Göttingen. Der Verwaltungsausschuss der Agentur für Arbeit Göttingen macht sich stark für die höhere gesellschaftliche Wertschätzung von Berufsabschlüssen, die auf einer betrieblichen oder schulischen Ausbildung beruhen. Nach wie vor herrsche vielerorts die Vorstellung vor, dass sich eine berufliche Karriere ausschließlich auf einem Hochschulstudium aufbauen ließe, so das Gremium. Natürlich habe auch der Berufseinstieg über einen akademischen Abschluss seine Berechtigung. Doch es dürfe nicht sein, dass – gerade auch in akademisch geprägten Regionen – das Abitur in vielen Fällen quasi automatisch Richtung Hochschule führe. Häufig könnten die vorhandenen Talente sogar besser in einer Berufsausbildung als in einem Studium entwickelt werden. Dabei sage die Form des Berufseinstiegs keineswegs etwas über den späteren Karriereweg aus. Denn längst seien auch die Wege der beruflichen Bildung durchlässiger geworden, ein späteres Studium auch ohne Abitur möglich. Die Gleichwertigkeit der beruflichen Ausbildung müsse endlich in den Köpfen ankommen. Schließlich könne die Energiewende allein mit Ingenieuren nicht geschafft und der Klimawandel nicht gestoppt werden. Dafür brauche es auch Fachkräfte, die vor Ort die konkreten Arbeiten kompetent umsetzten.
Um Schülerinnen und Schüler zu befähigen, sich in dem Dschungel der vielzähligen Ausbildungs- und Studienangebote zu orientieren, setzt der Verwaltungsausschuss sich für die Stärkung der Berufsorientierung ein. Denn nur auf einer soliden Kenntnis der vorhanden beruflichen Startmöglichkeiten können junge Menschen eine Bewertung der unterschiedlichen Einstiegswege vornehmen. Das Gremium fordert daher die verbindliche Einführung des Faches „Berufsorientierung“ an allen Allgemeinbildenden Schulen. Neben der Berufsberatung der Agentur für Arbeit könnten hier auch andere Orientierungsangebote angeboten werden, um jungen Menschen letztlich die Chance zu geben, die eigene berufliche Zukunft gut informiert zu gestalten.
In die Richtung ausbildender Unternehmen richtet der Verwaltungsausschuss den Appell, auch vermeintlich schwächere Bewerberinnen und Bewerber noch stärker in die Auswahlprozesse einzubeziehen. Denn in vielen Bereichen seien versierte Praktikerinnen und Praktiker gefragt, die sich nicht unbedingt immer über die Zeugnisse finden ließen. Das Gremium weist darauf hin, dass die Agentur für Arbeit Unternehmen bei der Ausbildung durch flankierenden Förderunterricht unterstützen könne.
Hintergrund:
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Selbstverwaltung. Das Selbstverwaltungsorgan einer lokalen Arbeitsagentur ist der jeweilige Verwaltungsausschuss (VA). Der VA der Agentur für Arbeit ist das Aufsichts- und Beratungsorgan der Geschäftsführung der Agentur. Vor Ort werden Arbeitsmarktprogramm und Planungen mit der Agenturleitung abgestimmt. So können arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und Initiativen zur Stärkung der Region vereinbart und wertvolle Beiträge zur Gestaltung der Arbeitsmärkte vor Ort geleistet werden.
Der VA setzt sich zu gleichen Teilen aus ehrenamtlichen Vertreterinnen und Vertretern der Arbeitnehmer- und der Arbeitgebergruppe sowie der öffentlichen Körperschaften zusammen.