Inklusion als Erfolgsmodell: David Schiefner zeigt, wie es geht

• Am 3. Dezember ist internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen 

• Motivierter junger Mann mit Hörbehinderung David Schiefner startet erfolgreich in den Beruf 

• Bornmann Metallgestaltung und Experten-Netzwerk um die Agentur für Arbeit Gießen machen berufliche Integration möglich

28.11.2024 | Presseinfo Nr. 116

Zum Tag des Menschen mit Behinderungen zeigt eine Erfolgsgeschichte aus Alsfeld, wie Inklusion am Arbeitsplatz gelingen kann – dank der Zusammenarbeit von Agentur für Arbeit Gießen, dem Bildungsträger Kompass Leben e.V., der Firma Bornmann Metallgestaltung und dem Mut eines besonderen Mitarbeiters.

Mitten auf einer lärmenden Baustelle des Main-Taunus-Zentrums in Sulzbach steht ein junger Mann, der trotz des Baulärms konzentriert und lächelnd arbeitet: David Schiefner. Die Welt ist für den gehörlosen 24-Jährigen immer still, aber nicht langweilig ruhig, dafür sorgt der motivierte Mittelhesse. Denn seitdem er mit drei Jahren vollständig gehörlos wurde, zeigt Schiefner eindrucksvoll, wie man vermeintliche Hindernisse in Stärken verwandelt.

Seit August ist er festes Teammitglied in der Alsfelder Firma Bornmann Metallgestaltung – ein Erfolg, der nur durch viel Einsatz, Mut und eine gezielte Unterstützung möglich wurde.
 

Der lange Weg zum Traumberuf

Um in seinem Traumberuf Metallbauer Fuß zu fassen, mussten einige Herausforderungen überwunden werden. Schon als Kind hatte er Freude daran, mit seinen Händen zu arbeiten und Dinge zu gestalten. „Ich habe schon immer gern mit Lego gebaut und kreativ gearbeitet. Eine Bürotätigkeit wäre nichts für mich gewesen.“, resümiert Schiefner seine Berufswahlentscheidung. Für die Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) zog er nach München ins Internat und besuchte dort das Berufsbildungswerk mit Förderschwerpunkt Hören und Sprache. Es wurde deutlich, dass er das nötige Talent und die Leidenschaft für den Beruf im Metallbau mitbringt. Nach seiner erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung zum Fachpraktiker für Metallbau im Jahr 2023 stand er also vor der Frage: Wie gelingt der Einstieg in die Arbeitswelt? Hier bot die Agentur für Arbeit nach seinem Umzug zurück nach Mittelhessen, durch den ‘Unterstützten Beschäftigungsprozess‘ (UB) gezielt Hilfe an. 

 

UB ebnet den Weg

Dieses Programm richtet sich an Menschen mit Behinderung, die einen besonderen Unterstützungsbedarf haben, aber nicht das besondere Angebot einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung benötigen. Das Programm unterstützt durch Praktika sowie einer engen sozialpädagogischen Betreuung. Finanziert wurde die UB von der Gießener Arbeitsagentur, gestaltet und entscheidend begleitet wurde sie von Kompass Leben e.V. „Die Arbeitsagentur unterstützt schwerbehinderte Menschen beim Berufseinstieg oder Wiedereinstieg und zeigt Fördermöglichkeiten für Unternehmen auf. Die Geschichte von David Schiefner zeigt einmal mehr, wie bereichernd die Beschäftigung von Menschen mit einer Schwerbehinderung sein kann. Neben dem Mehrwert für die Zusammenarbeit im Betrieb, liegt darin auch eine besondere Chance für den Arbeitgeber, dem Fachkräftemangel zu begegnen“, erklärt Heiko Knorr, Arbeitsvermittler der Arbeitsagentur Gießen und Ansprechpartner für Arbeitgeber. 

