihn, den beruflichen Neuanfang in ihrem Traumjob und beginnt eine zweijährige Ausbildung zur Staatlich geprüften Kinderpflegerin.  Inzwischen steht die Taufkirchnerin kurz vor den Abschlussprüfungen. Den praktischen Teil ihrer Lehre ab-solviert sie im Bereich der Offenen Ganztagsschule der Grundschule am Mühlanger in Dorfen. 

Angela Göb ist eigentlich gelernte Einzelhandelskauffrau. In diesem Beruf war sie auch einige Jahre tätig, dann kamen die Kinder. Sie machte eine berufliche Pause. „Als die Kinder klein waren, habe ich angefangen in der Mittagsbetreuung der Grundschule Taufkirchen mitzuhelfen. Die Arbeit hat mit viel Spaß gemacht. Als ungelernte Kraft konnte ich dort aber nur auf Minijob-Basis beschäftigt sein“, erzählt Angela Göb. Ihre Kinder wurden groß, sie suchte nach neuen beruflichen Möglichkeiten und informierte sich dazu bei der Agentur für Arbeit. Dort erfuhr sie von einem besonderen Ausbildungsmodell für Staatlich geprüfte Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger.

Beschäftigungsbegleitende Qualifizierung in der Kinderpflege
Das Ausbildungsmodell richtet sich an Interessierte, die entweder gar keinen Berufsabschluss haben oder eine Ausbildung gemacht haben, aber in den letzten vier Jahren nicht berufstätig waren oder eine ungelernte Tätigkeit ausübten. Die Beschäftigungsbegleitende Qualifizierung dauert zwei Jahre und endet mit dem Abschluss Staatlich geprüfte/r Kinderpfleger/in. Den theoretischen Unterricht übernimmt ein Bildungsträger, bei Angela Göb zum Beispiel das CBZ Freising. Die Abschlussprüfungen finden an einer Staatlichen Berufsfachschule für Kinderpflege in Form einer Externen-Prüfung statt. Den praktischen Teil der Ausbildung absolvieren die Teilnehmenden direkt in einer Kindertageseinrichtung.

„Das Besondere an diesem Ausbildungsmodell ist, dass die Auszubildenden von der Kindertageseinrichtung für die Dauer der Ausbildung einen Arbeitsvertrag zum Beispiel als pädagogische Hilfskraft bekommen, der 30 Arbeitsstunden pro Woche umfasst und entsprechend vergütet wird“, erläutert Katja Kürmaier, operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Freising. „Das fand ich gleich gut und entlastend, denn in meiner Lebensphase habe ich natürlich andere finanzielle Verpflichtungen als Jungen und Mädchen, die direkt nach der Schule eine Ausbildung beginnen. Ein Azubi-Gehalt würde mir kaum ausreichen“, sagt Angela Göb. Aber auch die Kindertageseinrichtungen müssen die Kosten der Ausbildung nicht alleine tragen. Theoretischer Unterricht und Praxisphasen finden im wöchentlichen Wechsel statt. In den Zeiten, in denen die Auszubildenden Theorie-Unterricht haben und damit dem Betrieb nicht als Arbeitskraft zur Verfügung stehen, übernimmt die Arbeitsagentur die Lohnkosten. Die Kosten für die theoretische Ausbildung zum Beispiel beim CBZ Freising werden ebenfalls von der Agentur für Arbeit getragen. 

Gesuchte, motivierte Fachkräfte
Die Suche nach einem passenden Ausbildungsbetrieb fiel Angela Göb nicht schwer. Fachkräfte werden im Bereich der Kinderpflege händeringend gesucht und viele Kindertageseinrichtungen sind zunehmend bereit, auch älteren Auszubildenden eine Chance zu geben. „Am Anfang war ich trotz der guten Rahmenbedingungen unsicher, ob ich das alles wirklich schaffen kann. Meine eigene Schulzeit, lernen, Prüfungen schreiben, all das habe ich in 
eher mäßiger Erinnerung. Die Ausbildung zur Staatlich geprüften Kinderpflegerin würde eine Herausforderung für mich werden, das war mir klar. Aber ich wusste auch, dass ich in Zukunft als qualifizierte Kraft mit Kindern arbeiten möchte und dass dies meine Chance sein könnte“, erzählt Angela Göb. Solche Gedanken kennt Rosmarie Rauscher nur zu gut. Sie ist seit 10 Jahren Dozentin am CBZ Freising für Hauswirtschaft, Säuglingspflege und Ethik: „Erwachsene, die sich für eine solche Ausbildung entscheiden tun dies sehr überlegt und sind extrem motiviert. Mit ihnen zu arbeiten macht mir jeden Tag große Freude. Ich kann Kindertageseinrichtungen nur empfehlen, diese Männer und Frauen bei der Personalsuche in den Blick zunehmen.“ Derzeit unterrichtet Rosmarie Rauscher am CBZ 66 angehende Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger in vier Klassen. Im vergangenen Jahr haben alle Auszubildende, die zur Prüfung angetreten sind, diese auch bestanden. „Das ist auch für dieses Jahr der Plan“, versichert die Ausbilderin mit einem Lachen. Angela Göb wird eine von ihnen sein.

Weitere Informationen
Bürgerinnen und Bürger aus Freising, Erding sowie den umliegenden Landkreisen – aber auch Kindertageseinrichtungen – die sich für die Beschäftigungsbegleitende Qualifizierung zur/zum Staatlich geprüften Kinderpfleger/in interessieren, können sich für weitere Informationen an die Agentur für Arbeit unter Telefon 0800 4 5555 20 wenden oder eine E-Mail an Freising.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de bzw. Erding.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de senden.

Auch der Bildungsträger CBZ Freising gibt gerne Auskünfte zu diesem Ausbildungsmodell. Interessierte erreichen Dr. Corinn Kürten-Kunda unter der Telefonnummer 08161 98463-20 oder per E-Mail an corinn.kuerten@cbz-gruppe.de. Der nächste Ausbildungsstart ist für September 2024 geplant.