Göttingen. Auch im März setzte sich auf dem südniedersächsischen Arbeitsmarkt die leichte Frühjahrsbelebung fort, die bereits im Februar zu spüren war. So waren im zurückliegenden Monat im Bezirk der Agentur für Arbeit Göttingen 12.047 Menschen arbeitslos, 399 bzw. 3,2% weniger als im Februar. Am Vergleich zum Vorjahresmonat ist die positive Entwicklung der letzten Monate deutlich abzulesen: Binnen Jahresfrist sank die Zahl der Arbeitslosen um 2.562 bzw. 17,5%. Und auch der Wert vom März 2020, dem letzten Monat vor Ausbruch der Pandemie und des damit verbundenen Lockdowns, wurde bereits wieder unterschritten. Damals waren in den Landkreisen Göttingen und Northeim, die der Agenturbezirk Göttingen umfasst, insgesamt 12.877 Menschen arbeitslos.
Auf der Stellenseite ist nach wie vor der Bestand an offenen Arbeitsangeboten sehr hoch. Im März waren 6.312 Stellen bei der Agentur für Arbeit Göttingen registriert, 1.041 davon wurden im zurückliegenden Monat gemeldet. Das waren zwar 301 bzw. 22,4% weniger als im Februar, doch der seit Jahresbeginn gemeldete Stellenzugang liegt mit einem Plus von 744 (25,7%) weiterhin deutlich über dem gemeldeten Bedarf des Vorjahres. Da nach wie vor in vielen Bereichen Fach- und auch Anlernkräfte fehlen, steigt die Vakanzzeit beständig an. Unter Vakanzzeit versteht man die Zeit, die zwischen dem Datum der geplanten und der realisierten Stellenbesetzung liegt. Im März lag die durchschnittliche Wartezeit für Unternehmen, die ihre Stelle letztlich besetzen konnten, bei 110 Tagen und somit rund 20% über dem Vorjahreswert.
Klaudia Silbermann, Chefin der Agentur für Arbeit Göttingen, äußerte sich zur Entwicklung auf dem regionalen Arbeitsmarkt wie folgt: „Es ist sehr erfreulich, dass die Zahl der Arbeitslosen erneut gesunken ist. Unsere Region bietet gute Beschäftigungschancen, das haben auch die jüngst hierzu veröffentlichten Daten für unseren Bezirk gezeigt.“ Die Werte vom September weisen gegenüber dem Vorjahresquartal einen Anstieg von 2,2 Prozent auf. Insgesamt beschäftigen die Unternehmen in der Region rund 181.500 Menschen.
Auf der anderen Seite stellten, so Silbermann weiter, fehlende Fachkräfte bereits seit geraumer Zeit eine der größten Herausforderungen für die Betriebe dar. Den Themen Ausbildung und Qualifizierung von Beschäftigten komme daher immer größere Bedeutung zu.
„Natürlich beobachten wir auch mit Sorge, welche Auswirkungen der Krieg in der Ukraine mittelbar auf den Arbeitsmarkt haben könnte. Bereits die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie sensibel das Thema Lieferketten ist. Und so könnten sich in nächster Zeit sowohl gestörte Beschaffungsprozesse, wegbrechende Absatzmärkte sowie steigende Energiepreise auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar machen.
Die Bundesregierung hat jüngst die Sonderbestimmungen zum Kurzarbeitergeld bis zum 30. Juni verlängert. Dieses Instrument hat sich in der Pandemie bereits bewährt und dürfte auch bei einer möglichen Eintrübung die positive Beschäftigungssituation tragen,“ so die Arbeitsmarktexpertin.
Unterbeschäftigung
Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Angaben zur Unterbeschäftigung. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, die aber z.B. im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden. Die Unterbeschäftigung betrug nach vorläufigen Angaben im März 16.286. Damit sank der Wert um 2.434 bzw. 13,0% im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Konjunkturelle Kurzarbeit
Endgültige Werte für die realisierte Kurzarbeit im Agenturbezirk liegen mittlerweile für den Monat September 2021 vor. Danach haben im Agenturbezirk Göttingen im September 536 Betriebe von konjunktureller Kurzarbeit Gebrauch gemacht. Von dieser beschäftigungssichernden Förderung profitierten 3.295 Beschäftigte.
Ausbildungsmarkt
Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbildungsplatz haben weiterhin gute Chancen in der Region. In nahezu allen Branchen und Berufen hoffen Unternehmen auf interessierte Nachwuchskräfte zum Ausbildungsstart 2022.
Insgesamt haben Wirtschaft und Verwaltung seit Oktober 2.543 Ausbildungsstellen und duale Studienangebote gemeldet, 309 (13,8%) mehr als im Vorjahreszeitraum. Davon sind 1.803 noch nicht besetzt.
Auf der anderen Seite haben sich seit Oktober 1.494 junge Menschen gemeldet, um mit Unterstützung der Arbeitsagentur oder der Jobcenter einen Ausbildungsplatz zu finden. Das waren 155 weniger als im vorherigen Vergleichszeitraum. Von den Ausbildungsuchenden warteten im März 912 noch auf die Zusage eines Betriebes. Silbermann appellierte an die Ausbildungsbewerberinnen und -bewerber, die Osterferien auch für die Suche nach einem Ausbildungsplatz zu nutzen und zum Beispiel ein kurzes Praktikum zu machen. Dies biete, so die Agenturchefin, Orientierung und könne, insbesondere für junge Menschen mit nicht ganz überzeugenden Zeugnissen, ein echter Türöffner sein.
Silbermann wirbt bei jungen Menschen ohne konkrete Perspektive für den Berufseinstieg dafür, die Unterstützung der Berufsberatung in Anspruch zu nehmen.
Entwicklung in den Landkreisen des Arbeitsagenturbezirkes Göttingen
In den beiden Landkreisen Göttingen und Northeim, die zum Agenturbezirk Göttingen zählen, sank die Arbeitslosigkeit im Rahmen der üblichen saisonalen Entwicklung im Vergleich zum Vormonat. Sehr viel deutlicher ist der Rückgang gegenüber den Werten des Vorjahresmonats. In beiden Landkreisen liegen die Arbeitslosenzahlen unter dem Vor-Corona-Wert 2020.
Im Landkreis Northeim beträgt die Arbeitslosenquote für den Monat März 4,8% und liegt damit einen Prozentpunkt unter dem Vergleichswert vom März 2021. Insgesamt waren im Landkreis im zurückliegenden Monat 3.400 Menschen arbeitslos gemeldet, 130 weniger als im Februar (-3,7%), und 712 weniger als vor Jahresfrist (-17,3%).
Im Landkreis Göttingen sank die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,1 Prozentpunkte und liegt nun bei 5,0%. Im zurückliegenden Monat waren hier 8.647 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. Gegenüber dem Vormonat sank die Zahl der Arbeitslosen um 269 bzw. 3,0%. Im Vergleich zum März 2021 sank die Zahl sogar um 1.850 bzw. 17,6%.