 

Ein Gewinn für alle Seiten

Nach einem viermonatigen Praktikum bei Bornmann Metallgestaltung war klar: David passt nicht nur ins Team, sondern ist ein echter Gewinn für das Unternehmen, sodass er einen Vollzeit-Arbeitsvertrag angeboten bekam. Die abwechslungsreichen Aufgaben, wie Montagen und Sonderprojekte, begeistern den gehörlosen jungen Mann besonders. „Die Arbeit hier macht mir Spaß, und ich freue mich, dass ich zeigen kann, was ich kann“, sagt David selbstbewusst. Der Inhaber der Firma, Jan Bornmann, lobt besonders Davids Zuverlässigkeit und seine Neugier: „Wer Interesse an Handwerk hat, ist bei uns an der richtigen Adresse. Wichtig ist auch, dass es menschlich passt, da spielt es keine Rolle welche körperliche Einschränkung jemand hat. Wir sind sehr zufrieden, David ist nicht mehr wegzudenken“, fasst Bornmann kurz zusammen. Das Familienunternehmen, das derzeit sechs Mitarbeiter beschäftigt, ist weiterhin auf Wachstumskurs und bietet neben hochwertigen Produkten und Dienstleistungen auch Ausbildungsplätze und berufliche Perspektiven für junge Menschen an. „Nicht nur im Handwerk, sind gut ausgebildete Mitarbeitende ein hohes aber leider rares Gut, umso wichtiger ist es, auch Menschen mit Beeinträchtigungen eine Chance zu geben und das Potenzial zu erkennen und dieses Potenzial haben wir bei David gesehen.“ Auch für David sind die Kollegen und die Arbeit eine Bereicherung: „Ich wurde sehr offen empfangen und nicht anders behandelt. Ich übernehme jede Aufgabe und es wird kein Unterschied gemacht.“ Seine Hörbehinderung nimmt dabei kaum Raum ein. Die Frage, ob es Schwierigkeiten gäbe, verneint Jan Bornmann und ergänzt schmunzelnd: „Es entstehen eher lustige Momente, wenn man vergisst, dass David nicht hören oder Lippen lesen kann, wenn man ihn von hinten hinterherruft und er einfach weitergeht“, lacht Bornmann, „aber David versteht alles, auch wenn er nicht alles hört. Ich sehe sein Handicap nicht als Behinderung oder Hindernis.“

Bornmann war von der recht großzügigen finanziellen Förderung der Agentur für Arbeit überrascht und berichtet positiv, dass entgegen mancher Vorbehalte die Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur und dem Bildungsträger einwandfrei verlief und die Antragsstellung für den Zuschuss unkompliziert war. „Die Förderung war nicht ausschlaggebend, dennoch kann ich es jedem Betrieb nur empfehlen, Menschen mit Behinderung zu unterstützen und mit der Agentur für Arbeit zusammenzuarbeiten.“

Es ist ein Aufruf an alle Unternehmen: Inklusion ist kein Hindernis, sondern eine Bereicherung. Die Firma Bornmann setzt hier ein starkes Zeichen, indem sie Menschen mit Behinderung berufliche Perspektiven eröffnet und gleichzeitig zeigt, dass Fachkräftemangel durch Offenheit begegnet werden kann. Die abschließende Botschaft des Firmeninhabers ist daher: Nachmachen!

„Jeder kann es schaffen, auch Gehörlose!“: So lautet das Motto von David Schiefner am Ende des Gesprächs. Ein tolles Beispiel für gelebte Inklusion.

 

Hintergrund:

Am 3. Dezember 2024 ist der internationale Tag der Menschen mit Behinderung. Die Bundesagentur für Arbeit wirbt rund um diesen Tag unter dem Motto „Inklusion bringt weiter“ für Inklusion auf dem Arbeitsmarkt. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Potenziale von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt zu stärken und deren Teilhabemöglichkeiten zu verbessern.

 

Mehr als 1,1 Millionen Menschen mit Behinderungen gehen in Deutschland einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Der Zugang zum Arbeitsmarkt ist für die Betroffenen häufig schwieriger als für Menschen ohne Behinderungen. 

Im Bezirk der Arbeitsagentur Gießen waren 18.838 Menschen im November 2024 erwerbslos gemeldet. Darunter waren 8,0 Prozent oder 1.516 Schwerbehinderte Menschen. 

Für die Beschäftigung Schwerbehinderter können Arbeitgeber verschiedene finanzielle Hilfen erhalten. Von Eingliederungszuschüssen, über Zuschüsse zur Ausbildungsvergütung bei Aus- und Weiterbildung bis hin zur behindertengerechten Ausgestaltung des Arbeitsplatzes. In der Arbeitsagentur Gießen berät Heiko Knorr unter der Rufnummer 0641 – 9393 302.