Leichte Eintrübung auf dem Arbeitsmarkt

Arbeitslosigkeit in der Region steigt deutlich / Wirtschaft und Verwaltung melden weniger neue Stellen / Der Zielspurt auf dem Ausbildungsmarkt ist eingeläutet

29.07.2022 | Presseinfo Nr. 43

Göttingen. Mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat wartete der Juli in der Region Südniedersachsen auf. Wie die Agentur für Arbeit Göttingen mitteilte, fiel das saisonal durchaus übliche Plus gegenüber dem Juni stärker aus als im Durchschnitt der letzten Jahre. Insgesamt waren im zurückliegenden Monat 13.607 Menschen im Agenturbezirk Göttingen arbeitslos gemeldet. Das waren 1.148 mehr als im Juni (+9,2%) und 4 weniger als im Vorjahresmonat (-0,0%). Die aktuelle Arbeitslosenquote beträgt 5,7% und liegt damit 0,5 Prozentpunkte über dem Juni-Wert. Vor Jahresfrist hatte die Arbeitslosenquote 5,6% betragen.

Auf der Seite der Stellenangebote sank der neu gemeldete Bedarf um 77 Arbeitsofferten im Vergleich zum Juni (-7,5%) und um 506 gegenüber Juli 2021 (-34,8%). Der Bestand an offenen Stellen hingegen bewegt sich weiterhin auf Rekordniveau. Im Juli waren 6.614 Stellen in der Region zu besetzen. Das waren 17 weniger als im Juni, allerdings 1.086 mehr als vor einem Jahr.

Klaudia Silbermann, Chefin der Agentur für Arbeit Göttingen, erläutert die gegenwärtige Entwicklung wie folgt: „Wir verzeichnen einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit, der sich insbesondere in der Zuständigkeit der Jobcenter abbildet. Im Juli steigen die Arbeitslosenzahlen regelmäßig. Zum einen liegt es daran, dass um diese Zeit für viele junge Menschen die Schulzeit oder das Ausbildungsverhältnis endet. Zum anderen verlangsamen sich in den Sommermonaten während der Urlaubszeit aber in der Regel auch die Einstellungsprozesse. Unabhängig davon ist jedoch der deutliche Anstieg der Arbeitslosigkeit aktuell hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die ukrainischen Geflüchteten seit Juni durch die Jobcenter betreut und folglich in der Arbeitslosenstatistik erfasst werden.“

Die Arbeitsmarktexpertin führt mit Blick auf die Entwicklung der gemeldeten Stellenangebote aus: „Auf der Nachfrageseite machen sich Lieferengpässe, Energiekrise und fehlende Absatzmärkte in einer gewissen Zurückhaltung bei der Personalplanung bemerkbar. In dieser Gemengelage bleibt das Problem, dass ein Großteil der Arbeitsstellen in unserer Region nur schwer mit geeigneten Arbeits- und Fachkräften besetzt werden kann. Dies bildet der unverändert hohe Bestand offener Stellen in unserer Region ab. Daher ist es besonders wichtig, die Themen Ausbildung und berufliche Qualifizierung weiterhin intensiv im Fokus zu behalten, auch wenn der Arbeitsmarkt in den nächsten Monaten an Dynamik verlieren sollte. Denn Digitalisierungs- und Transformationsprozesse, und in der Folge die damit zusammenhängenden Veränderungen von Arbeitsplätzen und Kompetenzanforderungen, werden auch in Krisenzeiten weiter voranschreiten.“

Die Zahl der jugendlichen Arbeitslosen unter 25 Jahre betrug im Juli 1.472. Das waren 279 mehr als im Juni (+23,4%) und 50 mehr als vor Jahresfrist (+3,5%).

1.559 Ukrainerinnen und Ukrainer waren im zurückliegenden Monat überwiegend bei den Jobcentern arbeitslos gemeldet, im Vorjahresmonat waren es lediglich 26. An Qualifizierungs- und Förderangeboten der Agentur für Arbeit und der Jobcenter nahmen im Juli insgesamt 2.420 Menschen teil, 71 mehr als im Juli 2021.

