Flaute auf dem Arbeitsmarkt

Saisonal bedingter Anstieg der Arbeitslosigkeit verstärkt sich durch konjunkturelle Faktoren / Betriebe sind bei Einstellungen verhaltener / Ausbildungsmarkt ist weiterhin in Bewegung /Berufsberatung und Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit informieren am 10. August im Kauf Park über Ausbildungs-Chancen für Spätentschlossene

01.08.2023 | Presseinfo Nr. 41

Landkreis Göttingen / Landkreis Northeim. Der aktuelle Trend auf dem Arbeitsmarkt entspricht durchaus der üblichen saisonalen Entwicklung in der Region Südniedersachsen, denn in den Sommermonaten steigen regelmäßig die Arbeitslosenzahlen. Daher ist auch der Aufwuchs bei den Arbeitsloszahlen im zurückliegenden Monat im Agenturbezirk Göttingen keine Überraschung. Im Juli waren hier insgesamt 15.499 Menschen bei der Agentur für Arbeit und den Jobcentern arbeitslos gemeldet. Das waren 636 (4,3%) mehr als im Juni und 1.892 (13,9%) mehr als im Vorjahresmonat. Zuletzt lag die Zahl der Arbeitslosen im Sommer 2020 auf diesem Niveau.

Klaudia Silbermann, Chefin der Agentur für Arbeit Göttingen, erläutert die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Region wie folgt: „Die Arbeitslosigkeit ist in diesem Juli etwas stärker gestiegen, als es sonst der Fall ist. Neben saisonalen Effekten, wie vorübergehenden Arbeitslosmeldungen von Schulabgängern und insbesondere schulischen Ausbildungsabsolventen, sowie der Verlangsamung von Einstellungsverfahren in der Haupturlaubszeit, kommen derzeit noch andere Aspekte hinzu: So steigt die Zahl der Arbeitslosen über 55 Jahren insbesondere in den Jobcentern aufgrund des Wegfalls einer statistischen Sonderregelung seit Januar monatlich kontinuierlich an. Aber auch konjunkturelle Aspekte“, so die Arbeitsmarktexpertin weiter, „machen sich langsam bemerkbar. Im Juli haben mehr Menschen in der Region ihren Arbeitsplatz verloren als im Vorjahresmonat. Und auf der anderen Seite meldeten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber weniger Stellen als vor einem Jahr. Der Bestand an offenen Stellen befindet sich zwar weiterhin auf einem hohen Niveau, ist jedoch gegenüber Juli 2022 deutlich zurückgegangen.“

Im vergangenen Monat meldeten Wirtschaft und Verwaltung insgesamt 829 neue Stellenangebote bei der Agentur für Arbeit 16 (1,9%) weniger als im Juni und 118 (12,5%) weniger als vor Jahresfrist. Der Bestand an offenen Stellen sank im Vergleich zum Vorjahresmonat um 747 (11,3%) auf insgesamt 5.867.

Besonders hoch ist die gemeldete Nachfrage derzeit in der Zeitarbeit (rund 1.400 offene Stellen), im Gesundheits- und Sozialwesen (rund 800 Stellenangebote) und im Handel incl. Instandhaltung und Reparatur von Kfz (rund 700 Arbeitsplatzangebote).

Ausbildungsmarkt

Obwohl die ersten Nachwuchskräfte des Jahrgangs 2023 am 01. August bereits ihre Ausbildung beginnen, gibt es noch zahleiche offene Ausbildungsplätze. Auch wenn für die eine oder andere Lehrstelle die Auswahlprozesse schon fortgeschritten sind, so gab es im Juli noch 1.249 unbesetzte Ausbildungsplätze. Seit Oktober letzten Jahres wurden insgesamt 2.982 Lehrstellen- und duale Studienangebote bei der Agentur für Arbeit gemeldet.

Auf der anderen Seite hoffen viele Jugendliche noch auf die Zusage eines Betriebes. Im Juli waren von den ursprünglich gemeldeten 1.998 Ausbildungsinteressierten noch 554 auf der Suche nach einer Lehrstelle.

Statistisch kommen in der Region aktuell auf 100 unbesetzte Ausbildungsstellen 44 Bewerberinnen und Bewerber. „Wir eröffnen jungen Menschen berufliche Einstiegsperspektiven: sei es ein passender Ausbildungsplatz, eine Überbrückungsmöglichkeit wie etwa ein Freiwilligendienst, oder ein auf die Ausbildung im nächsten Jahr vorbereitendes Unterstützungsangebot. So stehen beispielsweise unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater gemeinsam mit Vermittlungsfachkräften des Arbeitgeber-Services am 10. August, 13:00 – 18:00 Uhr, im Kauf Park Göttingen für Fragen und Beratung ohne Termin zur Verfügung“, wirbt Silbermann. Auch über den September hinaus sei in vielen Fällen der Berufseinstieg mit Zustimmung der Kammern noch möglich. 

Unterbeschäftigung

Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Angaben zur Unterbeschäftigung. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, die aber z.B. im Rahmen von
arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden. Die Unterbeschäftigung betrug nach vorläufigen Angaben im Juli 19.555. Damit stieg der Wert um 1.796 bzw. 10,1% im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Entwicklung in den Landkreisen des Arbeitsagenturbezirkes Göttingen

Sowohl im Landkreis Göttingen als auch im Landkreis Northeim stieg die Zahl der Arbeitslosen an. Das gilt für die Entwicklung im Vergleich zum Vormonat, aber auch mit Blick auf die Entwicklung gegenüber Juli 2022. Beide Landkreise gehören zum Agenturbezirk Göttingen.

Im Landkreis Northeim stieg die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Juni um 122 (3,1%) auf insgesamt 4.121. Damit waren 114 Menschen mehr arbeitslos als vor Jahresfrist (+2,8%). Die Arbeitslosenquote beträgt 5,9% und liegt damit 0,2 Prozentpunkte über dem Juli-Wert 2022.

Deutlicher fällt der Anstieg im Landkreis Göttingen aus, sowohl gegenüber Juni als auch gegenüber dem Vorjahresmonat. Im zurückliegenden Monat waren im Landkreis Göttingen 11.378 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 514 (4,7%) mehr als im Juni und 1.778 (18,5%) mehr als im Juli 2022. Die Arbeitslosenquote liegt hier bei 6,6%, was einem Plus von einem Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht. 

 

 

 

 

Arbeitslosenzahl

Veränderung gegenüber
Vormonat

Veränderung
gegenüber
Vorjahresmonat

Arbeitslosenquote
(Vorjahreswert)

Agentur für Arbeit Göttingen

15.499

+636 / +4,3%

+1.892 / +13,9%

6,4% (5,7%)

Landkreis
Göttingen

11.378

+514 / +4,7%

+1.778 / +18,5%

6,6% (5,6%)

Landkreis
Northeim

4.121

+122 / +3,1%

+114 / +2,8%

5,9% (5,7%)