Göttingen. Der regionale Arbeitsmarkt startete erwartungsgemäß mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat ins neue Jahr. Denn im Januar sorgen regelmäßig winterliche Witterung und das Auslaufen befristeter Beschäftigungsverhältnisse zum Jahresende für steigende Arbeitslosenzahlen. Dabei fiel das Plus im zurückliegenden Monat in diesem Jahr deutlich niedriger aus als im Durchschnitt der vergangenen Jahre.
So waren im Januar 12.780 Männer und Frauen bei der Agentur für Arbeit Göttingen und den Jobcentern der Region arbeitslos gemeldet, 633 bzw. 5,2% mehr als im Dezember. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank die Zahl jedoch um 2.208 bzw. 14,7%. Damit waren im zurückliegenden Monat weniger Menschen arbeitslos gemeldet als im Januar 2020 vor Beginn der Corona-Pandemie. Damals lag die Zahl der Arbeitslosen bei 13.257.
Die aktuelle Arbeitslosenquote beträgt 5,3% und sank somit binnen Jahresfrist um 0,9 Prozentpunkte.
Trotz der guten Nachrichten blickt Klaudia Silbermann, Chefin der Göttinger Agentur für Arbeit, auch mit Sorge auf diese guten Werte: „Natürlich ist es eine positive Entwicklung, dass nach dem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu Beginn der Pandemie jetzt spürbar weniger Menschen in unserer Region von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Dennoch hat die Pandemie deutliche Spuren hinterlassen. Denn in den letzten nunmehr fast zwei Jahren Corona ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen wieder gestiegen. Waren im Januar 2020 rund 38 Prozent der Arbeitslosen bereits länger als ein Jahr auf Arbeitsuche, so sind es heute gut 48 Prozent. Das sind knapp 6.200 Männer und Frauen, die den Anschluss an den Arbeitsmarkt zu verlieren drohen“, so die Arbeitsmarktexpertin.
„Dabei ist die Nachfrage nach Arbeitskräften groß, wir haben im Januar mit über 6.000 Stellen im Bestand einen neuen Höchstwert erreicht“, berichtet Silbermann. „Der Bestand steigt, weil für viele Arbeitsplätze inzwischen schwer geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden sind. Mittlerweile gilt das nicht nur für Stellenangebote, die sich an Hochqualifizierte und Fachkräfte richten, sondern auch für viele Helfertätigkeiten. Und das zeigt uns, dass wir alle gemeinsam unsere Bemühungen verstärken müssen, um arbeitslosen Menschen durch Aktivierungs-, Unterstützungs- und Qualifizierungsangebote eine Brücke in den Arbeitsmarkt zu bauen. Der oftmals im Kontext Ausbildung zitierte Satz „Keiner darf verloren gehen“ muss für alle Arbeitsuchenden gelten, unabhängig von Alter oder Jugend. Denn jede und jeder wird gebraucht.“
Nachfrage nach Arbeitskräften
Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der neu gemeldeten Stellenofferten leicht, im Vergleich zum Januar 2021 deutlich gestiegen. Im zurückliegenden Monat meldeten Wirtschaft und Verwaltung 1.261 neue Stellenangebote bei der Agentur für Arbeit Göttingen. Das waren 126 mehr als im Dezember (+11,1%) und 467 mehr als vor Jahresfrist (+58,8%).
Einen neuen Höchstwert erreichte im zurückliegenden Monat der Bestand offener Stellen. Insgesamt waren 6.223 Arbeitsofferten aus der Region gemeldet. Der Anteil sozialversicherungspflichtiger Stellen betrug rund 94%.
Unterbeschäftigung
Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Angaben zur Unterbeschäftigung. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, die aber z.B. im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden. Die Unterbeschäftigung betrug nach vorläufigen Angaben im Januar 16.735. Damit sank der Wert um 2.345 bzw. 12,3% im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Konjunkturelle Kurzarbeit
Nachdem die Inanspruchnahme von konjunktureller Kurzarbeit im Rahmen des zweiten coronabedingten Lockdowns wieder angestiegen war, sind die vorliegenden Zahlen wieder rückläufig. Allerdings stehen aufgrund der besonderen Abrechnungsmodalitäten in diesem Bereich Zahlen für die Inanspruchnahme von Kurzarbeit erst mit sechs Monaten Zeitverzug zur Verfügung.
Seit Oktober hat die Zahl der eingegangenen Anzeigen auf Kurzarbeit – darunter versteht man sozusagen eine Voranmeldung von Kurzarbeit durch die Betriebe – wieder zugenommen.
Endgültige Werte für realisierte Kurzarbeit liegen mittlerweile für Juli vor. In diesem Monat haben im Agenturbezirk Göttingen 767 Betriebe von konjunktureller Kurzarbeit Gebrauch gemacht. Von dieser beschäftigungssichernden Förderung profitierten 3.835 Beschäftigte.
Entwicklung in den Landkreisen des Arbeitsagenturbezirkes Göttingen
In den Landkreisen Göttingen und Northeim, die zum Agenturbezirk Göttingen gehören, stieg die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat an, lag jedoch deutlich unter den Werten des Vorjahresmonats. In beiden Landkreisen wurden die Werte des Vor-Corona-Januars 2020 unterschritten.
Die Arbeitslosenquote im Landkreis Northeim sank im Vergleich zum Vorjahreswert um 0,9 Prozentpunkte auf 5,1%. Insgesamt waren hier 3.605 Menschen bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter gemeldet. Das waren 184 (5,4%) mehr als im Dezember, jedoch 599 (14,2%) weniger als vor Jahresfrist.
Im Januar vor Ausbruch der Corona-Pandemie waren im Landkreis Northeim 3.786 Menschen arbeitslos, die Arbeitslosenquote betrug 5,4%.
Ebenfalls positiv hat sich die Arbeitslosigkeit im Landkreis Göttingen entwickelt. Hier waren im Januar bei der Arbeitsagentur und den Jobcentern 9.175 Menschen arbeitslos gemeldet, 449 (5,1%) mehr als im Dezember. Gegenüber dem Vorjahresmonat sank die Zahl allerdings um 1.609 bzw. 14,9%. Die Arbeitslosenquote im Landkreis Göttingen liegt bei 5,4% und damit 0,8 Prozentpunkte unter dem Januar-Wert 2021.
Auch im Landkreis Göttingen wurde der Vor-Corona-Wert vom Januar 2020 unterschritten. Damals waren 9.471 Menschen arbeitslos gemeldet, die Arbeitslosenquote betrug 5,5%.