Unterbeschäftigung

Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Angaben zur Unterbeschäftigung. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, die aber z.B. im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden. Die Unterbeschäftigung betrug nach vorläufigen Angaben im Juli 17.791. Damit stieg der Wert um 1.166 bzw. 7,0% im Vergleich zum Juni und um 126 bzw. 0,7% im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Konjunkturelle Kurzarbeit

Endgültige Werte für die realisierte Kurzarbeit im Agenturbezirk liegen mittlerweile für den Monat Januar 2022 vor. Danach haben im Agenturbezirk Göttingen im Januar 590 Betriebe von konjunktureller Kurzarbeit Gebrauch gemacht. Von dieser beschäftigungssichernden Förderung profitierten 3.916 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Ausbildungsmarkt

Auch wenn am kommenden Montag die ersten Auszubildenden in das Berufsleben starten, gibt es auf dem Ausbildungsmarkt in der Region noch viele offene Lehrstellenangebote. Im Juli waren 1.255 der seit Oktober bei der Agentur für Arbeit gemeldeten 2.902 Ausbildungsstellen nicht abschließend besetzt. Auf der anderen Seite hofften noch 445 der insgesamt 1.869 bei den Jobcentern und der Arbeitsagentur gemeldeten Ausbildungsplatzinteressierten auf eine Zusage.

Auch wenn die Ausbildungsverhältnisse regulär im August oder September beginnen, ist mit Zustimmung der Kammern in der Regel auch noch ein späterer Einstieg möglich Es lohnt sich, die Bewerbungsbemühungen noch einmal zu intensivieren, denn für nahezu alle Berufe gibt es weiterhin offene Ausbildungsstellen. Agenturchefin Silbermann wirbt dafür, die Berufsberatung zu kontaktieren: „Wer für den Ausbildungsstart 2022 noch eine Lehrstelle sucht, kann sich gerne an unsere Berufsberaterinnen und -berater werden. Sie wissen, wo es offene Lehrstellen gibt, kennen Alternativen und Vorbereitungsangebote, falls der Wunschberuf noch nicht feststeht. Übrigens endet in einigen Bereichen im Herbst bereits die Bewerbungsfrist für 2023, zum Beispiel in vielen Verwaltungsberufen. Es lohnt sich also, sich frühzeitig zu informieren und einen Termin zu vereinbaren.“ Ein Termin kann telefonisch unter
0551/ 520 800 oder per E-Mail an goettingen.berufsberatung@arbeitsagentur.de vereinbart werden.

Entwicklung in den Landkreisen des Arbeitsagenturbezirkes Göttingen

In den beiden Landkreisen Göttingen und Northeim, die zum Agenturbezirk Göttingen gehören, war gegenüber Juni erneut ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Gegenüber dem Vorjahresmonat entwickelte sich die Arbeitslosigkeit allerdings unterschiedlich.

In beiden Landkreisen war vom Anstieg der Arbeitslosigkeit insbesondere der der von den Jobcentern verantwortete Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) betroffen.

Im Landkreis Göttingen liegt die aktuelle Arbeitslosenquote bei 5,6% und damit 0,1 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahresmonats. Insgesamt waren hier im Juli 9.600 Menschen bei der Agentur für Arbeit und den Jobcentern arbeitslos gemeldet, 849 mehr als im Juni (+9,7%), allerdings 223 weniger als vor Jahresfrist (-2,3%).

Im Landkreis Northeim stieg die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Juli 2021 um 0,3 Prozentpunkte auf 5,7%. Hier waren 4.007 Menschen arbeitslos gemeldet, 299 mehr als im Vormonat (+8,1%), und 219 mehr als vor zwölf Monaten (+5,8%).

Im Landkreis Northeim waren im Juli 597 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet, 591 mehr als vor Jahresfrist. Im Landkreis Göttingen lag die Zahl im Juli bei 962. Hier waren im Vorjahresmonat lediglich 20 Arbeitslose mit ukrainischer Nationalität gemeldet. Die ganz überwiegende Zahl der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer wird in den Jobcentern der Region betreut.