Leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit

Arbeitslosigkeit steigt gegenüber Vormonat leicht an Wechsel der Zuständigkeit für aus der Ukraine Geflüchtete bedingt Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung für Arbeitsuchende / Stellenbestand erreicht neuen Höchststand bei gleichzeitigem Rückgang der neugemeldeten Stellen / Weiterhin sehr gute Chancen für Ausbildungsuchende 2022

30.06.2022 | Presseinfo Nr. 39

Göttingen. Mit einem leichten, atypischen aber erwarteten Anstieg der Arbeitslosigkeit ging der Juni auf dem Arbeitsmarkt in Südniedersachsen zu Ende. Im zurückliegenden Monat waren im Agenturbezirk Göttingen 12.459 Menschen arbeitslos gemeldet, 676 mehr als im Mai (+5,7%). Die aktuellen Werte liegen allerdings weiter unter den Vergleichszahlen des Vorjahresmonats, denn im Juni 2021 waren 1.196 (8,8%) mehr Menschen in der Region arbeitslos gemeldet. Entsprechend liegt die aktuelle Arbeitslosenquote mit 5,2% einen halben Prozentpunkt unter der Quote des Vorjahresmonats.

Klaudia Silbermann, Chefin der Agentur für Arbeit Göttingen, ordnet die aktuelle Entwicklung der Arbeitslosenzahlen wie folgt ein: „Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juni ist eher ungewöhnlich. In den letzten Jahren hatten wir im Agenturbezirk zu dieser Zeit meist einen leichten Rückgang zu verzeichnen. Aber die aktuelle Entwicklung kommt nicht überraschend. Denn der Gesetzgeber hat die Zuständigkeit für die aus der Ukraine geflüchteten Menschen weitestgehend an die Jobcenter übertragen, so dass die Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung für Arbeitsuchende in der Folge angestiegen ist. In den Jobcentern erhalten die Geflüchteten, sofern sie erwerbsfähig sind und ihren Lebensunterhalt nicht selbstständig bestreiten können, aus einer Hand finanzielle Leistungen und Unterstützung bei der Integration in Arbeit. Denn mit der Aufenthaltserlaubnis oder auch schon der Fiktionsbescheinigung der Ausländerbehörde dürfen geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer arbeiten, eine gesonderte Arbeitserlaubnis benötigen sie nicht. Perspektivisch sind die Chancen, einen Arbeitsplatz in der Region zu finden, gut. Denn trotz Veränderungen des Arbeitsmarktes im Kontext Klimaschutz, Energiewende und Digitalisierung werden Arbeitskräfte in nahezu allen Branchen dringend benötigt. Wenn es darum geht, notwendige Qualifikationen zu vermitteln, bieten Jobcenter und Agentur für Arbeit vielfältige Unterstützung an.“

Im Juni waren 688 Ukrainerinnen und Ukrainer im Agenturbezirk arbeitslos gemeldet, die in ganz überwiegender Zahl (680) von den Jobcentern der Region betreut werden. Der Frauenanteil in der Gruppe der ukrainischen Arbeitslosen beträgt 80,5%. Vor Jahresfrist waren in der Region lediglich 27 Ukrainerinnen und Ukrainer gemeldet.

Nachfragesituation

Während die Zahl der bei der Agentur für Arbeit neu gemeldeten Stellenangebote mit 1.024 im Juni rückläufig war, hat der Bestand an offenen Stellen mit 6.631 ein neues Allzeithoch erreicht. Diese Entwicklung verdeutlicht die anhaltenden Schwierigkeiten der Betriebe, geeignete Arbeits- und Fachkräfte für ihre Stellen zu finden. Der Rückgang der neu gemeldeten Arbeitsofferten beträgt gegenüber Mai 8,2% und 25,9% gegenüber dem Vorjahresmonat. Demgegenüber wuchs der Bestand an offenen Arbeitsplätzen um 3,6% gegenüber dem Vormonat und 30,2% gegenüber Juni 2021

Ausbildungsmarkt

Weiterhin gute Chancen bietet der Ausbildungsmarkt für Bewerberinnen und Bewerber. Im Juni waren noch knapp 50% der seit Oktober gemeldeten Ausbildungsstellen nicht abschließend besetzt. Konkret bedeutet das: von insgesamt 2.820 bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Ausbildungsstellen war für 1.434 der Besetzungsprozess noch nicht abgeschlossen. Auf der anderen Seite warteten noch 590 der insgesamt 1.783 gemeldeten Ausbildungsinteressierten auf die Zusage eines Betriebes.

„Der Ausbildungsmarkt hat sich in den letzten Jahren komplett gewandelt, denn seit dem Ausbildungsjahr 2016 gibt es in unserer Region mehr gemeldete Lehrstellenangebote als Bewerberinnen und Bewerber. Das hängt auf der einen Seite mit dem hohen Bedarf an Fachkräften zusammen. Auf der anderen Seite spielt die demografische Entwicklung, insbesondere aber auch der Trend zum weiterführenden Schulbesuch und der wachsenden Studierneigung, eine wichtige Rolle“, so Silbermann.

„Natürlich verteilen sich auch Angebot und Nachfrage nicht gleichmäßig auf alle Berufe: In manchen Berufen gibt es viele Ausbildungsmöglichkeiten aber nur geringe Nachfrage. In anderen Berufen gibt es ein starkes Bewerberinteresse, aber nicht in gleicher Zahl angebotene Ausbildungsstellen. Und in einem Flächenbezirk wie dem der Agentur für Arbeit Göttingen ist auch nicht jeder Ausbildungsplatz problemlos zu erreichen“, erklärt die Arbeitsmarktexpertin die Situation. Sie macht noch unentschlossenen Schulabgängerinnen und Schulabgängern Mut: „Ausbildungsinteressierte, die sich vielleicht zunächst auf den Schulabschluss fokussiert haben und noch nicht so intensiv in die Lehrstellensuche eingestiegen sind, haben noch gute Perspektiven, zum Ausbildungsstart August / September eine Zusage zu bekommen.“

Wer sich über Alternativen zum Wunschberuf informieren möchte oder weitere Unterstützung benötigt, kann sich gerne an die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Göttingen wenden: Telefonisch unter 0551 / 520 800 oder per E-Mail an goettingen.berufsberatung@arbeitsagentur.de

Unterbeschäftigung

Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Angaben zur Unterbeschäftigung. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, die aber z.B. im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden. Die Unterbeschäftigung betrug nach vorläufigen Angaben im Juni 16.613. Damit sank der Wert um 1.181 bzw. 6,6% im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Entwicklung in den Landkreisen des Arbeitsagenturbezirkes Göttingen

In den beiden Landkreisen Göttingen und Northeim, die zum Agenturbezirk Göttingen gehören, war gegenüber Mai ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. In beiden Landkreisen war hiervon insbesondere der Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) betroffen. Dieser wird von den Jobcentern verantwortet.

Gegenüber dem Vorjahresmonat sank die Arbeitslosigkeit insgesamt allerdings in beiden Landkreisen.

Im Landkreis Göttingen liegt die aktuelle Arbeitslosenquote bei 5,1% und damit 0,7 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahresmonats. Insgesamt waren hier im Juni 8.751 Menschen bei der Agentur für Arbeit und den Jobcentern arbeitslos gemeldet, 333 mehr als im Mai (+4,0%), allerdings 1.142 weniger als vor Jahresfrist (-11,5%).

Im Landkreis Northeim sank die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Juni 2021 um 0,1 Prozentpunkte auf 5,3%. Hier waren 3.708 Menschen arbeitslos gemeldet, 343 mehr als im Vormonat (+10,2%), allerdings 54 weniger als vor zwölf Monaten (-1,4%).

Im Landkreis Northeim waren im Juni 406 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet, 399 mehr als vor Jahresfrist. Im Landkreis Göttingen lag die Zahl im Juni bei 282. Hier waren im Vorjahresmonat lediglich 20 Arbeitslose mit ukrainischer Nationalität gemeldet. Die ganz überwiegende Zahl der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer wird in den Jobcentern der Region betreut.